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029 - Das Geheimnis des Totengraebers

029 - Das Geheimnis des Totengraebers

Titel: 029 - Das Geheimnis des Totengraebers
Autoren: Maurice Limat
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es vor, nicht zu rauchen.«
    Cyrille mied seinen spöttischen Blick. Nach einer Weile begann er, ohne Verano anzusehen, mit leiser Stimme:
    »Sie müssen versuchen, mich zu verstehen. Sie wissen nicht, was ich seit Christianes Tod durchgemacht habe.«
    »Aber ja doch, ich weiß es. Zumindest kann ich es mir denken. Und das nutzt dieses Ungeheuer, dieser Aasgeier, aus.«
    »So etwas dürfen Sie nicht von ihm sagen«, protestierte jetzt Cyrille lebhaft. »Er ist ein Genie, er hat es Ihnen schon gesagt. Er hat diese Mädchen wiederbelebt, er hat sie dem Tod entrissen. Und er wird auch Christiane wiederbeleben. Es wäre schon geschehen, wenn Sie sich nicht eingemischt hätten.«
    Teddy zuckte leicht die Schultern, soweit das in seinen Fesseln möglich war. »Und Sie glauben diesen Unsinn?«
    Cyrille ballte die Fäuste. »Schweigen Sie! Sie haben Unrecht, und das wissen Sie auch. Die Amazonen existieren. Sie laufen, sie sprechen, sie sind da. Sie haben sie gesehen. Sie können sie nicht hinwegleugnen.«
    »Nein, das kann ich allerdings nicht. Sie laufen, und sie sprechen, das stimmt, aber wie mechanische Puppen. Sie sind Roboter aus Fleisch, das ist alles. Ich kenne das Geheimrezept dieses Menschen noch nicht, aber eines weiß ich mit Gewißheit: daß er den Tod nicht überwunden hat, wie er behauptet. Sie können gehen und sprechen, und wenn man ihm nicht Einhalt gebietet, bringt er es tatsächlich fertig, Ihnen Ihre Verlobte in diesem nichtswürdigen Zustand vorzuführen. Denken Sie daran, Sie armer Irrer, Sie sind ja noch verrückter als er, denn Sie haben es sich gefallen lassen, daß er Sie zu seinem Sklaven macht. Wachen Sie doch auf, Cyrille! Wollen Sie wirklich eine Christiane wiederhaben, die nur ein Körper mit den Bewegungen einer Marionette ist? Wollen Sie ihre unechte, monotone Stimme hören, die nur das sagt, was dieser Areal ihr diktiert?«
    Verano machte eine Pause und fuhr dann mit harter Stimme fort, als ob er jedes Wort in den Schädel des Jungen einhämmern wollte: »Und haben Sie auch an die logische Folge gedacht? Haben Sie sich überlegt, was Sie erwartet?«
    Cyrille, der vor Nervosität schwitzte, rauchte mit fahrigen Bewegungen seine Zigarette.
    »Wenn sie nun vor Ihnen steht, werden Sie dann überhaupt den Wunsch haben, werden Sie imstande sein, diesen eiskalten Körper in die Arme zu schließen? Diesen eiskalten Körper ohne Leben, ohne den göttlichen Hauch, den niemand ihr mehr wiedergeben kann, auch Patrice Areal nicht?«
    Cyrille blickte stumm auf Teddy. Seine Zigarettenasche fiel zu Boden.
    Schließlich stand er auf, begann im Zimmer auf und ab zu gehen und zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Kennen Sie denn diese Amazonen des Todes so gut? Denn es gibt sie ja, das wissen wir. Es sind abstoßende Marionetten – trotz ihrer immer noch hübschen Gesichter, ihrer anmutigen Körper und ihrer schönen Haare. Ist es wirklich das, was Sie wollen, Denizet, eine falsche Christiane, die äußere Erscheinung von Christiane, eine eiskalte Christiane, eine tote Christiane?«
    »Nein«, schrie Cyrille, »nicht tot. Sie wird wieder leben. Er hat es mir versprochen.«
    »Sie sind nicht bei Sinnen. Betrunken – oder verrückt wie er. Oder Sie stehen unter Drogen oder unter Hypnose!«
    Cyrille zitterte am ganzen Körper.
    Teddy sah ihn einen Augenblick lang fest an. »Vorhin auf dem dunklen Korridor haben sie mich angegriffen, diese Amazonen«, sagte er dann. »Oder besser, sie haben sich an mich herangemacht. Sie haben keine Gewalt angewendet, sondern Zärtlichkeiten. Ich habe ihre leblosen Hände auf mir gefühlt, ihre eisigen Lippen auf meinem Mund, meinem Gesicht. Das ist es, was Sie erwartet. Hat eine solche Christiane für Sie wirklich solchen Reiz?«
    Cyrille sank auf einen Stuhl und weinte. Heftige Schluchzer erschütterten seine breiten Schultern. Er wirkte wie ein großer, unglücklicher Junge.
    »Mein armer Freund«, murmelte Teddy Verano in echtem Mitgefühl. »Ich nehme es Ihnen ja nicht einmal übel.«
    Cyrille erzählte nun unter Tränen von dem Besuch der Frau in Schwarz, von ihren seltsamen Versprechungen, und wie er schließlich eingewilligt hatte, mit ihr hierher zu kommen. Hier, nachdem ihm die Amazonen nackt, beweglich und sprechend vorgeführt worden waren, hatte er sich, vielleicht tatsächlich unter dem Einfluß von Drogen oder Hypnose, überzeugen lassen und Areal versprochen zu tun, was er von ihm verlangte, wenn Christiane ihm in dieser Erscheinungsform des Lebens
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