Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
Vom Netzwerk:
den Garten.
    „Oh, dieses Mädchen!“, sagte Gloria und schüttelte den Kopf. „Obwohl ich mich manchmal frage, ob sie wirklich eins ist. Sie ist der größte Wildfang von euch vieren, dabei glaubte ich, dir würde in dieser Hinsicht keine das Wasser reichen können.
    Erinnerst du dich noch an dein Baumhaus und das fürchterliche Krabbelgetier, das du da aufbewahrtest?“ Gloria schauderte beim Gedanken daran. „Ich weiß noch, du hattest eine beachtliche Menagerie angesammelt. Die arme Isabel erschrak fast zu Tode, als du ihr einmal jene riesige, pelzige Raupe ins Bett legtest ...“ Ihre Stimme brach.
    Rachel beugte den Kopf und atmete tief den zarten Duft der Fliederblüten ein.
    „Arme Isabel“, sagte sie leise. „Und auch armer Papa“, fügte sie trocken hinzu. „Ich habe ihn immer wieder enttäuscht, nicht wahr? Sicher hätte er es vorgezogen, wenn ich ein Junge geworden wäre. Dann hätte ich nach Herzenslust Insekten sammeln können.“
    „Alle Väter sehnen sich nach einem Sohn und Erben, Rachel“, erwiderte ihre Mutter sanft. „So ist es nun mal.“
    „Deswegen wollte er mich auch so schnell verheiraten, nicht wahr? Um endlich einen Sohn zu bekommen. Dabei war ich erst neunzehn Jahre alt“, erinnerte sie ihre Mutter mit rauer Stimme.
    „So jung also auch nicht mehr, mein Liebes. Ich war noch nicht ganz achtzehn, als ich euren Papa heiratete, und kaum neunzehn, als du geboren wurdest.“
    „Das war zu deiner Zeit so! Ich empfinde anders. Vor sechs Jahren fühlte ich mich noch nicht bereit, zu heiraten. Welchen Mann auch immer!“
    „Damals sprachst du aber ganz anders, Rachel. Niemand zwang dich, Connors Antrag anzunehmen – er am allerwenigsten. Du behauptetest, im Gegenteil, du seiest in ihn verliebt. Deinem Papa war es wichtig, sich dessen sicher zu sein, bevor er Connor seinen Segen gab. Dein Glück lag ihm mehr am Herzen als alles andere. Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich hätte damals geschworen, dass du zunächst sehr verliebt warst in deinen Verlobten ...“
    „Ich habe mich eben geirrt. Wegen eines Fehlers als ganz junges Mädchen muss ich wieder und wieder büßen.“
    „Das ist nicht wahr, Rachel“, beschwichtigte Gloria sie bedrückt. „Du kannst nicht ehrlich annehmen, dass wir dich deswegen bestraft hätten, oder?“
    „Nun, Papa hat ja jetzt seinen Sohn“, antwortete Rachel, beschämt durch die sanfte Aufrichtigkeit ihrer Mutter. „William ist ein guter Mensch, der vollkommene Schwiegersohn für jede Familie.“
    „Der Flieder wird leider nicht mehr in Blüte stehen zu Junes Hochzeit“, sagte Gloria, nachdenklich die duftende Blume in ihren Händen betrachtend. „So ein Jammer. Die Kapelle sieht immer so malerisch aus, wenn die Büsche neben der Gartenpforte blühen.“
    „Aber die Rosen werden blühen und die Lilien und der Jasmin und die Wicken.“
    Rachel lächelte. „Der Garten wird großartig sein. Alles wird großartig sein.“
    Sie wusste, dass ihre Mutter sich über sehr viel mehr Sorgen machte als den Zustand des Gartens, aber sie hatte auch nicht übertrieben mit ihrer Beschreibung. Wenn jemand Windrush kannte, dann Rachel. Sie kannte jeden Winkel des Gutsbesitzes –
    von der Steinmauer bis zum Schornstein, vom Fliederbusch bis zum Lilienteich. Jeder einzelne seiner zweihundert Morgen war ihr vertraut und ans Herz gewachsen. Als ältestes Kind, obwohl sie eine Frau war und ganz gegen die Gepflogenheiten, würde sie Windrush eines Tages erben.
    „Ich möchte nicht indiskret sein, meine Liebe, aber Connor ... hat er dich ...“
    Rachel lachte. „Ja, Mama. Er hat mich erkannt. Und ich glaube auch, dass er noch immer zornig ist, obwohl er sich sehr gut benommen hat – tadellos, wie Papa gesagt hätte. Tatsächlich ist er uns zu Hilfe gekommen. Wenn er nicht gewesen wäre, würden wir womöglich noch immer am selben Fleck in Charing Cross stehen und unserem tapferen Ralph dabei zuschauen, wie er sich mit einem Brauer schlägt.“ Sie berichtete ihrer Mutter kurz von dem Vorfall und fügte schließlich hinzu: „Es ist seltsam. Gestern hätte ich noch geschworen, dass ich nicht in der Lage wäre, ihn nach so langer Zeit richtig zu beschreiben. Und dennoch erkannte ich ihn im selben Moment, da Lucinda mich auf ihn hinwies.“ Gedankenverloren zupfte sie an den winzigen Fliederblüten und warf sie achtlos aus dem Fenster.
    „Was sagte er zu dir? Und du? Du warst doch nicht unhöflich zu ihm, Rachel, oder?
    Dein Papa wäre wütend, wenn er glauben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher