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0291 - Brücke zwischen den Sternen

Titel: 0291 - Brücke zwischen den Sternen
Autoren: Unbekannt
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aus warf er noch einmal einen Blick auf das rote Ungeheuer, das dort in der Finsternis des Leerraums lauerte. Tsin Muno wollte sich das Ding aus unmittelbarer Nähe ansehen. Timo war nicht sicher, ob der Auftrag ihm gefiel. Er wußte nicht, wie er sich entschieden hätte, wenn man ihm die Wahl gelassen hätte, entweder hier zubleiben oder mit Tsin zu gehen.
     
    *
     
    Pulpo Rimak und Warren Levier waren schon zur Stelle, als er den Vorraum der Hangarschleuse erreichte. Sie grüßten, und als er ihre unbewegten, fast gelangweilten Gesichter sah, stellte sich sein Selbstvertrauen automatisch wieder her. Pulpo und Warren waren erfahrene Leute. Es gab nichts zu fürchten, solange sie sich nicht fürchteten. Pulpo war ein Klotz von einem Mann, knapp zwei Meter groß und ungemein breit. Er hatte sich, wie Timo erfuhr, schon mehrmals erfolgreich als Epsaler ausgegeben und sich damit eines Respekts versichert, der ihm als erdgeborenem Sergeanten eigentlich nicht zustand. Er hatte einen Stiernacken, und seine Stirn wirkte ausgesprochen niedrig, obwohl er ihr, indem er sein schwarzes Haar im Bürstenschnitt trug, zusätzlich Höhe zu verleihen suchte. Wer ihn zum erstenmal sah, fragte sich unwillkürlich, wie er es fertiggebracht hatte, auch nur den einfachsten Intelligenztest zu bestehen, dem Bewerber für eine Flottenlaufbahn sich unterziehen mußten. Timo Benz wußte, daß der Eindruck trog. Pulpo Rimak hatte mehr Grips als manche Leute mit hohen Stirnen.
    Neben Pulpos riesenhafter Gestalt war Warren Levier ein Zwerg.
    Kaum einssiebzig groß und schmächtig gebaut, wirkte er wie ein hilfloses Wesen, das das Schicksal dazu bestimmt hatte, stets fehl am Platze zu sein. Warren war fünfunddreißig Jahre alt, wirkte aber wenigstens zehn Jahre älter. Timo hatte ihn noch nicht in Aktion gesehen, aber er kannte seine Personalakte und wußte von verschiedenen Berichten, daß er zu einem Bündel aus Energie und Tatkraft wurde, sobald es die Lage erforderte.
    Sie faßten Raumschutzanzüge und Waffen, bevor sie den eigentlichen Schleusenraum betraten. Ein kleiner Fünf-Mann-Gleiter war, offenbar auf Tsin Munos Befehl inzwischen startbereit gemacht worden. Raumgleiter waren primitive, aber unverwüstliche Gebilde, die zu kurzen Ausflügen benutzt wurden und ihren Fahrgästen keinerlei Schutz boten. Sie bestanden aus einem mit fünf Kontursesseln bestückten Gestänge, das hinten und vorne je ein chemisches Triebwerk zur Fortbewegung des Ganzen enthielt. Vier Sitze waren zu je zweien nebeneinander angebracht.
    Der fünfte befand sich im Bug des Fahrzeugs und hatte vor sich ein kleines Schaltpult, von dem aus die Triebwerke bedient wurden.
    Tsin Muno erschien. Ohne ein Wort zu sagen, schwang er sich in den Pilotensitz. Timo Benz und die beiden Sergeanten stiegen hinter ihm auf. Sie hatten ihre Helme inzwischen geschlossen, und die Verständigung erfolgte über Funk. Ein Rollband trug den Gleiter durch das innere Schleusenschott. Das Schott schloß sich, und die Luft wurde ausgepumpt. Das äußere Schott schwang auf Timo, drehte sich zur Seite und sah aus dem Hecktriebwerk eine bläulich-weiße Flamme schießen. Mit einem Ruck setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. Ein zweiter Ruck erfolgte, als der Gleiter das künstliche Schwerefeld des Schiffes verließ. Timo spürte, wie der Magen ihm zur Kehle hinaufhopste, und hatte einen Augenblick lang das unangenehme Gefühl des Fallens. Aber er gewöhnte sich rasch daran. Neben und hinter dem Gleiter wich die gewaltige, leicht gewölbte Hülle der HELIPON langsam zur Seite, und hinter der Rundung des Schiffes kam das rotglühende Ungeheuer zum Vorschein, näher diesmal und noch unheimlicher, als es auf dem Bildschirm ausgesehen hatte.
    Timo war froh, als Tsin zu sprechen begann.
    „Ich weiß, was ihr euch denkt, Jungs. Aber ich muß euch enttäuschen. Ich weiß nicht, was das dort drüben ist. Ich habe nicht mal eine Vermutung. Wir werden es uns ansehen, ob es Hand und Fuß hat. Wenn nicht, lassen wir es einfach weiterfliegen.
    Ich erwarte nicht, daß wir Schwierigkeiten haben. Das Ding sieht nicht so aus, als hätte es eine Besatzung."
    Timo wußte, daß die letzte Bemerkung an ihn gerichtet war. Tsin wußte, wie er sich fühlte, und versuchte, ihn zu beruhigen. Timo ärgerte sich darüber, daß er ihm seine Aufregung angemerkt hatte.
    Das rote Ungeheuer kam näher. Eine Wölbung, die zunächst aussah wie das obere Viertel einer Kugel und dann mit einer flachen Kante endete, als hätte jemand
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