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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
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Demütigung ihrer Zurückweisung ihn nicht sonderlich verletzt hatten. Danach hatte er an einem Krieg teilgenommen, sich Feinde und Freunde gemacht und ein Vermögen erworben. Er hatte sich sogar ein oder zwei Mal verliebt. Doch seine verlorene Verlobte heute wiederzusehen, so schön und offenbar so wenig von allem berührt, was mit ihm zu tun hatte, machte ihm klar, dass er sich nach Rache sehnte.
    Mit einem leichten Anflug von Selbstekel wandte Connor den Blick ab und gab seinem Bruder ein Zeichen weiterzugehen. Langsam bahnten sie sich einen Weg durch das Gedränge in der Vorhalle der Pembertons. Schließlich erreichten sie eine von zwei Treppen, die in einem weit ausholenden Bogen in den ersten Stock führten.
    Trotz des Stimmengewirrs hörte Connor, wie die Musiker ihre Instrumente für das heutige Konzert stimmten. Als er den Fuß auf die erste Stufe setzte, verstummten die Gespräche. Unwillkürlich hatte Connor das Gefühl, dass dies etwas mit ihm zu tun haben musste. Er sah neugierig auf.
    Seine Mätresse kam die Treppe herunter auf ihn zu in einem reinweißen Kleid, hier und da mit roten Rosenknospen gesprenkelt. Sein raffinierter Schnitt betonte auf kunstvolle Weise ihren verführerischen Busen, und der beinahe durchscheinende Stoff des Rockes ließ einen Hauch der Haut darunter erahnen.
    Irgendein rücksichtsvoller Mensch hatte daran gedacht, jedes Fenster und jede Tür im Haus zu öffnen, um die Wärme zu mildern, die sich in diesem Jahr ungewöhnlich früh bemerkbar machte. Die dadurch entstandene Brise hatte die Kerzen zum Flackern gebracht und die Stirn einiger zu warm gekleideter Gentlemen gekühlt. Ein plötzlicher Luftzug jedoch hatte das genaue Gegenteil zur Folge: Er geriet unter Marias Rock und bauschte ihn auf bis zu ihren wohlgeformten Waden. Unzählige Krawattentücher wurden plötzlich hastig gelockert, und man meinte fast, alle Männer einen lautlosen Seufzer ausstoßen zu hören. Die Damen in ihrer Begleitung erkannten die Anzeichen und durchbohrten die Sängerin mit bitterbösen Blicken.
    Connor hörte Maria amüsiert lachen, doch dann setzte sie eine verschämte Miene auf und glättete das zarte Material ihres Rockes über ihren schlanken Schenkeln.
    Es herrschte völlige Stille, während sie ihren Weg fortsetzte. Connor betrachtete sie gelassen, ein spöttisches Lächeln um die Lippen. Ohne Zweifel hatte er die Rechnung für diesen unschicklichen Rock bezahlt, der so vielen Männern heute Abend Freude verschaffte. Gerade heute Morgen hatte sein Sekretär ihm einen ganzen Stapel Rechnungen vorgelegt, ein großer Teil davon offenbar von Hutmacherinnen und Modistinnen, die behaupteten, eine gewisse Dame in seinem Namen ausstaffiert zu haben.
    Maria begrüßte ihn mit einem intimen, sinnlichen Lächeln, das ausschließlich ihm galt, und erst dann ließ sie sich dazu herab, die wartende Menge zu beachten. Stolz hob sie das Kinn und warf den Kopf zurück, sodass ihre schwarzen Locken flogen.
    Wie alle anderen beobachtete Rachel fasziniert dieses ausgesprochen sinnliche Schauspiel. Die Luft schien regelrecht zu knistern, sodass es Rachel unmöglich war, den Blick abzuwenden, als Maria Laviola sich triumphierend zum Earl of Devane gesellte, sich unschicklich eng an ihn schmiegte und die Hand besitzergreifend auf seinen Arm legte. Erst dann begrüßte sie den Herrn, der neben dem Earl stand.
    Rachel erkannte in ihm dessen Stiefbruder Jason Davenport. Die italienische Sopranistin stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihrem Geliebten etwas ins Ohr zu flüstern. Danach näherte sie sich Jason, um auch ihm ein kleines intimes Gespräch zu gewähren.
    Sie genießt die Rolle der Femme fatale, stellte Rachel fest. Sie liebt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die man ihr schenkt, gibt aber vor, sich ihrer gar nicht bewusst zu sein.
    Jetzt hakte sie sich bei beiden Gentlemen ein und ließ sich von ihnen die Treppe hinaufbegleiten.
    Als sie sich dem Treppenabsatz näherten, wandte Rachel hastig den Blick ab von den beiden hochgewachsenen Männern und der zierlichen Frau in ihrer Mitte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass einige Gäste, die sich noch an damals erinnern mochten, sie mit unverhohlener Bosheit musterten. Während sie ihrem damaligen Verlobten dabei zugesehen hatte, wie er mit einer Dame, die zweifellos seine Geliebte war, schamlos vor aller Augen turtelte – hatte man sie ihrerseits neugierig beobachtet.
    Die zukünftige Schwiegermutter ihrer Schwester stand dicht neben Lady Winthrop, und
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