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0301 - Todestrunk im Whisky-Keller

0301 - Todestrunk im Whisky-Keller

Titel: 0301 - Todestrunk im Whisky-Keller
Autoren: Karl-Heinz Günther
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noch jemand eine Frage?«
    Sie schüttelten die Köpfe. Wir verließen das Office. Mit einem neutralen Mercury fuhren wir los.
    In den Billard Rooms herrschte reges Leben und Treiben. Der überwiegende Teil der Anwesenden machte keinen Vertrauen erweckenden Eindruck. Wir beobachteten den Betrieb eine Weile, ohne etwas wichtiges zu entdecken.
    Dann fuhren wir zu der Boxing Hall.
    Der Eingang der Boxing Hall glich einem billigen Kino. Wir lösten jeder einen Fünfzig-Cent-Bon, der zu einem beliebig langen Aufenthalt berechtigte. Dann betraten wir die große Halle.
    In der Mitte gab es drei Boxringe. Hier boxten die Lokalmatadore aller Stadtteile vor einem Publikum, das im Ring keine Technik sehen wollte, sondern Blut. Jeder hatte das Recht, gegen jeden zu boxen. Jeder Kampf wurde mit begeisterter Anteilnahme verfolgt.
    Wir verteilten uns im Saal und begannen unser Frage- und Antwortspiel. Es ließ sich auch hier schlecht an. Überall, wo ich Gonzales Bild zeigte, schüttelte man den Kopf oder zuckte bedauernd die Schultern. Ein Ring war besonders dicht umlagert. Ein neuer Kampf sollte beginnen und man schloss Wetten ab. Irgendein Hafenarbeiter hatte den Stier von Brooklyn zu einem Sechs-Runden-Kampf herausgefordert.
    Der Stier, ein naturalisierter Ire, wölbte seine dicht behaarte Brust und ließ seine prallen Muskeln spielen. Mit dieser Pose hatte er bisher jedem Gegner Respekt eingeflößt. Aber auf den schlanken, hoch gewachsenen Hafenarbeiter schien das keinen Eindruck zu machen. Ich trat zu einer Gruppe eifrig gestikulierender Männer.
    »Kennt jemand diesen Mann?«
    Mit diesen Worten zeigte ich ihnen das Foto. Allgemeines Kopfschütteln. Einer ließ sich das Bild noch einmal zeigen und gab es dann achselzuckend zurück.
    »Tut mir leid. Noch nie gesehen, den Burschen. Schwerer Junge?«
    Ich nickte. »Wiegt dich zehn Mal auf«, sagte ich und ging weiter. Es war einfach nichts zu machen. Kein Mensch kannte Gonzales.
    Ich entdeckt einen Aufseher der Boxing Hall, den ich von früher her kannte. Er warf nur einen Blick auf das Bild.
    »Gonzales?«
    Ich nickte.
    »Ich suche ihn wie eine Stecknadel, Collins.«
    »Was hat er denn diesmal ausgefressen?«
    »Mord!«
    Collins bediente sich aus der Zigarettenpackung, die ich ihm hinhielt.
    »Leider kann ich Ihnen gar nichts über ihn sagen, Agent Cotton. Er war schon lange nicht mehr hier. Aber Sie sollten sich einmal in Tobbers Café umhören Dort soll in der letzten Zeit häufig ein Mann auftauchen, mit dem Gonzales früher einmal zusammengearbeitet haben soll. Sie haben sicher schon von ihm gehört. Er ist einer aus der Unterwelt, dem man nie etwas nachweisen konnte.«
    »Wer ist es?«
    »Harry Mortimer, der ehemalige Boss vom Ring der Sieben.«
    Ich war wie elektrisiert, ließ mir jedoch nichts anmerken.
    »Nicht schlecht, Collins. Vielleicht befolge ich Ihren Rat einmal.«
    Wir wechselten noch ein paar belanglose Worte. Collins versprach mir, sich nach Gonzales umzuhören. Dann beobachteten wir den Kampf zwischen dem Stier von Brooklyn und dem langen Hafenarbeiter. Man merkte sofort, dass der Schlaks nicht zum ersten Mal im Ring stand. In der vierten Runde hatte er den Stier bis sieben am Boden, dann kam der Gong. Die fünfte Runde brachte das Ende. Ein kurzer rechter Haken riss den
    Stier von den Beinen und schickte ihn für die Zeit ins Reich der Träume. Der Hafenarbeiter wurde begeistert gefeiert.
    ***
    Als wir wieder im Wagen saßen, räusperte sich Phil. »Hat Gonzales keine Freundin gehabt, Jerry?«
    Ich fuhr herum. »Warum hast du nicht eher danach gefragt. Natürlich hatte er ein Girl. Kitty Chanter, eine Barsängerin. Ich habe erst kürzlich ihren Namen auf einem Plakat gelesen. Da könntest du dich eigentlich mal hinterklemmen. Vielleicht bringt uns das einen Schritt näher. Er hat sie nämlich sitzengelassen.«
    Wir wussten, dass Gonzales am 8. August 1956 zum letzten Mal verurteilt worden war. Er hatte große Mengen Falschgeld verbreitet. Als Komplizin hatte Kitty Chanter auf der Anklagebank gesessen. Sie hatte bis zuletzt ihre Unschuld beteuert. Aber Gonzales Aussage war für ihre Verurteilung ausschlaggebend gewesen. Sie hatte ein Jahr Gefängnis bekommen.
    Wir fuhren zu Tobber. Vor der Tür des Ladens stand ein breitschultriger Farbiger. Tobber hielt etwas auf Etikette.
    Als der Farbige die Tür öffnete, schlug uns ein übler Geruch von Tabak, Whisky und Schweiß entgegen. Ein paar verschmutzte Lampen tauchten den Raum in milchig-fahles Licht. In der
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