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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe
Autoren: Rebecca LaRoche
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anzuheben, aber der saß fest. Es war ausgeschlossen, ihn zu öffnen.
    Das ist ja unmöglich, dachte Diana. Wir müssen doch hier ’raus. Das wäre ein schlechter Scherz, wenn man diesen Sarg in die Totengrube versenken würde.
    Doch sie mußte sich zusammennehmen. Gundel durfte ihre Panik nicht bemerken. Sie hatte schon genug ertragen müssen.
    Singend kam eine Frau näher. Es roch jetzt stärker nach Tanne.
    Diana rief jetzt etwas lauter: »Hören Sie mich? Hallo, hören Sie mich?«
    Die Frau aber sang unbekümmert weiter und hörte nur ihre eigene Stimme.
    »He, ihr da...«, hörte Diana sie dann rufen, »der Blumenschmuck liegt drauf. Der Metzger läßt sich den letzten Liebesdienst für seine Gemahlin was kosten. Lauter Flieder, Orchideen und Rosen. Sieht schön aus, wie?«
    »Kommt ja doch Erde drüber«, sagte eine Männerstimme lakonisch.
    »Hallo, hallo!« rief Diana. Sie versuchte, gegen die innere Sargwand zu klopfen, doch weil sie gepolstert war, hörte man es nicht.
    »Hallo, hier...«, flehte sie.
    »Haben Sie was gesagt?« knurrte der Mann.
    »Ich? Nein, Sie.«
    »Wollen Sie mich foppen?« rief der Mann ärgerlich. »Ich hab’ sie doch deutlich ,Hallo!’ rufen hören.«
    »Hallo, hallo...«, jammerte Diana.
    Und wieder hörte man sie nicht. Es waren andere Leute in den Raum gekommen. Alles sprach durcheinander.
    Gundel drängte sich an sie. Hatte sie schon begriffen, in was für einer makabren Lage sie waren?
    »Wohl noch besoffen von gestern, was?« keifte die Frau. »Hören Sie bloß auf, mich für dumm zu verkaufen.«
    »So hören Sie doch...!« rief Diana.
    »Bitte, schon wieder!« rief die Frau. »Sind Sie vielleicht ’n Bauchredner?«
    »So eine scheinheilige Person!« schimpfte der Mann. Er entfernte sich.
    Auch die leichten Schritte der Frau wurden schwächer. Andere Schritte und Stimmen waren zu hören. Es war unglaublicher Lärm dort draußen außerhalb des Sarges.
    Dann begann der Sarg zu schaukeln wie ein Schiff bei Windstärke zwölf.
    Diana gab es auf. Solange dort draußen so viele Leute durcheinander sprachen, würde man ihren Hilferuf ohnehin nicht hören. Sie mußte damit warten, bis der Sarg im Leichenwagen stand. Dann konnte sie sich bestimmt den Sargträgern verständlich machen.
    Aber Dianas Vorhaben glückte nicht! Die Sargträger schoben den Sarg in den Leichenwagen und schlossen sofort die gläsernen Türen wieder.
    Diana schössen Tränen in die Augen, als sie merkte, daß man jetzt ihre Rufe erst recht nicht mehr hören konnte.
    Erst nach einiger Zeit setzte sich der Leichenwagen in Bewegung.
    Diana bekam Atembeschwerden.
    Die Luft im Sarg war verbraucht, und im Wagen gab es auch keine Frischluftzufuhr.
    Noch einmal versuchte Diana, den Deckel hochzuwuchten, aber jetzt lag der schwere Blumenschmuck darauf.
    Es war ausgeschlossen, den Sarg zu öffnen.
    Aber sie konnte durch die Luftlöcher undeutlich Gundels Gesicht erkennen. Es sah ratlos und verzweifelt aus. Fragend sahen die großen Kinderaugen sie an.
    »Wir liegen in einem Sarg, Gundel«, sagte Diana und versuchte zu lächeln. »Aber erschrick nicht, wir sind doch vor der bösen Frau davongelaufen. Hier hat sie uns nicht gefunden. Und wir kommen bald wieder hier ’raus.«
    Gundel sah sie an. In ihren Augen war grenzenlose Hoffnungslosigkeit.
    »Ganz bestimmt«, fügte Diana hinzu.
    Ihr Herz klopfte-wie rasend.
    Sicher spürt sie, daß ich lüge, dachte sie.
    Ich konnte mich nicht im Beerdigungsinstitut bemerkbar machen. Wird es mir auf dem Friedhof gelingen?
    ***
    Im frühen Morgengrauen hatte Yola Dominique das zum Abbruch bestimmte Haus in der Marktgasse aufgesucht, war unters Dach hinaufgestiegen und hatte sich oben umgezogen. Durch den nassen Karton war zwar auch Wasser in die Schachtel gedrungen, aber man konnte das schwarze Trauerkostüm noch tragen, während der Maximantel und der lilafarbige Hut naß zum Auswringen waren.
    Ihre Verletzung an der Schulter sah böse aus. Sie blutete noch immer. Und es hatte sich ein gelbvioletter Rand gebildet. So viel verstand die Frau auch von Medizin, daß die Wunde sich infiziert hatte und nun ein Wundbrand entstanden war.
    Sie achtete nicht mehr darauf, weil ihr verfärbter, zum Teil’ abgestorbener Körper seit ihrer Lepraerkrankung völlig schmerzunempfindlich war.
    Tief verschleiert betrat Yola Dominique in ihrer Trauerkleidung wieder die Märktgasse.
    Vorsichtig wendete Sie den Kopf.
    Sie empfing Alarmsignale. Während sie zögernd weiterging, spürte sie die Signale
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