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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
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es, sich in jeder Situation comme il faut zu benehmen, doch wir können nicht einmal aufhören, uns ständig zu zanken. Trotzdem sollten wir nicht gleich einen Helden aus ihm machen.“
    „Nein, das sollten wir nicht“, sagte Rachel kühl. Einen Moment sahen sie und ihr Vater sich kampflustig an, und die feindselige Stille wurde erst unterbrochen, als jemand die Tür zur Bibliothek öffnete.
    June und William kamen lachend herein, doch nach nur wenigen Schritten bemerkten sie die Anspannung zwischen den Anwesenden im Raum und hielten inne. June, anmutig und schlank, legte ihre zarte Hand auf den starken Arm ihres hochgewachsenen Verlobten und zog ihn tapfer mit sich, wieder ein sonniges Lächeln auf den rosigen Lippen.
    „Ah, da seid ihr ja, June. Kommt herein!“, begrüßte Mrs. Meredith sie mit so großer Erleichterung, dass man meinen könnte, ihre dritte Tochter wäre gerade aus Amerika heimgekehrt und nicht von einem kurzen Besuch bei freundlichen Nachbarn. „Wie geht es Ihnen, William?“, erkundigte sie sich. „Ich freue mich darauf, Ihre Eltern beim Musikabend später in der Woche zu treffen. Es ist eine ganze Weile her, seit ich mit ihnen gesprochen habe. Ihre Mama und ich müssen uns darüber unterhalten, wie die Vorbereitungen für den großen Tag voranschreiten.“ In ihrer Eile, irgendetwas zu sagen, um die Atmosphäre zu entspannen, hatte Gloria ganz vergessen, wie wenig sie die zukünftige Schwiegermutter ihrer Tochter leiden konnte. Seit der Verlobung vermittelte Pamela Pemberton ihr bei jeder Gelegenheit den Eindruck, dass June nicht gut genug sei für ihren Sohn.
    Zu ihrer großen Freude bewies Williams aufrichtige Liebe für seine Verlobte, wie wenig er mit seiner Mutter übereinstimmte. Er betete den Boden unter Junes Füßen an, behandelte sie mit zärtlicher Ehrfurcht und erklärte sich zum glücklichsten Mann auf Erden.
    Tatsächlich hätten ihm viele zugestimmt. June wurde allgemein für sehr hübsch und liebenswert gehalten, und keine Kosten waren gespart worden, um den glücklichen Tag, an dem zwei wohlhabende Familien ihre Verbindung feiern würden, zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen.
    Warum sollten die Merediths auch die Rolle der armen Verwandten spielen? Edgar Meredith verdiente mit seinen Geschäften in der City womöglich sogar mehr als Alexander Pemberton mit seiner Anwaltskanzlei. Gloria fand also, dass die Pembertons keinen Grund hatten, sich ihnen überlegen zu fühlen. Vielleicht gab es wirklich eine Verwandtschaft Pamelas mit einem Herzog, aber die war so entfernt, dass sie überhaupt nicht zählte. Mit einem leisen Lächeln erinnerte Gloria sich, wie Rachel beim Mittsommerball der Winthrops im letzten Jahr eben diese Ansicht Pamela gegenüber geäußert hatte.
    Tatsächlich hatte Rachel am selben Abend nicht nur Pamela entschlossen auf ihren Platz verwiesen, sondern auch noch erwirkt, dass June und William einander vorgestellt wurden. Und nun waren sie unsterblich verliebt und würden bald heiraten. Nichts und niemand durfte das glückliche Ereignis ihrer bevorstehenden Hochzeit stören. Gloria war genauso entschlossen dazu wie ihre älteste Tochter.
    Sie betrachtete Rachel liebevoll und seufzte verhalten. Vater und Tochter waren so dickköpfig und sich in vielem so ähnlich. Beide setzten sich mit aller Kraft für die Menschen ein, die sie liebten, handelten aber dabei oft unbesonnen und zu impulsiv. Andererseits war ihr Rat meistens gescheit und vernünftig. Wie schade, dass sie selbst nicht bereit schienen, ihrerseits kluge Ratschläge anzunehmen.
    Edgar – bemüht, ruhig und gastfreundlich zu erscheinen – plauderte inzwischen mit William über ein braunes Jagdpferd, das er kürzlich erstanden hatte. Doch Gloria fürchtete sehr, William würde trotz seiner aufrechten, offenen Art nie den Platz im Herzen ihres Mannes einnehmen, den Connor vor so vielen Jahren errungen hatte.
    Noch größeren Kummer bereitete ihr der Verdacht, Edgar könnte sich vielleicht noch immer nicht damit abgefunden haben, dass jener junge Mann ein für alle Mal als Schwiegersohn für ihn verloren war. Aber er musste es einfach akzeptieren! Sie näherte sich dem Fenster, an dem Rachel und Sylvie standen. Plötzlich beugte Sylvie sich wieder vor, brach einen Zweig vom Fliederbusch, von dem sie die eine Dolde ihrer Schwester reichte und eine ihrer Mama. Ohne Rücksicht auf ihre Kleidung oder Anstand und Sittsamkeit, hievte sie sich danach einfach auf das Fensterbrett und sprang hinaus in
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