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0296a - Lösegeld für blonde Locken

0296a - Lösegeld für blonde Locken

Titel: 0296a - Lösegeld für blonde Locken
Autoren: Lösegeld für blonde Locken
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hielt.
    Ernest Borigin fuhr im dritten Gang an. Der Zwerg wurde gegen das Rückenpolster geschleudert und kippte auf die Seite. Aber selbst im Liegen zählte er die Geldscheine weiter.
    Als sie vor dem abbruchreifen Haus ankamen sagte er:
    »Ja, es stimmt, Mr. Borigin, ich hoffe, Sie haben viel Freude an dem Knaben. Und wenn Sie ein zweites Kind haben wollen… Stehe jederzeit zur Verfügung«, sagte der Anwalt unterwürfig, stieß die Tür auf und hüpfte nach draußen.
    »Verdammte Kröte«, fluchte Borigin, »man sollte dir die zweitausend wieder ab jagen, ehe du sie in den Geldsack gestopft hast.«
    Linda Bee lehnte sich zurück und betrachtete das Kind. Es räkelte sich und streckte die kleinen Fäuste heraus.
    Eine halbe Stunde später stoppte der Wagen am Nordrand des Central Parks. Borigin sprang heraus, klappte den Kofferraum auf und zog eine Einkaufstasche aus Leder heraus.
    »Leg das Baby da hinein, denn du kannst es nicht erst beim Pförtner vorstellen. Der wird dir nicht glauben, daß du mit Mr. Jorgen junior einen Nachtspaziergang gemacht hast. Und damit das Baby nicht kräht, gibst du ihm hiervon einen Schluck. Alkohol wird nicht schaden.«
    Er reichte ihr eine Flasche mit Alkohol. Linda gehorchte. Der Knabe schlief nach wenigen Augenblicken ein.
    Ernest gondelte die Fifth Avenue hinunter und bremste einige Yard vor dem Baldachin, der von der Straße zum Hauseingang führte.
    Linda steckte das Baby vorsichtig in die Ledertasche, stieg aus, nahm die Tasche in die rechte Hand und trippelte auf die Haustür zu, die offenstand.
    Der Portier nickte Linda zu. Als sie am Aufzug stand, hörte sie den Motor von Borigins Wagen auf heulen.
    ***
    Linda Bee wurde durch das Läuten des Telefons geweckt. Sie warf einen Blick auf den Wecker. Es war halb sechs morgens. Sie sprang aus dem Bett und schlug die Vorhänge zurück. Es war bereits hell. Die Säuglingsschwester warf sich den Morgenrock über, eilte in die Diele und hob den Hörer ab.
    »Hier bei Jorgen«, sagte Linda.
    Am anderen Ende war die Angestellte eines Postamtes.
    »Ich gebe Ihnen pflichtgemäß den Wortlaut eines Telegramms durch, das Ihnen in den nächsten Minuten zugestellt wird. Wollen Sie mitschreiben?«
    »Einen Augenblick«, sagte Linda mit leiser Stimme.
    » Mr. Jorgen, Fifth-Avenue 1183 — Harry befindet sich in unserem Besitz — Weitere Anweisungen folgen per Eilbrief — stop — Dringende Erledigung erwünscht — Ende. «
    »Kein Absender?«
    »Nein, kein Absender. Das Telegramm wurde mit diesem Text und den Gebühren einem Schalterbeamten zugeschoben. Ehe der Angestellte den Text kontrollieren konnte, war der Aufgeber schon verschwunden.«
    »Danke, Miß. Ich werde das Telegramm an Mr. Jorgen weiterleiten.«
    Linda Bee hängte ein. Ihre Knie wankten. Sie hielt sich einige Sekunden am Telefonbrett fest.
    Kurz vor acht Uhr läutete eine Türglocke. Linda sprang auf. Gleichzeitig wurde die Tür von Jorgens Arbeitszimmer geöffnet. Mr. Jorgen trat in die Diele. Als Linda im Türrahmen des Kinderzimmers erschien, winkte er ab.
    »Lassen Sie nur, Miß Bee. Ich erledige das schon.« Als er die Wohnungstür öffnete, stand der Hausportier vor ihm. Er hielt zwei Briefe in der Hand.
    »Die wurden soeben für Sie abgegeben, Mr. Jorgen«, sagte der Portier, zog seine Mütze und machte eine Verbeugung. Mr. Jorgen gab ihm ein Trinkgeld und nahm die Briefe in Empfang. Die Säuglingsschwester ging zu dem Wickeltisch und begann, die Babysachen zu ordnen. Erschrocken fuhr Linda herum, als die Zimmertür aufgerissen wurde. Mr. Jorgen stand auf der Schwelle. Er war kreidebleich. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die blutleeren Lippen zitterten.
    »Um Gottes willen, was ist Ihnen?« fragte Linda ängstlich.
    »Nichts, jetzt, wo ich meinen Sohn in den Kissen liegen sehe, ist mir nichts«, sagte er mit schwacher Stimme und versuchte, Luft zu holen.
    »Soll ich einen Arzt holen?« fragte Linda.
    »Nein, danke. Beinahe hätte ich diesen Schock auf nüchternem Magen nicht verdaut. Da lesen Sie selbst, Linda.« Mr. Jorgen kam näher und reichte Linda beide Briefe. Sie las zuerst das Telegramm. Sie kannte den Wortlaut bereits.
    »Das ist ja schrecklich«, murmelte sie.
    »Dann müssen Sie erst den Brief lesen. Ein übler Scherz am frühen Morgen«, sagte Jorgen. Er rang noch immer nach Luft. Linda überflog die mit einer Maschine geschriebenen Zeilen:
    »Harry befindet sich in unserer Gewalt. Er ist bei bester Gesundheit. Wenn Sie ihn lebend Wiedersehen wollen,
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