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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir
Autoren: Kera Jung
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Jackett, ein eng geschnittener, knielanger Rock und ...
    Nichts.
    Fassungslos starrt Andrew ihre nackten Füße an. Erst nach beachtlichen fünf Sekunden erholt er sich vom ersten Schock.
    »Gail!« Zum ersten Mal seit ... nun, eigentlich jeher, erhebt sich innerhalb dieser Räume seine Stimme.
    »Ja, Sir?« Wieder das Arschloch-Sir !
    Andrew ist nicht sicher, was ihn an dieser unvorstellbaren Situation mehr aus der Bahn wirft: Die nackten - äußerst langen und wohlgeformten – Beine des Mädchens, Gails Ton oder deren Augenbrauen, die jetzt fast den Haaransatz berühren.
    »Was ist das?« Anklagend deutet er auf die bedeutend jüngere Frau im Raum, deren Gesicht mittlerweile sogar ziemlich blass wirkt.
    Mit verschränkten Armen und weit nach hinten gelehnt, mustert Gail das Mädchen »Hmmm. Adrette junge Dame, sehr ansprechendes Äußeres, ausnehmend intelligent?«
    »Danke! Was noch?«
    Fragend neigt seine bald pensionierte Assistentin den Kopf. »Sir?«
    Anstatt zu antworten, lehnt Andrew sich abrupt zurück und betrachtet für einen langen Moment die beiden Verschwörerinnen. Okay ...
    »Miss Kent, setzten Sie sich!« Damit weist er zum Stuhl vor seinem Tisch, und sie gehorcht, ohne den Blick zu heben.
    »Welche Schuhgröße tragen Sie?«
    »4,5«, nuschelt sie.
    »Wie bitte?«
    Unvermittelt hebt sie den Kopf und starrt ihn hasserfüllt an. »Ich. Trage. Die. Schuhgröße. 4,5. Sir! «
    Andrews Augen werden groß. »Gail, besorgen Sie ein Paar Schuhe für die adrette junge Dame«, sagt er, ohne den Blick von Letzterer zu nehmen. Kaum wurde die Tür von außen geschlossen, knurrt er, diesmal sogar ausnehmend leise und bedrohlich. »Erklärung!«
    Sie wird noch etwas blasser – und das hält er tatsächlich für ein Phänomen – starrt zu Boden und sagt nichts.
    Nichts!
    »Miss Kent, eine Erklärung!«
    Schweigen.
    Langsam schließt Andrew die Lider.
    Atmen, Norton du Idiot!
    Er holt tief Luft – hält sie für fünf Sekunden – und stößt sie behutsam wieder aus. Und nebenbei wundert Andrew sich ein wenig. Denn nie zuvor war er gezwungen, außerhalb seines Schlafzimmers auf jene Technik zurückzugreifen. Dieses Wesen hat die Wirkung eines seit vierundzwanzig Jahren wiederkehrenden Albtraums auf ihn!
    Als er sicher sein kann, nicht zuzuschnappen, versucht er es erneut, hält jedoch sicherheitshalber die Augen geschlossen. »Miss Kent, dies ist Ihre letzte Chance. Das wäre dann Ihre Dritte und damit genau zwei mehr, als jedem Idioten in diesem Unternehmen jemals zugestanden wurden. Ich verlange eine Erklärung, weshalb Sie in diesem Aufzug in meinem Büro erschienen sind!«
    Endlich scheint ihr der Ernst der Lage aufzugehen, denn sie antwortet doch tatsächlich, wenn auch gedämpft. »Ich besitze keine passenden Schuhe zu dieser Kleidung. Daher habe ich mich hier umgezogen. Aber ich konnte meine Stiefel nicht dazu tragen … Sir.«
    Erschöpft massiert er seine Schläfen und nickt. »Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Und warum wählten Sie nicht eines der anderen Ensemble, die ich Ihnen zukommen ließ?«
    »Weil ich auch dazu keine passenden Schuhe besitze ... Sir.« Diesmal kein Arschloch-Sir.
    Plötzlich kursiert eine verachtenswerte Zahl in Andrews Kopf. Verachtenswert, aufgrund des Vorzeichens ...
    – 1,45.
    $ minus 1,45!
    Norton, Du bist so ein riesiger Idiot!
    Verwirrt sieht er das Mädchen an. »Und warum haben Sie nichts gesagt?«
    »Was hätte ich denn sagen sollen, Sir?«
    Ja, Norton, du Obertrottel. Was hätte sie denn sagen sollen? He?
    Mit mäßigem Interesse erwidert sie seinen Blick. Es fehlt nur noch das beiläufige Trommeln ihrer Finger auf dem Tisch. Und? Antwort! Norton!
    Ein Klopfen an der Tür unterbricht die derzeitige, unerträglich peinliche Situation und lässt ihn aufsehen. »Ja?«
    Kurz darauf steht ein Mann im Raum.
    Smith!
    Den hatte Andrew vergessen! Verdammt! Neben all dem Gebrüll, Atemtechnikübungen außerhalb seines Schlafzimmers und sonstigen Phänomenen, die ihm heute bereits widerfahren sind, vergisst er seit Neuestem auch verboten viel.
    Sein Blick fällt wieder auf Miss ich erwarte eine Antwort !, Kent. Unmöglich kann sie sich ohne Schuhe diesem intriganten Versager präsentieren.
    Andrews Miene ist nichts von alledem zu entnehmen, als er sein übliches knappes Nicken bemüht. »Smith?«
    Neugierig huscht dessen Blick zu dem Mädchen ... und strandet dort. Die Augen werden groß, Andrews zeitgleich riesig. Die visuelle Botschaft ist unzweideutig. Wage es, sie
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