Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
mitanhörte, wie drei maskierte Studenten eines Kollegs vom Nordufer und eine Gruppe elegant gekleideter Studenten der Kaiserlichen Akademie ein Wortgefecht miteinander begannen. Als Tarnung für ihre Aktivitäten als Wächter in Sejeend führte Tashil ein kleines Geschäft, in dem sie Bücher, Pergamente, Tinte und Spielsteine verkaufte. In den drei Studenten des Nordufers erkannte sie Kunden, während sie die Akademiestudenten noch nie gesehen hatte. Sie eröffneten ihre Auseinandersetzung mit einigen allgemeinen Beleidigungen über die Institutionen des jeweils anderen und ihre Kleidung, doch es weitete sich rasch auf gelehrtere Themen aus. Die Verfechter der Akademie waren, wie sich herausstellte, Studenten des Dramaturgischen Seminars und außerdem Schauspieler in der jährlichen Inszenierung der Kaiserlichen Akademie.
    »Verstehe«, sagte einer der Studenten vom Nordufer, ein gut aussehender, blonder Junge, der, wenn sie sich recht erinnerte, Brondareg hieß. »Ich nehme an, Ihr habt alles gemietet: Das Theater, die Kulissenschieber, die Kostüme … und vor allem das Publikum!«
    Dröhnendes Gelächter belohnte seinen geistreichen Seitenhieb, und Tashil beugte sich etwas vor, um dem Schlagabtausch besser folgen zu können.
    »Ihr verratet mit einem solch billigen Scherz nur Eure Ignoranz, werter Herr«, konterte einer der Akademiestudenten, dessen aufwändige, silberne Maske mit Adlermotiven verziert war. »Jeder halbwegs Gebildete weiß, dass die Aufführungen der Akademie immer gut besucht sind. Die letztjährige Inszenierung
Das Große Haus von Hallebron
war sogar jeden Abend ausverkauft.«
    Das stimmt, dachte Tashil. Aber da das Theater von der Krone finanziert wurde, wäre es auch einem Hochverrat gleichgekommen, wenn die Hofschranzen aus Magramons Gefolge die Aufführungen nicht besucht hätten. Brondareg nickte nachdenklich. »Hmm … Das
Große Haus
ist ein ganz ordentliches Schauspiel…« »Wenn auch das nachfolgende Drama ihm weit überlegen ist«, mischte sich einer seiner beiden Gefährten ein. Er war ein untersetzter junger Mann in einem verschlissenen braunen Wams, dessen Name Tashil nicht einfallen wollte. »Aber natürlich ist
Der Untergang des Hauses Hallebron
für unsere heutigen Zeiten viel zu gewagt…« Einer der Akademiestudenten, dessen schwarzbronzene Maske mit Wölfen verziert war, schüttelte den Kopf. »Eurem schäbigen Äußeren und Eurem höhnischen Ton nach könnte man Euch für Spöttergesellen oder pedantische Möchtegern-Lehrer halten.«
    Brondareg drehte sich zu seinem Freund um. »Ghensh, dieser vornehme Herr scheint von uns gehört zu haben!« Die beiden Studenten verbeugten sich übertrieben tief vor ihrem Ankläger und provozierten damit erneut Gelächter unter den Zuschauern. Der Dritte in ihrem Bunde sagte nichts, sondern hing zusammengesunken auf dem Tisch. Sein Kopf ruhte auf einigen ledergebundenen Büchern, um die er beschützend seine Arme geschlungen hatte.
    »Schuldig im Sinne der Anklage, werter Herr«, erklärte Brondareg. »Vielleicht könntet Ihr ja unsere unwürdigen Seelen erleuchten, indem Ihr uns verratet, welches Werk dieses Jahr zum Opfer des Ehrgeizes Eurer Akademie auserkoren wurde?«
    »Der Kaiser des Zwielichts«,
antwortete der Angesprochene hochmütig.
    Der dritte Student richtete sich ruckartig auf. Es war eine dunkelhaarige junge Frau, die einen bitterbösen Blick zum Nachbartisch hinüberwarf, an dem sich die überheblichen Akademiestudenten lümmelten.
    »Dieses hitzige, aufgeblasene Machwerk von Drusarik?«, fragte sie. »Doch hoffentlich nicht…!« Tashil grinste. Das Mädchen hieß Viorne und war wie Tashil selbst eine Halb-Mogaun.
    »Hütet Eure Zunge!«, fuhr der Student mit der Adlermaske sie an. »Unser Bühnenmeister ist ein direkter Nachkomme von Drusarik selbst!«
    »Trotzdem ist das Ende des
Kaisers des Zwielichts
einfach lächerlich!«, erklärte Ghensh. »Tauric und der Herr des Zwielichts duellieren sich in den Schlünden der Leere, während sie sich derbe Beschimpfungen an den Kopf werfen … Nichts in den alten Quellen belegt auch nur im Entferntesten, dass sich so etwas ereignet hätte!« »Wenn ihr es vorzieht, sklavisch den Historikern zu folgen«, meinte Wolfmaske, beugte sich plötzlich vor und riss Viorne die Bücher aus den Händen. »Dachte ich es mir doch …
Der Große Krieg der Schattenkönige
von Beitran Calabos. Ihr seid wohl alle Schüler dieser noblen Antiquität?«
    Tashil musste sich zusammenreißen, um sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher