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0296 - Ein Strick für den Henker

0296 - Ein Strick für den Henker

Titel: 0296 - Ein Strick für den Henker
Autoren: Ein Strick für den Henker
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in der Zeitung gelesen. Elaine wußte sofort, daß nur ich Jimmy gefesselt in der Wüste Nevada ausgesetzt haben konnte. Sie wollte mit einem Mörder nichts zu tun haben.«
    Damit war auch dieser Umstand geklärt worden. Als die Kindermorde zur Sprache kamen, wurde es im Saal wieder unruhig. Gilbert bemerkte es. Zum erstenmal sah ich in seinen Augen so etwas wie Angst. Stockend berichtete er von der Entführung des kleinen Bobby Kenrnure.
    Er war vom Spielplatz aus mit dem Kleinen in ein Kino gegangen, in dem Mickymaus-Filme gezeigt wurden. Dann war er mit ihm zum Hafen gefahren. Mit dem Kind an der Hand, hatte er schon nach dem Platz Ausschau gehalten, wo er den toten Jungen später hinlegen wollte. Bei Anbruch der Dunkelheit tötete er ihn und brachte ihn zur Treppe an den Docks.
    Auf dem Rückweg war ihm das Licht im Büro der Jones Brothers aufgefallen. So war es zu dem nächsten Überfall gekommen. Jedes seiner Verbrechen schilderte er ruhig, wenn auch etwas stockend. Bei der Schilderung von Bobbys Ermordung war Liz Kenmure ohnmächtig geworden. Sie kam erst wieder herein, als die Beweisaufnahme abgeschlossen war. Da Gilbert alle Taten zugab, brauchte man dafür nur einen Tag. Dann wurde die Sitzung vertagt.
    Am nächsten Tag kamen die Plädoyers. Der Staats,anwalt beantragte die Todesstrafe. Der junge Pflichtverteidiger tat demonstrativ nur so viel, wie er unbedingt tun mußte. Als sich die Geschworenen zur Beratung zurückzogen, wurde es totenstill im Saal.
    Earl Matlock beugte sich zu uns herüber. »Wenn Sie den kleinen Jimmy Gilbert gesehen hätten, Jerry, dann würden Sie begreifen, wenn ich jetzt zugebe, daß dieser Prozeß eine Genugtuung für mich ist.«
    Oh, ich verstand unseren Kollegen aus Salt Lake City sehr gut.
    Die Jury brauchte für ihre Entscheidung gänze siebeneinhalb Minuten. Als die Männer und Frauen wieder in den Saal kamen, standen alle Anwesenden auf.
    Richter Davis Stimme klang heiser, als er fragte:
    »Zu welchem Urteilsspruch sind Sie gekommen?«
    »Schuldig in jedem Punkt und im Sinne der Anklage, Euer Ehren!«
    Das war das Todesurteil für Hiroshima-Boy. In der allgemeinen Aufredgung nach diesem Spruch ertönte hinter uns ein. Aufschrei. Ich fuhr herum und erstarrte.
    Liz Kenmure war aufgesprungen und zog einen Browning aus der Handtasche. Blitzschnell richtete sie die Waffe auf Frederik Gilbert. Ich warf mich über die Lehne der Bank und riß ihr Handgelenk hoch. Die Kugel bohrte sich in die Decke des Schwurgerichtssaals. Schluchzend sank sie in meine Arme.
    Ich entwand ihr den Browning und streichelte ihr Haar. Ihr Körper erbebte im Schmerz.
    »So nicht, Mrs. Kenmure«, sagte ich leise. »Gilbert wird den Weg zum Elektrischen Stuhl gehen, wie es im Namen des Rechts bestimmt wurde. Warum wollen Sie dem Unglück, das Sie und Ihre Familie betroffen hat, noch ein neues hinzufügen?«
    Ich legte die weinende Frau in die Arme ihres Mannes. Der Makler sah mich tief bewegt an.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Cotton! Sie muß den Browning unbemerkt an sich genommen haben. Er gehört mir. Weil ich oft größere Geldsummen bei mir habe, bekam' ich eine Lizenz. Es wäre entsetzlich gewesen, wenn sie ihren Plan verwirklicht hätte.«
    Ich nickte nur. Dann ging ich langsam zum Ausgang. In der Tür drehte ich mich noch einmal um. Ich sah die todunglückliche junge Frau, die eigentlich selbst noch ein Kind war. Von ihr hinweg, richtete ich meinen Blick auf Frederik Gilbert, den man gerade herausführte.
    Dort ein junger Mensch, der vielleicht nie wieder im Leben glücklich sein darf. Und hier ein Killer, ein Scheusal. Zehn Menschenleben hatte dieser Mörder auf dem Gewissen, dem man als Sühne nur ein Leben nehmen konnte.
    ENDE
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