Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
029 - Das Geheimnis des Totengraebers

029 - Das Geheimnis des Totengraebers

Titel: 029 - Das Geheimnis des Totengraebers
Autoren: Maurice Limat
Vom Netzwerk:
standen im Dämmerlicht. Eine kleine Flamme züngelte noch an einem halbverbrannten Draht.
    Areal schäumte vor Wut und lief aufgeregt hin und her.
    Gérard hatte fasziniert Christianes Körper betrachtet. Jetzt jedoch galt seine Aufmerksamkeit den Amazonen.
    Die schrecklichen Geschöpfe des Todes rührten sich nicht mehr. Dicht beisammen, aneinandergelehnt und im rötlichen Schimmer der kleinen Flamme nur undeutlich erkennbar, sahen die Männer eine gespenstische Gruppe vor sich: Vier Skelette, in schwarze, elegante Gewänder gehüllt, die traurig an den fleischlosen Gerippen herunterhingen.
    Ein abstoßender, entsetzlicher und dennoch faszinierender Anblick.
    Gérard klapperte mit den Zähnen. Cyrille schien sich in eine Statue verwandelt zu haben, so reglos stand er da.
    Areal hatte sich zu Boden geworfen, wälzte sich hin und her und stieß zusammenhanglose Worte aus:
    »Zerstört! Alles vernichtet! Mein Genie, mein Werk! – Amazonen des Todes! Diese Elenden, – ein Werk ohnegleichen – Genie – ein Genie – wiederbeleben – den Tod besiegen – das Leben …«
    Krämpfe schienen ihn zu schütteln, und er wälzte sich am Boden vor den Amazonen oder vielmehr dem, was von ihnen noch übrig geblieben war.
    Der Kurzschluß hatte bewirkt, daß das spezialbehandelte Fleisch mit einem Schlag zu Staub verfiel, wozu die Natur Jahre gebraucht hätte. Zu Füßen der Skelette lag ein großer Haufen Staub auf dem Boden.
    Teddy rührte sich als erster und ging auf die seltsame Skelettgruppe zu.
    Er hatte kaum zwei Schritte getan, als die Erschütterung seiner Schritte offenbar das Gleichgewicht der Gruppe störte. Sie sank in sich zusammen und fiel in den Staubhaufen, traurige Knochen mit schlaffen Kleidungsstücken.
    Patrice Areal wollte sich auf richten und auf Teddy stürzen. Aber Teddy sah ihn kommen und schickte ihn mit einem einzigen Schlag seiner Handkante auf den Nacken in das Land der Träume.
    »Hilf mir, Gérard, wir wollen das Feuer löschen. Und dann müssen wir diesen Kerl hier verschnüren.«
    Teddys Taschenlampe, die man ihm gelassen hatte, erhellte die Szene. Noch immer züngelten kleine Flämmchen hier und da über die Schalttafel und wurden von den Männern erstickt, um ein größeres Unheil zu vermeiden.
    Cyrille dagegen hatte nur Augen für seine Christiane. Unter Tränen näherte er sich dem Operationstisch.
    Er weinte leise angesichts der Frau, die er so sehr geliebt hatte und die er nun im letzten Augenblick doch noch vor dem schrecklichen Schicksal bewahren konnte, das ihr von dem Schöpfer der Amazonen des Todes zugedacht war.
    Behutsam und liebevoll hob er Christianes Körper vom Tisch, umschlang sie mit den Armen und trug sie ohne ein Wort, ohne einen Blick, die Wangen tränenüberströmt, aus dem Raum.
    »Wohin geht er?« fragte Gérard, der gerade dabei war, den wahnsinnigen Wissenschaftler zu fesseln.
    »Laß ihn«, erwiderte Teddy mit einem verständnisvollen Lächeln. »Er hat sie gerettet und getan, worum sie ihn aus dem Jenseits gebeten hat. Er hat seine Pflicht erfüllt. Er hat ein Recht darauf, jetzt mit ihr allein zu sein und sich auszuweinen.«
    Wenig später verließen auch Teddy und Gérard das Labor. Im Erdgeschoß des Hauses fand Teddy ein Telefon und rief die Gendarmerie in Andelys an.
    Während sie auf die Polizei warteten, dankte Teddy seinem Stiefsohn.
    »Danke, mein Junge! Du hast zwar deiner Mutter nicht gehorcht, aber ich muß gestehen, daß ich nicht weiß, wie ich ohne dich aus dieser üblen Lage lebend wieder herausgekommen wäre. Na, na, nun plustere dich nicht gleich auf. Letztlich bist du doch ein ungehorsamer Sohn, der ein paar Ohrfeigen verdient hätte.«
    »Aber Teddy, ich bin schließlich schon volljährig.«
    »Trotzdem! Aber darüber sprechen wir ein andermal. Und jetzt wollen wir Cyrille Denizet suchen, damit er nicht wieder auf dumme Gedanken kommt.«
    Sie fanden ihn im Park. Die tote Christiane in den Armen, wanderte er zwischen den Bäumen umher, während er zärtliche Worte murmelte.
    Kurz darauf traf die Polizei ein.
     

     

Der Himmel war grau, und feiner Regen fiel auf die versammelte Trauergemeinde herab.
    Paul Halbin lebte nicht mehr, und ein neuer Totengräber kümmerte sich um die Bestattung, die endgültige Beerdigung von Christiane Poncier.
    Im Hinblick auf die besonderen Umstände dieses zweiten Begräbnisses des jungen Mädchens waren nur die engsten Familienmitglieder sowie Cyrille und vier weitere Personen anwesend.
    Teddy Verano, begleitet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher