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0307a - Marionetten des Satans

0307a - Marionetten des Satans

Titel: 0307a - Marionetten des Satans
Autoren: Marionetten des Satans
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unübersichtlich und verwinkelt.
    »Geh außen herum«, sagte ich zu Phil. »Vielleicht verliert er die Nerven, wenn er uns sieht.«
    Phil nickte und marschierte los. Ich ging langsam den schmalen Gang entlang. Von Paul Morgan war keine Spur zu sehen.
    Ich hatte das Ende des Ganges fast erreicht, als es geschah. Ein elektrischer Anlasser surrte, dann orgelte der Dieselmotor eines schweren Lastwagens los. Das Fahrzeug befand sich jenseits der Kisten. Ich wandte mich um und begann zu laufen.
    In diesem Augenblick kam der Kistenstapel ins Wanken. Ich spürte, wie es mir eiskalt über den Rücken lief. Ich befand mich genau in der Mitte des Ganges, hatte noch fünfzehn Yard vor mir, und die obersten Kisten kamen unaufhaltsam ins Rutschen, mussten gleich über mir zusammenbrechen. Instinktiv spürte ich, dass der Lastwagen in den Stapel hineinfuhr, und ihn mit der vollen Kraft seiner schweren Maschine anschob.
    Vor mir krachte die erste Kiste zu Boden. Ich spürte den harten Schlag im Beton. Meine Gedanken jagten sich. Ich sah, dass die heruntergefallene Kiste sich schräg verklemmt hatte, und ohne zu überlegen, ging ich zu Boden und schnellte in einem Hechtsprung vorwärts, schob meinen Körper in den schmalen Zwischenraum, der zwischen Kiste und Boden geblieben war.
    Sekunden später prasselte es rings um mich, dröhnten grauenhaft harte Schläge in meinen gepeinigten Trommelfellen. Ein wenig verschob sich die schwere Kiste, die mir Schutz bot, und ich glaubte, es sei aus. Aber im letzten Moment kam die Bewegung zum Halten, und ich lag da, und es war ringsum finster, und ich hatte nur soviel Platz, dass ich atmen konnte.
    Undeutlich hörte ich, wie der Lastwagen losfuhr. Rasch erstarb das Geräusch in der Ferne.
    Ich konnte mich nicht rühren. Der Himmel mochte wissen, was die riesige Kiste über mir davon abhielt, vollends zu Boden zu rutschen und mich unter sich zu begraben. Ohne Hilfe von außen war gar nichts zu machen.
    Jetzt näherten sich Schritte.
    »Jerry«, rief Phils Stimme.
    Ich brachte den Kopf mühsam etwas in die Höhe.
    »Ich bin hier unten«, rief ich gepresst. Ich nahm an, dass ihm in diesem Augenblick einige Steine vom Herzen fielen, aber er zeigte es nicht.
    »Hat es einen besonderen Grund?«, schrie er.
    »Ich suche hier nach dem Handbuch für begriffsstutzige Kollegen. Der verdammte Stapel kann jeden Augenblick zusammenbrechen.«
    »Aye, aye, kein Grund zur Aufregung.«
    Aus verschiedenen Geräuschen entnahm ich, dass inzwischen mehr Leute dazu gekommen waren. Mit vereinten Kräften gingen sie daran, die Kisten wegzutragen. Es war eine heikle Aufgabe, aber nach einer halbe Stunde hatten sie es geschafft. Ich kam etwas unsicher wieder auf die Beine.
    »Wie konnte das geschehen?«, fragte ich zuerst.
    »Furchtbar einfach«, sagte Phil. »Freund Morgan saß in einem Laster, der hier parkte. Als du hinter dem Stapel warst, warf er den Motor an und fuhr mit Schwung rückwärts. Dann brauste er davon. Ich hätte ihn verfolgt - aber ich hatte mir schon gedacht, dass du dich irgendwo hier versteckt hieltst. - Ehrlich gesagt - als ich das Bild eben sah, gab ich dir keine große Chance mehr.«
    »Ich auch nicht. Ich hatte einfach Glück«, sagte ich. »Bist du sicher, dass es Morgan war?«
    »Der alte Portier hat es bestätigt.« Phil wies auf den Mann, der herbeigeeilt war und kopfschüttelnd die Bescherung besah.
    »Ja, Sir«, nickte er jetzt. »Es war Morgen. Es ist mir unverständlich, wie ihm das passieren konnte. Er ist sonst ein ausgezeichneter Fahrer.«
    »Das hat er bewiesen«, knurrte ich.
    »Eine kleine Unachtsamkeit beim Rückwärtsfahren - das kann immerhin mal passieren«, sagte der Portier. »Sie können die Firma nicht haftbar machen. Hier hängen überall Schilder, dass Besucher sich auf eigene Gefahr bewegen.«
    Ich unterbrach ihn. »Wohin ist Morgan gefahren?«
    »Keine Ahnung. Da müssen Sie schon den Boss fragen, Mr. Kane - und der ist nicht da.«
    »Kane?«, fragte ich. »Etwa Stoker Kane?«
    »So heißt er.«
    Ich sah Phil an, und wir dachten das Gleiche. Stoker Kane war eine bekannte Unterweltfigur - und der war in Gander’s Inn gewesen, als Smith erschossen wurde. Das mochten ja alles Zufälle sein, aber wenn unter acht Millionen Einwohnern die Zufälle sich zu häufen begannen, hätten wir nicht vom FBI sein müssen, um nicht misstrauisch zu werden. Natürlich ließ sich für alles eine harmlose Erklärung finden, selbst diesen heimtückischen Mordanschlag auf mich konnte man als
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