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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe
Autoren: Rebecca LaRoche
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unbelastet. Jedenfalls handelte sie.
    Sie hob die Waffe und rief die unheimliche Mörderin an.
    »Bleiben Sie stehen, sonst schieße ich!« rief sie.
    Die Frau aber jagte weiter, bückte sich an einer Gruft nieder und hob einen gewaltigen schwarzen Marmorengel hoch.
    »Kommt doch, kommt doch...«, kreischte sie.
    Die Leute wichen zurück. Wie die große verschleierte Frau dort stand und den Engel hochhob — das war ein Bild, das nie jemand von ihnen vergessen würde.
    Kitty blieb stehen und zielte sorgfältig auf das rechte Bein der Frau, dessen Position sie unter dem langen schwarzen Rock nur vermuten konnte.
    Sie drückte ab.
    Yola Dominique taumelte, als der Schuß sie traf. Sie warf den Marmorengel weg und torkelte auf Kitty zu.
    »Stehenbleiben«, warnte Kitty.
    Da hatte die Frau plötzlich einen Dolch in der Hand. Ihren letzten.
    Kitty drohte noch einmal: »Wenn Sie nicht endlich stehenbleiben und sich festnehmen lassen, schieße ich noch einmal!«
    Doch die Frau mit dem Dolch kam auf sie zu. Kitty blieb nichts anderes übrig, als ihr den Weg freizugeben.
    Ganz dicht ging die schwarzbekleidete Frau an ihr vorüber auf das offene Grab der Melanie Kreywald zu.
    Dort stand noch immer Diana mit Gundel.
    Das Kind schrie gellend auf, als die Hexe mit dem Totengesicht sich näherte.
    »Gundel... », entfuhr es Diana, doch sie stand wie gelähmt, konnte sich ebensowenig bewegen wie das Kind.
    Ralph Griesewald hatte begriffen, daß die Frau endlich unschädlich gemacht werden mußte.
    Er sprang hinter sie und riß ihr die Arme auf den Rücken.
    Dabei knackte es, als ob Holz zerbräche.
    Mit einem Ruck zog Ralph Griesewald Yola den Schleier herunter.
    Diana schrie auf.
    Auch Kommissar Ecktal, der heranjagte, blieb wie vom Blitz getroffen stehen.
    Dieses Gerippe da — das Weib mit dem Totenkopf — sah aus wie eine auferstandene Leiche.
    Mit den Handschellen trat er heran.
    Als er sie aber Yola Dominique um die Handgelenke legen wollte, sackte sie in Ralph Griesewalds Griff zusammen.
    Das mumienhafte, knochige, furchterregende Antlitz der Frau wandte sich dem Kommissar zu.
    Der trockene, runzlige und zahnlose Mund öffnete sich ein letztes Mal.
    »Ich war euch allen überlegen«, flüsterte die heisere Stimme. »Ich habe vierzig Jahre lang die Hinrichtungen geplant — und ich habe sie ausgeführt. Josse Dominique, mein Sohn, ist gerächt — und ich habe nicht umsonst dieses Leben weitergelebt, das nur eine lange, endlose Qual für mich war. Haß ist ein gutes Lebenselixier. Haß macht stark, klug, schlau und tapfer. Und ich habe gehaßt. ..«
    »Sie werden in einem anderen Leben dafür büßen!« sagte Kommissar Ecktal angewidert.
    Die Frau sank zusammen. Der lange schwarze Schleier breitete sich über sie.
    Stille lag über den Menschen, die um den Leichnam der Hexe mit dem Totengesicht herumstanden.
    »Diana, hilf mir doch...«, wimmerte Gundel.
    Diana strich dem Kind das wirre Haar aus der Stirn.
    »Du kannst aufatmen, Gundel. Sie wird dich nie mehr ängstigen. Sie ist tot.«
    »Aber Hexen können doch gar nicht sterben?« wimmerte Gundel. Sie wagte nicht, zu dem schwarzen Haufen dort drüben hinüberzublicken.
    »Sie war keine Hexe, nur eine böse Frau!« Kitty trat zu ihnen und nahm Diana das Kind ab. Sie hob es hoch.
    »Wo ist mein Vater, Kitty?« drängte Diana.
    Kitty wich ihrem Blick aus.
    »Kitty...« Dianas Stimme brach.
    Kitty preßte sekundenlang die Lippen aufeinander. Sie durfte jetzt nicht lügen, so gern sie Diana auch geschont hätte, die soeben selbst erst einem furchtbaren Erlebnis entronnen war.
    Auch das gehörte zu einer guten Kriminalistin: daß sie im richtigen Augenblick das richtige Wort fand.
    »Diana, er war ihr letztes Opfer.« Sie sah an Diana vorbei. Später würde sie erfahren, wie grausam ihr Vater umgekommen war. Nicht jetzt und nicht hier.
    Ralph Griesewald trat zu ihnen.
    »Darf ich Sie nach Hause bringen, Frau Bernhardi?« erbot er sich. »Ich habe gerade erst von dem Kommissar erfahren, wer Sie sind. Wußten Sie, daß unsere Väter Freunde waren?«
    Er hatte waren gesagt. Also stimmte es, was Kitty Dobson gesagt hatte. Ihr Vater war tot.
    Sie nahm Gundel aus Kittys Arm. »Komm, wir gehen nach Hause«, sagte sie tonlos. »Es ist alles vorbei, Gundel.«
    Sie warf noch einen letzten Blick auf die zusammengesunkene Tote, dann ging sie — gefolgt von Ralph Griesewald — an ihr vorbei auf den Ausgang des Friedhofs zu.
    ***
    Es war eine knappe Woche später, als sich ein Mann von etwa
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