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0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
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Kopf! Gestern, ja gestern morgen, irgendwann um elf Uhr herum.«
    »Erzählen Sie mir, was Sie über sie wissen!«
    »Ich weiß nichts über sie. Warum fragen. Sie ausgerechnet mich? Wenn Sie es genau wissen wollen, ich konnte sie nicht leiden. Sie war so hochnäsig wie ein Windhund, der im Fernsehen auftreten darf. Als sie einzog, habe ich mich mal an sie herangemacht, aber sie hat mich kaum einer Antwort gewürdigt. Kam sich wahrscheinlich ’ne Portion besser vor, aber ich frage mich, wo 'sie das Recht dazu hernimmt, wenn sie in genauso einem Loch haust.«
    Ihre Stimme wurde, schrill und überschlug sich.
    Ich stoppte sie, indem ich ihr zum zweiten Male das Zigarettenpäckchen hinhielt.
    Als diese zweite Zigarette brannte, sah sie mich durch den Rauch an.
    »Sie und Ihre Stimme passen gut zusammen«, sagte sie und klapperte ein wenig mit den Augenlidern.
    »Okay, Sandy, dann tun Sie etwas für meine gute Laune. Haben Sie irgend etwas Besonderes im Zusammenhang mit Jane Larrow beobachtet?«
    Sie schien wirklich nachzudenken, denn plötzlich schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
    »Klar — wie konnte ich das nur vergessen! By Jove, ich muß wirklich ’ne Menge getrunken haben. Gestern abend gab es Krach hinter der Tür Ihrer Süßen!«
    »Wann war das?«
    »Es muß so gegen acht Uhr gewesen sein. Ich war mit einem Gentleman verabredet. Er hatte mich gerade abgeholt, und wir gingen den Korridor entlang, und als ich an Nummer 18 vorbeiging, da hörte ich, daß es darin munter zuging. Ich blieb stehen, um mir den Spaß ein wenig anzuhören, aber der Gentleman, der mich abgeholt hatte, fühlte ein mächtiges Kratzen in der Kehle, gegen das er unbedingt etwas tun mußte, und darum drängte er, daß wir endlich in eine Bar kamen.«
    »Irgend etwas werden Sie doch gehört haben, Sandy?«
    »Ihre Holde sagte, daß sie -anderes vorhätte, und darauf antwortete ein Mann: Der Chef hat es befohlen, und nun veranstalte keine Show, sondern pack deine Klamotten ein. — Sie setzte sich auf das hohe Roß und gab eine Antwort, die ich nicht verstand. Jedenfalls brüllte der Mann: Das werden wir ja sehen! Und dann knallte es.«
    »Schüsse?«
    Sandy lachte laut. »No, es knallte auf eine ganz andere Weise.« Sie machte eine Handbewegung und setzte hinzu: »Die vornehme Dame hat ganz schön geschrien!«
    »Sie haben sich nicht darum gekümmert, Sandy?«
    »In diesem Haus kümmert sich man nicht um das, was hinter den Türen vorgeht«, entgegnete sie kalt. »Das ist besser für die Gesundheit.«
    »Danke!« Ich tippte an meinen Hut. »Entschuldigen Sie, daß ich Ihren Schlaf unterbrochen habe.«
    Ich verließ den Raum, aber ich verließ nicht das Haus. Ich ging auf dem Podest zu der Tür mit der verwaschenen Zahl 18. Das Schloß war primitiv. Ich schaffte es in weniger als zwei Minuten. Genau wie Nummer 32 bestand die Behausung aus einem winzigen Vorraum und einem größeren Zimmer. Ich zog den Vorhang, der beide trennte, zurück und atmete erleichtert auf. Ich war auf einen bösen Anblick gefaßt gewesen, aber ich sah nichts als ein primitiv eingerichtetes Zimmer, das offenbar in ziemlicher Hast verlassen worden war. Die Türen des Schrankes standen offen, der Aschenbecher auf dem Tisch quoll über von Zigarettenresten, und auf dem Abstellbord standen ungereinigte Teller und Tassen.
    Ich machte mich daran, das Zimmer genau zu durchsuchen. Ich entdeckte nicht ein einziges Kleidungsstück, das Jane Larrow gehören konnte. Offenbar hatte sie tatsächlich ihre Koffer gepackt und, freiwillig oder unfreiwillig, die Wohnung gewechselt. Der Streit, den die blonde Sandy mit angehört haben wollte, sprach mehr für die, Unfreiwilligkeit.
    Neben dem vollen Aschenbecher lag eine Zigarettenschachtel. Es war eine ausländische Sorte, und die Packung bestand aus einer festen Kartonschachtel.
    Ich öffnete sie mechanisch. Ein halbes Dutzend Zigaretten waren noch darin. Ich wollte sie wieder schließen, als ich ein paar Buchstaben und Zahlen auf der Innenseite des Deckels entdeckte. Sie waren mit Lippenstift geschrieben und ziemlich verwischt, aber ich entzifferte sie. Es war eine Adresse: 36. Straße Nummer 822.
    ***
    Zwanzig Minuten später stand ich vor dem Haus mit der Nummer 822 in der 36. Straße. Es war ein großer, alter Bau, in dem sich eine ganze Reihe von kleinen und großen Firmen eingenistet hatten. Die Hälfte der Fenster in der zweiten Etage waren weiß getüncht und zeigten in großen, schwarzen Buchstaben die
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