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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
Autoren: Rolf Michael
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gekleidet, brach ab, als er ihren Blick auf sich ruhen sah. Den Dank für das Angebot überstrahlte der Stolz.
    »Nein!« sagte sie dann entschieden. »Wenn ich jemals dorthin komme, dann will ich mich selbst dorthin emporgearbeitet haben. Nicht durch die Fürsprache des allmächtigen Kronprinzen. Doch vielen Dank für das Angebot. Ich mag dich sehr gern, Carsten Möbius. Aber nicht den millionenschweren Erben, sondern den einfachen Jeans-Jungen. Den Freund, mit dem man durch dick und dünn gehen kann!«
    Sabine Janner trat an ihn heran und küßte ihn auf den Mund.
    Der Glanz in Carstens Augen war noch nicht gewichen, als sie längst im Hubschrauber in Richtung Bengasi flogen…
    ***
    Kopfschüttelnd starrten die Menschen von der Loreley herab auf einen kleinen Kahn, in dem drei Männer standen.
    Professor Zamorra, Carsten Möbius und Michael Ullich hatten sich nur wenige Tage nach dem Abenteuer in Libyen am Rhein wiedergetroffen.
    »Ihr seid sicher, daß ihr diese Dinge wieder dem Nibelungenhort zufügen wollt?« fragte Professor Zamorra noch einmal eindringlich. »Glarelion hat nur bestimmt, daß der Ring in die Obhut der Rheintöchter zurückgegeben werden muß. Und das tue ich schon deshalb, damit Asfar, der Dschinn, seine Freiheit zurück erhält.«
    »Wir haben lange überlegt!« sagte Carsten Möbius. »Der Balmung und die Tarnkappe Alberichs gehören nicht in diese Zeit. Wenn sie einmal gestohlen würden, könnten böse Dinge mit ihnen angerichtet werden. Mag sie der Rhein wieder in seinem Schoß bergen!«
    »Ich habe ein besseres Schwert gefunden!« erklärte Michael Ullich. »Nimm hin, Wellgunde, dein Geschenk!« Hochauf blitzte der Balmung in der hellen Sonne, und der Karfunkelstein im Knauf schien noch einmal Feuer zu sprühen.
    Dann warf ihn Michael Ullich in den Rhein. Bevor die Klinge ins Wasser tauchen konnte, begann die Flut zu brodeln. Wellgunde, die grünschuppige Tochter des Rheins, erschien und fing Siegfrieds Waffe auf.
    »Verbirg die Tarnkappe für immer vor den Blicken der Menschen, Flußhilde!« rief Carsten Möbius und schleuderte das unscheinbare Geflecht ins Wasser.
    Professor Zamorra stockte der Atem, als auch die zweite Rheintochter auftauchte und das Geschenk zurücknahm.
    Die Augen der beiden Freunde hingen an Professor Zamorra, der jetzt den Ring hoch über seinen Kopf hielt.
    »Ring des Nibelungen! Ring der Macht! Fahre hinab und kehre nie zurück!« rief er laut und vernehmlich. »Wogelinde, dir und deinen Schwestern gebe ich ihn zur ewigen Obhut! Zurück vom Ring!«
    Im selben Moment, als Professor Zamorra den Machtring zurück warf, erschien auch Wogelinde. Hoch streckte sie die Hand, welche den Ring Alberichs hielt, empor. Dann sanken beide in die Tiefe hinab.
    Als Professor Zamorra und die Freunde hinabsahen, wurde für einige Atemzüge das Wasser des Rheins klar wie Kristall. Tief auf dem Grund sahen sie es goldig glitzern. Unter ihnen breitete sich in all seiner verschwenderischen Fülle der Nibelungenhort aus, den Hagen von Tronje im Rhein versenkt hatte.
    Sie erkannten, wie die Rheintöchter Schwert, Tarnkappe und Ring auf den riesigen Goldberg warfen und den Hort in fröhlichem Spiel umschwammen.
    Dann trübte sich das Wasser wieder.
    Für alle Zeiten war der Nibelungenhort nun den Blicken der Menschen entzogen.
    Dafür brodelten Luftblasen empor. Auf dem Loreleyfelsen hielten die Männer Hüte und Mützen fest, während die Frauen über ihre zerzausten Frisuren schimpften.
    Professor Zamorra und seine Freunde wußten nur zu gut, wer seine Freiheit wieder hatte.
    »Auf Wiedersehen, Asfar!« sagte der Meister des Übersinnlichen leise. »Und laß demnächst die Sandgeister ruhen!«
    »Ich werde nur noch ganz vorsichtig spielen!« versprach der Dschinn. »Rufe mich bei meinem Zeichen, wenn du meine Hilfe brauchst. Für jetzt aber lebt wohl!«
    Ein heftiger Windzug brauste über den Rhein in südliche Richtung.
    Professor Zamorra ruderte das kleine Boot an Land. Während er selbst zurück nach Château Montagne fuhr, wurden Michael Ullich und Carsten Möbius in der Direktion in Frankfurt erwartet, um ihren Bericht abzugeben.
    Die Meteorologen aber grübelten noch Monate später über das plötzlich entstandene Sturmtief nach, das über dem Rhein entstanden, schnurgerade in südlicher Richtung gezogen war und sich in der unendlichen Wüste vom Libyen verlor…
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 294 »Das Grauen wohnt in toten Augen«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 279
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