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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger
Autoren: Michael Cobley
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nicht einzumischen und etwas zu Calabos' Verteidigung zu sagen. Unter allgemeinem Gelächter sprangen Viorne und Ghensh zornig von ihren Stühlen auf, doch Brondareg bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, sich wieder zu setzen. Stattdessen erhob er sich gelassen, trat mit zwei Schritten an den Tisch der Akademiestudenten und streckte lächelnd eine Hand aus. Tashil sah zu, wie er und Wolfsmaske sich mit Blicken maßen. Nach einem Moment lenkte der Akademiestudent ein, zuckte mit den Schultern und gab die Bücher wieder heraus. Brondareg reichte sie Viorne zurück, die sie rasch in ihrer Tasche verstaute. Er setzte sich hin und hob seinen Trinkbecher.
    »Wir sind nicht seine Schüler, edle Herren«, erklärte er. »Sondern nur Suchende nach der Wahrheit, der allerdings, wie man wohl sagen kann, Calabos weit mehr Ehre erweist, als Drusarik es tut.« Tashil fand die Wortgefechte der Studenten sehr amüsant, doch plötzlich wurde sie von einem anhaltenden kühlen Luftzug abgelenkt. Sie drehte sich um, und im selben Moment ließ sich eine große Gestalt, die in einen schwarzen Mantel gehüllt war, an ihrem Tisch nieder. Sie wollte den stattlichen Mann gerade zurechtweisen, als der einen mit Kupfer verzierten Eisenholzstock auf den Tisch vor sich legte und die Kapuze zurückschlug. Helle Augen, die gleichzeitig durchdringend und freundlich blickten, musterten sie unter dichten, buschigen Brauen, während er mit einer kräftigen Hand, an deren Ringfinger ein schlichter Reif steckte, über seinen gepflegten Bart strich, der ebenso grau und lockig war wie sein Haupthaar. Unter seinem Kinn baumelte eine Halbmaske aus rotem Satin, deren einziger Schmuck ein offenes Auge war, das auf der Stirn des Trägers prangte, wenn man die Maske aufsetzte.
    »Dardan hat mich von Eurer Ankunft informiert«, sagte er. »Ich habe kurzerhand beschlossen, Euch selbst aufzusuchen. Außerdem bin ich seit vielen Jahren nicht mehr hier gewesen …«
    Tashil lächelte und deutete auf die Studenten hinter sich, die immer noch miteinander stritten. »Ihr habt gerade einen Disput über eines Eurer Werke versäumt«, sagte sie.
»Der Große Krieg der Schattenkönige.«
Beitran Calabos runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. »Gab es Tote? Nein? Hm, dann muss ich es vielleicht doch noch einmal überarbeiten …« Er winkte einem Schankmädchen, bestellte einen Krug Hethu und beugte sich vor. »Wir gehen, sobald ich mich daran erinnert habe, wie Hethu-Bier schmeckt.« Nachdem der Krug serviert worden war, nippte er einige Male daran, und nahm dann einen tiefen Schluck von dem dunkelbraunen Bier. Er wischte sich den Schaum aus dem Bart und nickte lächelnd.
    »Wie war denn Eure Reise von Vanyons Furt?« Er sprach so leise, dass sie ihn nur mit ihren magischen Sinnen hören konnte.
    »Erschöpfend, Meister«, erwiderte sie ebenso leise. »Ich musste zweimal das Pferd wechseln, und ich kann nur sitzen, weil dieser Stuhl gepolstert ist. Erwartet Ihr etwas … Ungünstiges?«
    »Ilgarion trifft in einem oder zwei Tagen in Sejeend ein«, erwiderte Calabos. »Zweifellos, um sich die Krone aufzusetzen und mehr Warnungen über die ›Wallfahrer-Bedrohung‹ zu verkünden. Mittlerweile gibt es keine Nachrichten mehr von den Nacht-Geschöpfen, und sämtliche Spuren sind erkaltet. Wir wissen jedoch, dass wir vor einem Monat in der Nacht auf dem Roten Strand nicht alle getötet haben, also müssen sie etwas planen …« »Ein Attentat?«, fragte Tashil grimmig.
    »Oder eine Entführung, eine Erpressung oder …« Er verstummte und schaute in seinen halb leeren Krug. Tashil wollte gerade nachfragen, was ihr Meister meinte, als eine laute, aber gelassene Stimme das Stimmengewirr durchdrang.
    »Ich glaube, da habt Ihr einen Fehler gemacht, Freundchen. Wollt Ihr dem jungen Herrn seine Geldbörse nicht lieber wieder aushändigen?«
    Schlagartig verstummten alle Gespräche. Calabos sah hoch, und Tashil drehte sich um. Die meisten Gäste richteten ihre Blicke auf einen sitzenden Gast, der einem Mann einen langen Dolch in die Seite drückte. Der stand wie erstarrt neben Ghensh, einem der drei Studenten des Nordufers, an dem er offenbar gerade vorbeigegangen war. Die jungen Gelehrten hatten sich ebenfalls neugierig umgedreht.
    »Ihr verwirrt mich, Herr«, erwiderte der Beschuldigte, ein knochiger Mann in schäbiger Kleidung. Der Mann mit dem Dolch seufzte und beugte sich vor, sodass Tashil ihn sehen konnte. Er war unrasiert und trug einen langen, formlosen Umhang
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