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0301 - Todestrunk im Whisky-Keller

0301 - Todestrunk im Whisky-Keller

Titel: 0301 - Todestrunk im Whisky-Keller
Autoren: Karl-Heinz Günther
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Music Box, die in keinem New Yorker Lokal fehlte, krächzte Louis Armstrong seinen Mackie-Messer-Song. Wir setzten uns an einen Tisch in der äußersten Ecke. Kurz darauf betrat ein neuer Gast den Laden.
    Dann setzte sich Ted Corman zu uns, ein alter Tramp, von dem wir schon manchen Tipp bekommen hatten.
    Ich hielt ihm das Foto unter die Nase.
    »Natürlich kenne ich Jonny Gonzales«, sagte er. »Ich habe ihn in der letzten Zeit sogar ein paarmal in der Stadt gesehen.«
    »Wo?«, fragte ich heiser.
    »Meistens in der Nähe der West Kais. Einmal sah ich ihn auch im Wettbüro auf der Charlton Street. In seiner Begleitung befand sich Harry Mortimer. Harry ist fast jeden Abend hier. Meistens ist ein neuer Mann aus Baltimore bei ihm. Der soll beidhändig schießen können, erzählt man sich. Hier nennen ihn alle Tiger Gun. Auf jeden Fall ein ganz schwerer Junge. Gonzales selbst taucht nie hier auf.«
    Ich nippte an meinem Highball. »Besteht der Ring der Sieben noch?«
    Ted wiegte bedenklich den Kopf. »Wer weiß? Harry wird sich hüten, es an die große Glocke zu hängen. Auf jeden Fall lebt er noch und hat ständig einen Schießer bei sich.«
    »Stimmt es, dass Jonny damals dem Ring angehörte?«, fragte Phil.
    Ted nickte. »Das ist ein offenes Geheimnis, Agent Decker. Sie hatten nur immer keine Beweise dafür. Wenn der Ring noch besteht und Jonny dazugehört, wäre es eine Dummheit von mir, wenn ich mich einmischen würde. Aber Sie waren immer anständig zu mir, darum werde ich sehen, ob ich etwas erfahren kann.«
    »Fein, Ted«, sagte ich. »Es soll dein Schaden nicht sein. Niemand wird erfahren, woher wir unsere Informationen haben.«
    »Nicht so voreilig«, wehrte Corman ab. »Die Boys haben ihre…«
    Er brach mitten im Satz ab und starrte zur Tür, in der ein neuer Gast stand, ein etwa dreißigjähriger Mann, groß, mit ausladenden Schultern.
    »Tiger Gun«, raunte Ted mir zu. »Dann ist Mortimer auch nicht weit. Ist besser, wenn er uns nicht zusammen sieht. Sie hören von mir.«
    Mit diesen Worten erhob er sich und ging an seinen Tisch zurück.
    Ich betrachtete interessiert den Neuankömmling. Er ging jetzt auf einen leeren Tisch zu. Trotz seiner kräftigen Statur hatte sein Gang etwas Katzenhaftes an sich. Als er Platz nahm, eilte der farbige Kellner sofort an seinen Tisch.
    In diesem Augenblick betrat Harry Mortimer das Lokal. Ich kannte sein Gesicht genau, denn sein Bild war oft genug in der Zeitung erschienen. Harry setzte sich zu Tiger Gun.
    Phil nickte. »Okay, Jerry. Fragen wir sie. Bin gespannt, wie der Boy aus Baltimore darauf reagiert.«
    Wir wollten gerade aufstehen, als wir sahen, wie Mortimer mit Tiger Gun zur Tür ging.
    »Stopp, Jerry«, meinte Phil sofort. »Hängen wir uns erst einmal an ihre Fersen. Vielleicht treffen sie mit Gonzales zusammen.«
    »Gute Idee, Phil.«
    Wir bezahlten rasch und folgten den beiden Männern. Als wir auf die Straße traten, stiegen sie gerade in einen schwarzen Buick. Ich stieß einen Fluch aus, denn ich hatte meinen Jaguar in der Hudson Street geparkt. Tiger Gun nahm am Steuer Platz, und Mortimer pflanzte sich neben ihn. Dann rollten sie langsam in Richtung Hudson Street davon. Wir beeilten uns, um mit ihnen Schritt zu halten. Es klappte sogar. Sie mussten an der Kreuzung halten, weil die Ampel auf Rot umsprang. Wir rannten um die Ecke und erlebten eine neue Enttäuschung. Man hatte meinen Wagen inzwischen eingekeilt. Vor mir stand ein Chevy und hinter mir ein alter Ford.
    Zähneknirschend sahen wir, wie der Buick bei Grün verschwand.
    ***
    Durch den diesigen Morgen fuhr die Barkasse Harbor One von der Hafenpolizei ihre Hafenrunde. Sergeant McMillan führte das Steuer. Mit lauter, aber nicht gerade schöner Stimme sang er ein altes Seemannslied. Dem am Bug stehenden Polizisten Garner wurde es zuviel.
    »Sie verscheuchen ja die Fische, Sergeant!«, rief er.
    Betroffen unterbrach McMillan seinen Gesang. »Greenhorn, wirst du wohl deinen vorlauten Mund halten? Dein Mangel an Kunstverständnis schreit zum Himmel. Selbst ein Stockfisch ist musikalischer als du. Dass man so etwas überhaupt bei der Hafenpolizei angenommen hat, ist mir ein Rätsel.«
    Garner unterdrückte eine beherzte Antwort. Er heftete seinen Blick auf das schmutzig graue Wasser des Hudson. Hinter ihm sang McMillan weiter.
    Die Sicht war besser geworden. Am Kai der US-Navy lag ein Zerstörer vor Anker. Die Matrosen trugen Drillichzeug und schrubbten das Deck. Einige winkten herüber, und Garner
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