Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0296a - Lösegeld für blonde Locken

0296a - Lösegeld für blonde Locken

Titel: 0296a - Lösegeld für blonde Locken
Autoren: Lösegeld für blonde Locken
Vom Netzwerk:
vom Tode ihres Mannes zu unterrichten. Wir fanden die Wohnung verschlossen.
    ***
    Linda Bee stand hinter ihrem Fenster und beobachtete die Fifth Avenue. Gegen fünf Uhr rollte vor dem Hause ein schwerer Rolls Royce aus. Erschrocken fuhr Linda zurück. Der Mann, der aus dem Wagen stieg, war Mr. Jorgen. Er trug trotz der Hitze einen dunklen Anzug und einen Hut auf dem Kopf. Die Säuglingsschwester trippelte zur Tür und horchte. Mr. Jorgen betrat nach einigen Minuten seine Wohung, legte seinen Hut auf die Garderobe und ging in sein Arbeitszimmer. Linda atmete auf. Mr. Jorgen hatte bisher noch nicht ein einziges Mal nach ihr geschellt, obgleich sie schon über zwei Wochen im Hause war. Wenn er aus seinem Office oder von Besprechungen zurückkehrte, hatte er bereits gegessen. In seinem Arbeitszimmer beschäftigte er sich mit Büchern und Bilanzen.
    Linda Bee warf sich aufs Bett. Gegen sieben erhob sie sich wieder, kleidete sich an und legte Make up auf.
    Bei meinen bleichen Wangen habe ich es dringend nötig, dachte sie, als sie sich im Spiegel betrachtete.
    Zwei Minuten vor acht rollte ein grauer Chevrolet langsam die Fifth Avenue herunter. Aus hundert Wagen gleicher Bauart hätte Linda den Car von Ernest Borigin herausgefunden. Die Säuglingsschwester griff in den Kleiderschrank, nahm eine kleine Handtasche heraus und verließ ihr Zimmer. Sie schloß von außen ab. Als sie am Kinderzimmer vorbeiging, sah sie den Schlüssel stecken. Sie schloß ebenfalls ab und ließ den Schlüssel in der Jacke ihres Kostüms verschwinden. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür und verließ die Wohnung. Mr. Jorgen kümmerte sich gewöhnlich nicht darum, was sein Personal trieb.
    Das Girl fuhr mit dem Aufzug nach unten, hastete durch den Flur und lief mit hastigen Schritten zum Bordsteinrand, wo der hellgraue Chevy mit laufendem Motor wartete. Linda riß die Tür auf und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    Ernest streifte sie mit einem flüchtigen Blick, gab Gas und fuhr im dritten Gang an.
    »Na, hast du die Bucks in der Tasche? Brauchst keine Sorgen zu haben. Ich habe bereits alles in die Wege geleitet. Du brauchst nur noch zu bezahlen, Kindchen. So arbeitet Ernest, präzise, gründlich und zuverlässig. Du kannst dich schon auf mich verlassen.«
    »Ich danke dir, Ernest«; sagte sie und rutschte näher an ihn heran. Der Bursche war schwarzlockig, trug trotz der Hitze eine glänzende Lederjacke, enge Blue Jeans und ein farbiges Hemd. Er legte seinen rechten Arm um ihre Schulter, jagte die Fifth Avenue in südlicher Richtung hinunter, bog dann links ein und jagte über die Manhatan Bridge.
    »Bei der Verhandlung hältst du den Mund und antwortest nur, wenn ich dich frage«, sagte er mit rauher Stimme.
    »Ja, Ernest«, murmelte sie.
    Nach einer Stunde hielt der Wagen in einer düsteren Straße vor einem dreistöckigen Haus. Linda Bee und Ernest Borigin stiegen aus.
    »Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnt der Rechtsanwalt, der Babys vermittelt«, erklärte der Bursche. Er legte wieder seinen Arm um ihre Schulter und führte sie über die schmale Straße. Die beiden obersten Stockwerke des fünfstöckigen Hauses waren unbewohnt. Die Fenster waren herausgerissen, das Dach bereits abgedeckt. Offenbar stand das Haus auf der Abbruchliste und der Unternehmer hatte mit der Demontage begonnen, während die Bewohner in den unteren Stockwerken sich nicht von ihren Luxusapartments trennen konnten.
    »Kennst du den Rechtsanwalt?« fragte Linda ängstlich.
    »Frag nicht soviel. Für dich ist nur entscheidend, das Kind zu bekommen. Er hat mir versprochen, heute abend ein Baby dazuhaben. Wahrscheinlich ist er scharf auf die Dollars.«
    Der Bursche schellte an der Haustür. Nach wenigen Sekunden ertönte der elektrische Öffner. Ernest schob die Tür auf und tastete im Flur nach dem Lichtschalter. Denn kein Licht drang von außen herein. Die Fenster schienen mit Brettern zugenagelt zu sein. Als Ernest ihn endlich fand, drückte er den Knopf. Aber die Anlage funktionierte nicht.
    Auf der linken Seite wurde eine Tür aufgerissen. Der Lichtschein der Diele fiel in den Hausflur. Auf der Schwelle stand ein Mann von knapp fünf Fuß Größe. Er war mit einem kragenlosen Oberhemd, einer dunkelblauen Hose und Hausschuhen bekleidet.
    »Sie wollen zu mir?« fragte eine dünne Fistelstimme.
    »Ich bin Borigin«, murmelte Ernest.
    »So, dann hat er das Täubchen gleich mitgebracht, die das Baby adoptieren will. Kommt herein. Eigentlich ist es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher