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0309 - Der Horror-Alchimist

0309 - Der Horror-Alchimist

Titel: 0309 - Der Horror-Alchimist
Autoren: Manfred Weinland
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handgeschriebenen Büchern.
    Das war Kellermanns Welt - hier brachte er den größten Teil seines Lebens zu: forschend, suchend, fiebernd. Mit allen erdenklichen Mitteln dem Geheimnis des ewigen Lebens auf der Spur!
    Wenn es sich nicht vermeiden ließ, weil seine Experimente es erforderten, auch gegen geltende Gesetze und den sogenannten »guten Geschmack«… Wie in dieser Nacht.
    »Wir sind auf der richtigen Fährte, Johannes«, sagte der Medicus, der nie den hippokratischen Eid geleistet und der Gilde der Ärzteschaft angehört hatte. »Der Triumph ist nahe. Ich spüre es. Vielleicht schon heute…«
    Sein Faktotum wackelte heftig mit dem zu groß geratenen Kopf und signalisierte Zustimmung, obwohl kaum anzunehmen war, daß Johannes, den Kellermann vor Jahren in der Gosse aufgelesen hatte, den Sinn der Worte verstand.
    Der Alchimist kicherte verhalten.
    Er brauchte niemanden, der ihn und sein Tun verstand. Johannes war gut für die Erledigung niedriger Arbeiten. Ansonsten war nicht viel mit ihm anzufangen, so daß Kellermann bisweilen schon mit dem Gedanken gespielt hatte, seine dunklen Künste am lebenden Objekt, also an dem Schwachkopf, zu erproben…
    Kellermann legte seinen Umhang ab, krempelte die Hemdsärmel hoch und vertiefte sich in sein Experiment. Er entblößte den steifgefrorenen Leichnam, schliff das Skalpell und fing an, den toten Körper zu öffnen.
    Er wußte nicht wo, aber er war der festen Überzeugung, daß es sich irgendwo in den Tiefen des kalten, entseelten Fleisches verbarg:
    Das Geheimnis des Lebens!
    ***
    San Leone/Urbino
    Ich sterbe, dachte Giuseppe de Balsamo in einem Mischgefühl aus Wut und Ohnmacht. Er lag ausgestreckt auf dem Rücken im Bett und atmete flach. Sein abgezehrter Körper zeichnete sich schwach unter dem weißen Laken ab, mit dem man ihn bis zum Hals zugedeckt hatte.
    Über dem Kopfende des Bettes hing ein großes, geweihtes Kruzifix, das der Priester trotz Balsamos Protest an der schmucklosen Wand befestigt hatte.
    Der Raum war spartanisch eingerichtet. Ein schlichter Holzschrank, eine Spiegelkommode und zwei Ohrensessel verteilten sich außer dem Bett über die vorhandene Fläche.
    Das Zimmer war abgedunkelt, doch konnte man durch den offenen Spalt zwischen den Fensterläden einen Hauch von Morgensonne erhaschen.
    Balsamo nahm kaum Notiz davon.
    Er wartete.
    Auf das Ende.
    Sein Stern, der jahrelang glanzvoll am Himmel erstrahlt war und ihn zum Gegenstand von Ruhm und Macht, aber auch von Furcht und Intrigen gemacht hatte, war im Sinken begriffen. Und bald… bald würde er ganz erloschen sein!
    Ein Narr, wer sich in seiner Lage noch etwas vorgelogen hätte.
    Und er war kein Narr. Hoch gepokert hatte er immer, aber er war sich der Risiken immer bewußt gewesen. Außerdem kannte er seine Fähigkeiten, die ihn über die Masse der Menschen hinaushoben.
    Doch den nahenden Tod konnte auch seine Magie nicht bezwingen. Soweit reichten seine okkulten Kräfte nicht. Tausend Mal hatte er versucht, das Rätsel des ewigen Lebens zu lösen - und war tausend Mal gescheitert. Die Schöpfung hatte sich nicht in ihre Karten schauen lassen. Und jetzt lag er da wie jeder spießige Kleinbürger, wie der Abschaum der Gosse oder wie ein großer Herrscher… Egal wie man es betrachtete, im Angesicht des Todes waren alle gleich.
    Nur manche waren etwas gleicher!
    Balsamo öffnete träge die Lider, als er ein Geräusch in unmittelbarer Nähe vernahm.
    Sein Blick war getrübt. Fast schien es, als würden diffuse Schleier vor seinen Augen auf und ab tanzen. In seiner Brust wütete ein stechender Schmerz, der ihn zum Husten zwang.
    Balsamo bäumte sich im Bett auf und kämpfte mühsam gegen den neuerlichen Anfall an.
    Natürlich war di Bartolome gerade jetzt nicht zur Stelle… Balsamo verfluchte den kahlköpfigen Pfuscher.
    »Verdammter Scharlatan!« keuchte er zwischen zwei Hustenanfällen. Aus seinem Mund klang das wie blanker Hohn, wurde er doch selbst von der Mehrzahl der Menschen als Gaukler und Billigzauberer verschrien.
    Aber das störte ihn nicht.
    Nicht mehr.
    Das Leben war so kurz… und bald würde es vorbei sein!
    Nur eines wurmte ihn: daß er in der entscheidenden Sache versagt hatte. Er hatte viele Säfte in seinen Kellerlaboratorien gebraut und gegen gutes Geld an die Reichen dieser Welt verkauft, und nicht selten hatte er die Geldsäcke damit gelockt, daß es sich dabei um das Elixier des ewigen Lebens handele…
    Irgendwann waren seine Käufer alle eines natürlichen oder
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