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0296 - Ein Strick für den Henker

0296 - Ein Strick für den Henker

Titel: 0296 - Ein Strick für den Henker
Autoren: Ein Strick für den Henker
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antwortete er. »Drück ruhig ab. Das gibt eine prächtige Himmelfahrt für uns zwei.«
    »Machen Sie keinen Quatsch, Gilbert. Ich knalle Sie tatsächlich ab.«
    »Na, los doch! Worauf wartest du noch?«
    Cow gab keine Antwort. Er hielt seinen Dienstrevolver in der Hand, doch diese Hand zitterte. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Der Entschluß, Gilbert gewaltsam zum Stoppen zu zwingen, fiel ihm unendlich schwer. Die Chance, mit dem Leben davonzukommen, war gering.
    Links und rechts der Schnellstraße tauchten Wiesen auf. Sie durchfuhren den Südzipfel des Marine Parks. Kurze Zeit später ging es über den Plumb Beach Channel. Das Wasser glitzerte silbern in der Tiefe. Als sie wieder zwischen den Bäumen des Marine Parks dahinfuhren, fluchte Gilbert laut.
    »Du hast gewonnen, Cop! Der verdammte Sprit ist alle!«
    Cow bemerkte mit Befriedigung, wie sich die Geschwindigkeit immer mehr verringerte. Er richtete die Dienstwaffe auf Gilberts Hinterkopf.
    Plötzlich setzte der Motor aus. Fast lautlos rollte der Buick noch ein paar Yards weiter und hielt dann am Straßenrand.
    »Und nun?« fragte Gilbert.
    »Leg die Hände auf den Kopf und steig aus!«
    Gilbert umkrampfte den Griff des Colts. Er spürte den Abzug. Langsam hob er die Hände, doch dann warf er sich ruckartig vom Sitz. Gleichzeitig gab er dem Körper eine Drehung.
    Cow schoß sofort, doch seine Kugel durchbohrte lediglich die Windschutzscheibe. Gilberts Kugel hingegen bohrte sich in die Brust des Polizisten. Er versuchte noch einmal zu schießen, doch der Griff der Waffe entglitt seiner Hand.
    Als ihn die zweite Kugel traf, glitt er in die Polster zurück.
    Gilbert setzte sich wieder hinter das Steuer. Den Colt ließ er neben sich liegen. Der Motor sprang sofort an, denn den Spritmangel hatte er nur vorgetäuscht.
    Er wartete, bis ein paar Autos an ihm vorbeigefahren waren. Dann fuhr er weiter. Kurz vor dem großen Verkehrskreuz an der Flatbush Avenue lenkte er den Buick von der Straße herunter zwischen die Büsche.
    Er sprang heraus und lief zur Straße zurück. Einige Autos fuhren in beiden Richtungen vorbei, aber niemand schien etwas bemerkt zu haben. Gilbert ging wieder zurück und entkleidete den toten Polizisten. Dann zog er seinen Anzug aus und schlüpfte in die Uniform. Sie saß zwar nicht richtig, aber das war ihm egal. Anschließend zwängte er den Toten in den Anzug und schob ihn hinter das Lenkrad. Bevor er zur Straße vorging, nahm er noch deft Colt vom Sitz.
    Gilbert hockte sich hinter einen Strauch und beobachtete den Parkway. Einen Personenwagen anzuhalten, erschien ihm zu riskant. Er wollte einen Lastwagen abfangen. Doch dann kam ihm der Gedanke, daß es besser sei, wenn er nicht unmittelbar am Tatort zusteigen würde. Er stiefelte bis zur Flatbush Avenue. Zu seinem Glück erwischte er da einen Spätbus, einen sogenannten Lumpensammler.
    Der Bus war nur schwach besetzt. Gilbert gab eine mürische Antwort, als der Schaffner ihn in ein Gespräch verwickeln wollte. Der Mann gab den Versuch auch sofort auf. Gilbert fuhr bis zur Nostrand Avenue. Dort verließ er den Bus. Er sah den enteilenden roten Lichtern nach und spürte eine bleierne Müdigkeit in seinen Gliedern. Nur ein Wunsch beseelte ihn — schlafen!
    Er griff in die Innentasche der Jacke und zog die Hand fluchend zurück. Die Zeitung steckte ja in seinem Anzug. Und den hatte ein Toter an. Angestrengt versuchte er, sich der Fotos zu erinnern, die dort abgebildet waren. Es gab wohl keinen Zweifel, es war Elaine gewesen. Sie lebte und machte sich seinetwegen Vorwürfe.
    Wenn er nur genau wüßte, daß das Haus wirklich nicht unter Polizeibewachung stand?
    Gilbert ging langsam weiter. Ziel- und planlos lief er durch die Straßen. Dabei überlegte er fieberhaft, wie er an Elaine herankommen konnte. In der Campus Road kam er an einer Telefonzelle vorbei. Plötzlich hatte er den rettenden Einfall. So mußte es gehen. Er ging zur anderen Straßenseite hinüber und sah sich die Hausnummern an. Dann ging er zurück und betrat die Telefonzelle. Er suchte die Nummer der nächsten Polizei-Station heraus und rief an.
    »Hier Polizei-Station Peardegat Avenue, Sergeant Agran!«
    Gilbert meldete sich mit verstellter Stimme. »Hallo, Sergeant? Hier spricht Spencer Girling. Ich wohne in der Campus Road Nr. 44. Schicken Sie bitte sofort einen Streifenwagen hierher. Ich… ich… Hilfe, Sergeant!!!«
    Gilbert ließ den Hörer einfach los. Die Schnur fing den Sturz auf und pendelte hin und her. Der
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