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029 - Verfluchte aus dem Jenseits

029 - Verfluchte aus dem Jenseits

Titel: 029 - Verfluchte aus dem Jenseits
Autoren: Larry Brent
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Augen entstand ein ganz bestimmter Winkel. Dunkelrot war die
Linie, die plötzlich zwischen Eleonora Crowdens Augen und der unteren Gruftwand
erschien. Ein Strahl aus dem Nichts! Es war ein Strahl aus der schwarzen Tiefe
der leeren Augen. Er bewirkte, daß weitere merkwürdige Dinge passierten. Ein
dumpfes, hartes Knirschen lief durch die Wände. Die seltsamen, bizarren Zeichen
in dem Mörtelstreifen begannen in unwirklichem, fahlem Licht zu leuchten.
    Es
sah aus, als würden sich winzige dünne Arme gierig aus den Linien recken. Das
fahle Licht wurde von dem roten Strahl aus den leeren Augenhöhlen aufgesogen.
Die ganze Wand bewegte sich knirschend.
    Die
harte Erde um die unteren Steinblöcke platzte weg wie sprödes Glas. Das
Spinngewebe über den Quadern zerriß.
    Die
Wand drehte sich langsam nach innen und gab den Weg in einen stockfinsteren
Stollen frei, der sich der Gruft anschloß. Eleonora Crowden ging in diese Dunkelheit…
Der Tunnel war gerade so hoch, daß sie sich ohne zu bücken darin bewegen
konnte. Hinter ihr schloß sich hart die schwere, bewegliche Mauer wieder, die
den Geheimstollen von der Gruft trennte.
    Der
Tunnel führte unter der Oberfläche des ungepflegten Gartens hindurch, der von
Steinen und Unkraut übersät war, und in dem weitere Gräber lagen, deren
Abdeckplatten teilweise mit Moos und Gras überwachsen waren.
    Die
lebende Leiche kam an eine weitere Abtrennwand. Der Stollen war zu Ende. Wieder
öffneten sich die Augenlider, wieder wurden die schwarzen Löcher anstelle der
Augäpfel sichtbar.
    Dünn
und rot wie Blut war der Strahl, der aus der Tiefe schoß und die magischen
Zeichen in der Mörtelfuge aufleuchten ließ. Wieder waren es winzige, gummiartig
sich verziehende dünne Arme, die im Mörtel plötzlich zu eigenständigem,
gespenstischem Leben zu erwachen schienen.
    Die
Wand drehte sich seitlich weg und gab den Weg in den Keller des Crowden Hauses
frei, von dem man sich soviel erzählte. Der Raum hinter der Wand war nicht
eckig, sondern kreisrund. Ungewöhnlich für einen Keller…
    Boden
und Wände waren schwarz. Die Flächen begannen jedoch auf rätselhafte Weise fahl
zu glühen, als Eleonora Crowden auftauchte. Die Aura dieses Raumes und die
Aura, die die durch das Blut Sioban Coutreys wiederbelebte Tote umgab,
verschmolzen miteinander.
    Rings
um die schwarzen Flächen schimmerte es krankhaft blaß. Dünne Arme reckten sich,
als würde etwas Unheimliches, Gespenstisches, etwas, das lange geschlafen
hatte, zu neuem Leben erwachen…
    Eleonora
Crowden hob ihre ausgemergelten Arme, die durch das zerschlissene Totengewand
schimmerten. Sie bewegte diese im gleichen traumhaften Rhythmus wie die
Gebilde, die aus der bleichen Aura um die schwarzen Flächen ragten. »Dies ist
ein neuer Anfang«, kam es wie ein Hauch über die schmalen, blutroten Lippen der
Wiedererweckten.
    »Die
Stunde der Crowdens ist gekommen, und die Macht einer anderen Welt wird sich
zeigen. Die Lebenden werden den Toten weichen…« Als diese Worte kalt und
roboterhaft über ihre Lippen drangen, schien die Bewegung der dünnen
Geisterarme noch schneller und hektischer zu werden. Eleonora Crowden wollte
weitersprechen, hielt jedoch abrupt inne. Sie spürte und hörte etwas.
    Auf
der anderen Seite der Wand zu den Innenräumen des Kellers… war etwas.
Klopfgeräusche…
    Es
hörte sich an, als versuche auf der anderen Seite der Mauer jemand auf sich
aufmerksam zu machen oder am Ton herauszufinden, ob es hohle Stellen gab. Außer
Eleonora Crowden hielt sich noch jemand in dem nächtlichen Haus auf. Im
Gegensatz zu ihr, die dort hinein wollte, versuchte der andere offensichtlich
mit Gewalt dort herauszukommen…
    Die
lebende Leiche ließ die dürren Arme sinken. Im gleichen Moment erlahmten auch
die Bewegungen der Geisterarme in der Aura, sanken in sich zurück, und der
blasse Lichtschein rings um die kreisrunden schwarzen Flächen wurde zu einem
dünnen, kaum mehr wahrnehmbaren Pulsieren.
    Um
Eleonora Crowdens Lippen spielte ein teuflisches Grinsen. Da war jemand, der
sich als Gefangener im Haus aufhielt und fliehen wollte. Sie würde ihm eine
Überraschung bereiten…
     
    ●
     
    Noch
ein einziger Gast hielt sich in der Kneipe von James, the Irish auf. Das
Lokal war längst geschlossen, laut Gesetz wurde nach dreiundzwanzig Uhr kein
Alkohol mehr ausgeschenkt, doch der letzte Gast und der Wirt schienen die
Vorschrift und die Zeit vergessen zu haben.
    Der
bärtige Mann am Ecktisch neben dem verhangenen Fenster hob
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