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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir
Autoren: Kera Jung
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sie, wie er noch niemals etwas zuvor gewollt hat, würde sofort jede Aussicht auf eine einzige friedliche Nacht mit sechs Stunden erholsamen Schlaf gegen einen Kuss tauschen.
    Norton du Idiot! Alles in Ordnung?
    Nein, nichts ist in Ordnung, verdammt! Nie war das weniger der Fall! Faktisch ist Andrew außer Kontrolle und das in seinem Kopf vorherrschende Chaos bereitet ihm unsägliche Angst.
    Doch da gibt es noch den anderen Teil in ihm. Der will sie behutsam zur Couch tragen, sie zärtlich streicheln und fragen, warum sie solche Angst vor ihm hat. Nichts liegt ihm ferner, als ihr wehzutun. Er will erfahren, weshalb sie so entsetzt und panisch ist, will dafür sorgen, dass dieser grausame Ausdruck aus ihrem Blick verschwindet. Und Andrew ahnt, dass ein anderer Mann die Verantwortung dafür trägt, dass sie derzeit in seinen Armen liegt und sich verzweifelt bemüht, Luft in ihre Lungen zu bekommen. Was ihr jedoch nicht gelingt, weil die Panik ihre Atemwege blockiert.
    Und als er das erfasst hat, weiß er auch endlich, was zu tun ist. Panikanfälle, die einem die Fähigkeit zu atmen rauben, sind ihm nicht gänzlich unbekannt.
    »Josephine!« Sein fester, autoritärer Ton bleibt nicht ohne Wirkung. Instinktiv sieht sie ihn an.
    »Hörst du mich?«
    Ihr Nicken erzählt von grenzenloser Verzweiflung.
    »Atme ein. Jetzt! «
    Sie versucht es, und es gelingt ihr tatsächlich, ein wenig Luft in sich aufzunehmen.
    Aufmunternd nickt er. »Halte die Luft an, und zähle bis fünf. Jetzt! «
    Als Josephine gehorcht, lächelt Andrew. »Sehr gut. Und ausatmen. Jetzt! «
    Das läuft weniger gut. Panisch schüttelt sie den Kopf, ihr Mund ist fest zusammengepresst.
    »Oh verdammt!« Kurz entschlossen trägt er den schmalen Körper zur Couch. Ihre Lippen sind inzwischen blau und der entsetzte Blick lässt ihn nicht mehr los.
    Und in diese ausweglose Situation platzt das nächste Klopfen an der Tür.
    Bevor Andrew reagieren kann, steht dieser Idiot Smith wieder im Raum. »Mr. Norton, ich ...« Er hält inne, als er die Szene erfasst. Die Kleine auf dem Sofa, während Andrew sich über sie beugt.
    »Raus!« Es kommt so leise und drohend, dass die Atmosphäre unterschwellig zu vibrieren scheint.
    »Aber Mr. Norton, Sie ...« Das klingt nicht danach, als würde den Mann die Tatsache berühren, dass er seinen Chef offenbar gerade in flagranti mit der Assistentin erwischt hat. Was für ein Bastard!
    Zum zweiten Mal erhebt Andrew an diesem Tag – und gleichzeitig seit über zwanzig Jahren – seine Stimme. »Raus!«
    »Jawohl, Sir ...« Das breite Grinsen ist nicht zu übersehen, selbst wenn Andrew gewollt hätte.
    Angespannt wartet er, bis er die Tür geschlossen hat, dann erst wagt er, sie anzusehen. Nicht ohne Angst – doch dafür ist jetzt keine Zeit. Langsam färbt sich auch ihr Gesicht blau. Ein Anblick der Andrew den Rest gibt. In kopfloser, atemloser Panik schüttelt er den fragilen Körper. »Josephine! Atmen!«
    Längst kämpft er nicht mehr nur gegen ihren Tod, sondern auch gegen seine unaussprechliche Angst, und das, was die in ihm auslöst. Alles in ihm verlangt danach, zu fliehen, sich an einem dunklen, sicheren Ort zu verkriechen und zu warten, bis alles gut wird. Er wird versagen! Wie immer! Und dann wird die Welt untergehen und er ...
    Norton! Idiot! Reiß dich zusammen!
    Er kann nicht. Nein!
    Benutze einmal in deinem verkommenen Leben deinen Verstand!
    Verzweifelt blickt Andrew auf, direkt in ihr vom Todeskampf gezeichnetes Gesicht. Ihr Blick wird glasig, die Hautfarbe ist inzwischen komplett bläulich. Sie braucht Luft! Doch wie soll er nur dafür sorgen, dass sie die auch bekommt?
    Norton! Idiot! Aufwachen!
    Und endlich macht es Klick .
    Andrew bleibt keine Zeit, erleichtert aufzuatmen, er winkelt ihren Kopf an, zwingt mit Daumen und Zeigefinger den Mund auf, holt tief Luft und bläst sie hinein.
    Was für eine Ironie!
    Seit er sie sah, will er diese Lippen berühren. Aber mit Sicherheit nicht in dem verzweifelten Versuch, Luft in ihre Lungen zu pumpen, um sie am Sterben zu hindern.
    Prüfend blickt er in ihr Gesicht.
    Besser. Aber noch nicht gut. Und schon wiederholt er die Prozedur … sieht auf ... holt Luft … bläst sie wieder in ihren Mund … und noch einmal …
    … noch einmal ...
    … noch einmal ...
    Unzählige Male vollführt Andrew diesen Vorgang. Bis ihre Haut langsam die bläuliche Färbung verliert.
    »Josephine! Atme!« Der zierliche Kopf wird heftig hin und her geschleudert, als er sie abermals
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