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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir
Autoren: Kera Jung
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wie ein Karpfen nach Luft schnappt.
    Oh, scheiße Norton. Du bist im Arsch!
    Im Arsch. Das beschreibt die Gesamtlage hervorragend.
    Es gibt Leute, die träumen von Geld, andere von Macht. Andrew besitzt Geld und Macht, er träumt davon, eine einzige Nacht durchschlafen zu können.
    Nur eine Einzige!
    Schnauze, Idiot!
    Ahh, der DS ist eingetroffen. Wie nett.
    Reiß dich zusammen, Norton du Idiot!
    Jawohl, Sir!
    Atemtechnik!
    Gehorsam versucht Andrew, tief und gleichmäßig zu atmen, zwingt die Luft in seine Lungen, hält sie, zählt bis fünf und stößt sie behutsam wieder aus. Es dauert eine Weile, bevor es funktioniert. Doch irgendwann ist er in der Lage, die Hände von den Augen zu nehmen.
    Eher desinteressiert sieht er zu seinem Wecker.

    Als Johnson ihn damals auf seine Anweisung hin kaufte, stellte Andrew ihn. Nur für alle Fälle.
    Bisher ist er jedoch noch nie in die Verlegenheit gekommen, den Weckton auch zu hören. Übrigens auch keinen von dessen Vorgängern. Er kommt ihnen immer zuvor.
    Phänomenal, Norton du Idiot! Genau drei Stunden und siebenundzwanzig Minuten geschlafen.
    Andrew nickt. Das ist nicht sein schlechtester Schnitt.
    Und die relativ kurze Nachtruhe birgt in sich durchaus Vorteile: Während seine ehrenwerten Versager von Vorstandsmitgliedern noch in ihren Betten liegen, ist er bereits hellwach und an der Arbeit. Ganze Firmenübernamen tätigte er schon des Nachts. Die globalen Zeitzonen machen es möglich. Ja, er muss nicht Einstein sein, um zu wissen, dass seine nächtliche, eher unfreiwillige Freizeit bedeutenden Anteil an seinem Erfolg trägt.
    Und um ehrlich zu sein, ist er überhaupt nicht sicher, ob Einstein tatsächlich der Bessere von ihnen beiden gewesen ist.
    * * *
    H aben Sie für den heutigen Tag bereits Pläne, Sir?«
    Während Andrew über diese äußerst interessante Frage nachdenkt, mustert er Johnson stirnrunzelnd.
    Selbstverständlich hat er Pläne! Sein Tag besteht daraus! Nun, der größte Teil der Nacht auch. Doch bei den meisten wird Johnson weniger von Nutzen sein. »Weshalb fragen Sie?«, erkundigt er sich verhalten und mit scheinbar nicht vorhandenem Interesse.
    Der Wagen – einschließlich Johnson – hat ihm Tag und Nacht zur Verfügung zu stehen. Ohne, dass ihm dämliche Fragen gestellt werden.
    Johnson bleibt wie immer gänzlich unbeeindruckt. Er senkt nicht den Blick, sondern betrachtet Andrew gelassen. »Ich würde den Wagen gern in die Waschanlage ...«
    »Das dauert doch keine Ewigkeiten!«
    »Nein, Sir.« Immer noch unbeteiligt. Kein Hass, kein Katzbuckeln. Dieser Mann muss irgendein Absorptionsrezept besitzen, zu diesem Schluss kam Andrew bereits vor Jahren.
    Denn an dem prallt alles ab.
    Ein winziger Teil von Andrew mag Johnson für diese Fähigkeit.
    * * *
    K aum hat er den Aufzug betreten, beschleunigt sich sein Herzschlag.
    Angekommen in der fünfunddreißigsten Etage, dröhnt es mittlerweile beständig. Vor der Tür seines Vorzimmers realisiert Andrew in letzter Sekunde, dass sein Mund leicht geöffnet ist. Er hält inne, die Hand bereits auf dem Türgriff und schließt die Augen.
    Norton, du Idiot! Es ist ein Mädchen! Nur ein kleines Mädchen!
    Das ist ihm bekannt. Für seine mit einem Mal außer Kontrolle geratenen Körperfunktionen gibt es auch keine Erklärung.
    Disziplin, Norton du Idiot!
    »Jawohl, Sir«, murmelt Andrew und kassiert dafür von seinem DS eine drohend erhobene Faust. Doch darauf kann er sich momentan nicht konzentrieren. Er holt nämlich soeben tief Luft ...
    … und dann öffnet er die Tür.
    * * *
    A ls Erstes sieht er Gails erhobene Augenbrauen.
    Es gibt genau eine Person auf der Welt, von der er sich eine derartige Geste bieten lässt. Und die nutzt dieses Privileg soeben schamlos aus.
    Sein Problem ist demnach weniger Gails Grimasse, als vielmehr der Grund dafür. Im Normalfall genügen diese ärgerlichen Augenbrauen, um ihm seine Verfehlung ins Gedächtnis zu rufen. Doch heute ist er sich wirklich keiner Schuld bewusst.
    Das überdenkt Andrew für einen flüchtigen – sehr flüchtigen – Moment, bevor er seine Aufmerksamkeit der eindeutig denkwürdigeren Attraktion an diesem Dienstagmorgen zuwendet.
    Da sitzt sie!
    Was er von ihrer Kleidung ausmachen kann, ist zunächst einmal vielversprechend. Ein schwarzes, eng anliegendes Top mit breitem Ausschnitt, darüber eine figurbetonte blaue Kostümjacke. Ob dazu ein Rock oder eine Hose gehört, kann Andrew aus seiner derzeitigen Perspektive nicht feststellen, denn sie sitzt
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