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0296a - Lösegeld für blonde Locken

0296a - Lösegeld für blonde Locken

Titel: 0296a - Lösegeld für blonde Locken
Autoren: Lösegeld für blonde Locken
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Vor Gericht stände Aussage gegen Aussage, Mr. Jorgen. Bedenken Sie das wohl. Und Ihre Frau würde erfahren, daß ein fremdes Kind in Harrys Wiege liegt.«
    »Sie können mich nicht bluffen.' Ich habe mich vor wenigen Minuten überzeugt, daß Harry in seinem Zimmer ist.«
    »Nicht Harry, sondern ein anderes Kind, ein schwarzhaariger Junge zwar, aber nicht Ihr Sohn, Mr. Jorgen.«
    »Sie lügen!« zischte Fred Jorgen. Seine Adern an den Schläfen traten violett hervor.
    »Nein, ich lüge nicht. Ihr Sohn wurde gestern mittag geraubt, im Central-Park an der Felsengrotte, wo Ihre Nurse jeden Tag zu sitzen pflegt. Leider kenne ich die Kidnapper nicht, wenn Sie darauf hinauswollen. Ich stütze mich dabei auf die Aussage des jungen Mannes, der neben mir an der Theke stand. Aber wie gesagt, zwanzigtausend — und ich bin stumm wie ein Fisch.« Der Besucher hielt seine magere Hand auf wie ein Bettler in der Bovery.
    »Erzählen Sie weiter, los«, drängte Mr. Jorgen.
    »Sie haben eine Säuglingsschwester, die sich keinen Rat wußte. Statt zur Polizei zu gehen, rief sie einen vermeintlichen Freund an. Der riet ihr, ein Kind zu adoptieren und das an Harrys Stelle zu legen.«
    Der Besucher sah wieder auf seine Schuhe, als könnte er da ablesen, wie die Story weiterging.
    »Weiter«, keuchte Jorgen.
    »Sie können in New York jeden Tag ein paar Babys kaufen, wenh Sie wollen«, fuhr der Besucher fort, »das Girl opfterte ihre ganzen Ersparnisse, und nun liegt so ein fremr'es Baby in dem Kinderbett.«
    »Sie Lügner. Erst schicken Sie mir den Erpresserbrief. Dann wagen Sie es selbst, hier aufzutauchen. Die Polizei wird begeistert sein, Sie zu schnappen.«
    »Hüten Sie sich, Mr. Jorgen, mich als Lügner zu bezeichnen. Jedes Wort, das ich gesagt habe, ist wahr. Fragen Sie doch Ihre Kinderschwester, sofern sie überhaupt noch da ist und es nicht vorgezogen hat, zu verschwinden.«
    Fred Jorgen starrte den Mann an. Dann stürzte er zur Tür, riß sie auf und schrie in die Diele:
    »Miß Bee! Miß Bee, kommen Sie sofort her!«
    ***
    Unser Pförtner riß seine Augen auf, als ich um halb sieben hereinschneite.
    »Keine Angst, meine Uhr geht haargenau«, bemerkte ich und trug mich ins Buch ein. »… aber Morgenstunde hat Gold im Munde.«
    Auf meinem Schreibtisch lagen noch Akten, die aufgearbeitet werden mußten.
    Kurz nach acht erschien Phil auf der Türschwelle. Er balancierte Moccakanne und Tasse auf einem Tablett.
    »Hallo, Jerry, ich habe dich in der Kantine vermißt. Die blonde Lucie gab mir den Kaffee mit. Für dich.«
    Ich goß eine Tasse Kaffee ein, schlürfte den heißen Trank und spürte die belebende Wirkung.
    »Noch keine Sprechstunde?« fragte Phil nach einer Weile, als ich noch immer keinen Ton sagte.
    »Irrtum. Ich habe bereits meine Hamburger verdient. Und außerdem den Plan für die nächsten sechs Stunden gemacht. Wir werden Mrs. Moore in Queens noch mal besuchen. Hoffentlich ist sie jetzt zu Hause.«
    »So früh am Morgen bestimmt. Aber sicherlich noch nicht ausgeschlafen. Doch du hast eine vortreffliche Ader, Leute zur unpassenden Zeit zu stören.«
    »Die Hauptsache ist, mit Erfolg, Phil.«
    Als wir die Treppe heruntergingen, suchte ich meine Autoschlüssel. Mein rpter Jaguar stand blitzsauber auf dem Hof. Phil und ich kletterten hinein und kutschten nach Queens hinüber. Es war um die Zeit des Hochbetriebs alles andere als eine Ausflugsfahrt. Wir waren froh, als wir im Bezirk Maspeth ankamen und nach wenigen Minuten in die 61. Straße einbogen. Rechts und links standen Häuser der Mittelklasse-Siedlung.' Die höchsten waren zwölfstöckig und sahen aus wie graue Betonklötze, in die man für Fenster rechteckige Löcher gesprengt hatte.
    Wir fuhren um die Häuserblocks herum, stoppten und stiegen aus.
    Die Häuser waren alle gleich und unterschieden sich nur durch die Nummern, die in drei Fuß Größe über der Tür angebracht waren. Wir stoppten vor Nummer 241.
    Auf der Schellenleiste befanden sich über vierzig Schilder. In der obersten Reihe las ich »Fred Moore«. Der Doc schämte sich also, in dieser Gegend seinen Titel zu führen. Die Haustür war angelehnt, so daß wir nicht zu schellen brauchten.
    Als wir den Hausflur betraten, empfing uns ein widerlicher Geruch. Phil warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach neun Uhr.
    Der Fahrstuhl war wegen Reparaturarbeiten vorübergehend außer Betrieb. Nach der Anordnung auf der Schellenleiste zu urteilen, mußte Dr. Moore mindestens im achten oder neunten Stock
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