Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
030 - Hexensabbat

030 - Hexensabbat

Titel: 030 - Hexensabbat
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
kennenzulernen.
    Betrübt machte ich mich auf den Weg zum Schloß. Ich hatte es nicht eilig. Der Weg führte über eine Wiese und schließlich in ein kleines Waldstück hinein, hinter dem das Schloß auf einer freien Anhöhe stand und bereits von weitem zu sehen war. Für seine exponierte Lage wirkte das Anwesen reichlich unscheinbar.
    »Coco!« hörte ich eine Stimme hinter mir.
    Unwillig verzog ich den Mund. Vera! Es paßte mir gar nicht, meiner Schwester in diesem Augenblick über den Weg zu laufen. Ich drehte mich um und sah sie zwischen den Bäumen hervortreten.
    Niemand hätte Vera und mich für Schwestern gehalten. Wir hatten nicht die geringste Ähnlichkeit. Vera war zwei Jahre älter als ich und wirkte ein wenig zierlich. Sie hatte ein Puppengesicht mit großen, dunkelbraunen Augen, die sanft und unschuldig wie die eines Rehs blicken konnten. Sie machte den Eindruck eines Mädchens, das wesentlich älter als dreizehn war. Das schmale Gesicht wurde von einem Kranz kornblonder, langer Haare eingerahmt. Sie hatte kleine Hände mit langen, schlanken Fingern. Ihr Körper war schon voll erblüht. Unter der getigerten Bluse zeichneten sich straffe Brüste ab. Wer sie das erste Mal sah, glaubte einen zum Leben erwachten Engel vor sich zu haben, doch wer sie näher kennenlernte, merkte bald, daß sie ein Teufel in Menschengestalt war.
    »Ich habe dich schon gesucht, Coco«, erklärte sie honigsüß. »Mir ist langweilig. Gehen wir ins Dorf?«
    »Ich will nicht«, antwortete ich.
    Vera blieb vor mir stehen. »Du kommst mit«, sagte sie schon viel bestimmter. Urplötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck, und die Wärme in ihrem Blick war wie fortgeblasen. Sie schaute mich an, hob die Hände und verdrehte sie zu einem magischen Zeichen. Ich stieß einen Schmerzensschrei aus, da ich glaubte, mir würden die Haare aus der Kopfhaut gerissen.
    »Laß mich in Ruhe, Vera!« wimmerte ich.
    »Nur, wenn du mit ins Dorf kommst.«
    Das Ziehen wurde stärker, so daß mir bereits das Wasser in die Augen trat. »Der Onkel hat uns verboten, daß wir …«
    »Pah!« meinte Vera verächtlich. »Er kann sagen, was er will. Das interessiert mich nicht. Kommst du nun mit?«
    »Ja«, antwortete ich mit leiser Stimme. Im selben Moment ließ der Schmerz nach.
    Vera lachte spöttisch. »Du bist eine Versagerin, Schwesterherz. Nicht einmal gegen diesen einfachen Zauber kennst du ein Mittel. Du bist das Gespött der Familie. Nie wirst du eine vernünftige Hexe werden – nie!«
    Ich preßte die Lippen zusammen. Bis jetzt hatte ich mich nur sehr ungern mit der Schwarzen Magie beschäftigt, doch auf Dauer würde mir nichts anderes übrig bleiben, und sei es nur, um die boshaften Angriffe meiner Schwester abzuwehren.
    »In ein paar Wochen bin ich vielleicht nicht mehr hier«, sagte Vera. »Ich habe schon ziemlich viel gelernt. Sandra sagte mir heute, daß meine Ausbildung bald abgeschlossen ist. Hier ist es entsetzlich langweilig. Es wird Zeit, daß ich wieder nach Wien zurückkehre. Dort ist viel mehr los.«
    Ich ging schweigend neben ihr her.
    »Hast du die Sprache verloren, Coco?« fragte sie nach einiger Zeit.
    »Ich habe einen Jungen getroffen. Als ich ihm sagte, daß du meine Schwester bist, wollte er nichts mehr von mir wissen.«
    Vera blieb stehen und lachte schallend. »Das kann ich mir denken. Ich habe den Bengels einige Streiche gespielt. Sie mögen mich nicht mehr. Aber ich mag sie ebenfalls nicht. Sie sind mir zu dumm! Hat der Junge dir seinen Namen verraten?«
    »Nein«, antwortete ich schnippisch.
    Vera bewegte sich blitzschnell und sagte einen Zauberspruch auf. Ich sprang reaktionsschnell zur Seite, als die Äste einer uralten Tanne nach mir griffen – doch es war zu spät. Einer der Äste schlug nach meinen Beinen und riß mich zu Boden; ein zweiter krümmte sich wie ein Tentakel zusammen, packte mich um die Hüften und zog mich vom Boden empor. Ich schlug wild um mich.
    »Laß mich herunter, du Scheusal!«
    Vera grinste höhnisch. »Sag mir den Namen!«
    »Rupert Schwinger«, keuchte ich mit Tränen in den Augen.
    »Mit dem habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen«, meinte Vera und löste den Zauber.
    Ich stürzte zu Boden, blieb einige Sekunden benommen liegen und verkrallte meine Hände in den Boden.
    »Steh schon auf, du Heulsuse!« sagte Vera verächtlich. »Ich geniere mich, so eine Schwester zu haben. Wird's bald! Steh auf!«
    Ich gehorchte und schaute sie bittend an. »Du darfst ihm nichts tun, Vera. Er ist ein netter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher