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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
Autoren: Rolf Michael
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erzähle ihm, daß ich das Sandmännchen getroffen habe!« sagte Carsten Möbius sarkastisch. »Und dann lade ich ihn ein, sich hier mal den Wüstenplanet life zu betrachten!«
    »Wenn du noch was von Sandwürmern faselst, bekommst du eine aufs Hirn!« versprach Ullich grimmig.
    »Nein, ich werde ihm empfehlen, Nicole zu Hause zu lassen!« erklärte Möbius ganz ernsthaft. »Sie bringt sonst Schippe und Förmchen mit und backt Sandkuchen, die wir dann essen müssen. Außerdem bekommt die heiße Sonne hier ihrer zarten Haut nicht. Und drittens muß ich Zamorra unterrichten, daß er unsere Identität geheim hält!«
    »Wenn wir auf der Bohrstelle ankommen!« unkte Michael Ullich.
    »Wir sind schon fast da!« wies ihm Möbius die durch den orgelnden Sand als schwarze Silhouette erkennbaren Bohrtürme. »Wir haben Glück gehabt, daß wir näher dran waren als vermutet. Jetzt sind wir gerettet!«
    »Noch nicht ganz!« erklärte Michael Ullich. »Dort vorne sind noch mehr von den unheimlichen Reitern. Und sie greifen die Bohrstelle an!«
    »Wir müssen trotzdem hin, Micha!« sagte Carsten Möbius mit glasscharfer Stimme. Jetzt war er nicht mehr der verträumte Junge, sondern der »Sohn vom alten Eisenfresser« wie Stephan Möbius hinter vorgehaltener Hand genannt wurde. »Was immer da los ist, diese Party findet nicht ohne uns statt. Volldampf voraus, Michael. Ich rufe die Zentrale, daß sie Zamorra verständigt!«
    Ohne eine Bestätigung abzuwarten, drückte er auf den Sendehebel des kleinen Transfunkgerätes. Er hatte Glück. Die Zentrale in Frankfurt meldete sich sofort.
    »Alpha-Order! Alpha-Order!« sagte er laut in das kleine Mikrofon. »Hier ist Alexander, der Große« Das Codewort wurde bestätigt. Nur eine Handvoll Leute kannten die Codierung des »Kronprinzen«, wie Carsten allgemein genannt wurde.
    Während Michael Ullich den Range-Rover in größtmöglichem Tempo auf die Bohrstelle zusteuerte, gab Carsten Möbius schnell und präzise die Angaben durch.
    Die Bestätigung der Zentrale hörte er nur noch knackend im Gerät. Der in das Innere des Wagens eingedrungene Sand hatte die komplizierte Eletronik lahmgelegt. Mit einem Knurren schob Möbius das kleine Transfunkgerät ins Handschuhfach des Range-Rover.
    »Sie verständigen Professor Zamorra umgehend!« sagte er dann.
    »Den könnten wir jetzt ganz gut gebrauchen!« sagte Ullich. »Es sind ziemlich viele dieser Sandwesen hier und… bei Crom, das hat uns gerade noch gefehlt!«
    Er brauchte nichts zu sagen. Möbius hörte auch so, daß der Motor des Rover noch einige kurze Augenblicke stotterte und dann erstarb.
    Michael Ullich knurrte Worte wie ein Seemann vor dem Mast.
    »Es sind nur noch einige hundert Meter!« versuchte ihn Carsten Möbius zu beruhigen. »Wir bleiben hier drinnen, bis sich alles beruhigt hat. So lange sie uns nicht angreifen, haben wir nichts zu befürchten und…!« Er sprach nicht weiter. Denn in diesem Moment wurde das Heulen des Sandsturmes durch einen gellenden Schrei übertönt.
    Den Angstschrei eines Mädchens!
    ***
    Asfar war entzückt. Obwohl er so viele Jahre geschlafen hatte, klappte sein Spiel immer noch vorzüglich.
    Das Spiel des Sandes. Welch ein Hochgenuß, die gelben Massen fast bis in Himmelshöhen zu schleudern und sie voran zu jagen, daß sie über die Wüste fegten und immer wieder neue Gebilde schufen, je nachdem wie der Wind den Sand aufwirbelte.
    Manchmal ließ Asfar auch Gestalten entstehen. Menschliche Gestalten wie jene Wesen, die sich im Verlaufe aller menschlicher Generationen im Sand der Wüste zum Sterben gelegt hatten, weil ihre Kräfte versagten und sie die rettende Oase nicht mehr erreichen konnten.
    Manchmal, wenn der Atem Asfars das Skelett eines Menschen oder eines Tieres freiblies, dann umkleidete er das blanke Gerippe mit Sand und ließ es umherwandeln. Meistens aber waren, es nur reine Sandgebilde, die Asfar zu seinem Vergnügen aus dem Sand entstehen ließ.
    Denn Asfar besaß Kräfte, die über den Verstand eines normalen Menschen hinausgehen. Zauberkräfte, wie sie in den Liedern der Märchenerzähler auf den Basaren in den kleinen Siedlungen vorkommen.
    Und auch von Wesen, wie Asfar es war, berichteten die Märchenerzähler. Denn Asfar war kein Mensch, sondern ein Geisterwesen.
    Ein Dschinn, wie der Sohn der Wüste die Geister nennt.
    Asfar, dessen arabischer Name »der Gelbe« bedeutet, stand unter der Oberhoheit von Aeorosh, dem Elementargeist des Windes. Ihm gehörte dieses Land hier. Er konnte
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