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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
Autoren: Rolf Michael
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wollte sie nicht offen zugeben.
    Draußen fauchten die ersten Windböen auf und ließen den Sand turmhoch aufsteigen. Aus dem Fenster sah sie, daß die letzten Arbeiter sich in die Bauhütten flüchteten.
    Dann raste der Samum über die Bohrstelle hinweg…
    ***
    »Ladies and Gentlemen! Die May day -Tours-Reisegesellschaft begrüßt Sie recht herzlich zu ihrer Reise zu den größten Katastrophen der Welt!« sagte der ungefähr fünfundzwanzigjährige Mann mit dem langen braunen Haar, dem ein verwaschener Jeans-Anzug ein leicht verlottertes Aussehen gab. »Die erste Katastrophe sind die Fahrkünste unserer Piloten und die zweite…!«
    »…kommt gerade auf uns zu!« unterbrach Michael Ullich den Freund. Er und Carsten Möbius waren wieder einmal unterwegs, um eins der Unternehmen, in dem Gelder des Möbius-Konzerns steckten, genau unter die Lupe zu nehmen. Carsten Möbius, der Junior-Chef, war dafür bekannt, überall persönlich aufzutauchen, wo etwas nicht richtig lief, während sein Vater, der alte Stephan Möbius, inzwischen wieder wie eine Spinne im Netz in der Zentrale in Frankfurt saß und den Konzern von dort aus leitete.
    Allerdings trat Carsten nicht sofort in seiner wahren Existenz auf. Niemand nahm diesem etwas verwahrlosten Jungen ab, daß er der einzige Erbe eines Millionenvermögens war. So konnte er in Ruhe die Lage sondieren und feststellen, was wirklich gespielt wurde. Und dann schlug er zu.
    Michael Ullich, der früher mit ihm die Schulbank gedrückt hatte und nun eine Art Leibwächter für ihn darstellte, begleitete ihn meistens auf seinen nicht ungefährlichen Wegen. Ullich war groß gewachsen, hatte einen muskulösen Körper, der im Schwimmbad die Augen jedes Mädchens auf sich zog, mittellange, blonde Haare und strahlend blaue Augen. Im Falle der Gefahr oder einer entschlossenen Handlung konnten sie jedoch eiskalt glitzern wie ein Gletscher der Antarktis.
    Während Carsten Möbius den vergammelten Jeans-Anzug fast wie ein Markenzeichen trug, war Michael Ullich stets nach der neusten Mode gekleidet, was ihm jeden Vorteil einbrachte, wenn es darum ging, mit Mädchen in Kontakt zu kommen.
    Doch diesmal waren sie nicht auf dem Weg in die Disco, sondern unterwegs in der Libyschen Wüste. Die »Albatros«, der Privat-Jet des Konzerns, hatte sie in Bengasi abgesetzt, wo sie den Landrover kauften. Seit drei Tagen fuhren sie abwechselnd die staubige Wüstenpiste nach Süden, ohne daß etwas Besonderes passiert wäre. Und nun, wenige Kilometer vor dem Ziel, wie Carsten Möbius feststellte, erwischte sie der Sandsturm.
    »Der Sandsturm kommt genau aus der Richtung, wo die Bohrstellen und Camp Joufrah liegen!« sagte Carsten Möbius. »Wenn wir hoffen, hier den Sandsturm abwarten zu können, kann es passieren, daß der Sand den Motor blockiert. Die feinen Körner kommen überall hin. Vom Transfunk ganz zu schweigen!«
    »Das wäre das Ende!« nickte Michael Ullich düster. Der Transfunk war die konzerneigene Welle, die man nicht Abhören konnte, und Carsten Möbius hatte ein kleines Gerät stets dabei. Leider war die Elektronik in manchen Dingen mehr als empfindlich.
    »Unser Wasser reicht nicht aus, um es bis zur Bohrstelle zu schaffen!« nickte Carsten Möbius. »Also bleibt uns nur die Möglichkeit, mit Vollgas in den Sandsturm hineinzufahren, soweit wir kommen. Ansonsten hat uns der Sand zugedeckt, bevor uns ein Rettungshubschrauber finden kann!«
    »Und ich hatte gehofft, hier in Libyen einige faule Tage zu machen und mir die Wüstenschönheiten im Bauchtanz zu beobachten!« stöhnte Michael Ullich. »Weil Professor Zamorra nicht da ist, hatte ich tatsächlich geheime Hoffnungen, daß alles glatt gehen würde!«
    Er spielte dabei auf einige sehr turbulente Abenteuer an, die sie mit jenem Kämpfer gegen die Mächte des Bösen erlebten, den Freund und Feind den »Meister des Übersinnlichen« nannten. Professor Zamorra hatte sich zu seinem Wohnsitz nach Château Montagne zurückgezogen und ließ sich von Nicole Duval, seiner Lebensgefährtin, Assistentin und Mitkämpferin gegen die Mächte der Hölle und des ewigen Chaos pflegen. Seitdem sie mit ihm auf einer Zeitreise in Troja gewesen waren, hatten sie sich nicht mehr gesehen. Doch gedacht hatten sie oft genug an ihn.
    »Fahr zu, Micha!« sagte Carsten Möbius einen Ton schärfer. »Wir müssen so weit wie möglich kommen!«
    »Dann halt dich mal gut fest!« knurrte Ullich und gab Gas. Carsten Möbius wurde in die Gurte gepreßt, als der blonde Junge
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