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0289 - Rendezvous mit Handgranaten

0289 - Rendezvous mit Handgranaten

Titel: 0289 - Rendezvous mit Handgranaten
Autoren: Rendezvous mit Handgranaten
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merkwürdig an diesem albernen Job.
    Ich holte meinen Geldkoffer unter dem Bett hervor, nahm ihn mit ins Badezimmer, duschte, ohne ihn aus dem Äuge zu lassen, stieg in meinen Schlafanzug, legte die Tasche wieder an die Kette und stieg ins Bett.
    Ich verbrachte eine ruhige Nacht, aber der Morgen begann turbulent. Zunächst einmal läutete das Telefon. Mein Freund, der Oberst, erkundigte sich, ob ich eine gute Nacht verbracht hätte.
    Dann fragte der Empfangschef telefonisch an, ob ich das Frühstück wünsche? Es wäre vielleicht richtiger, es auf dem Zimmer einzunehmen, da in der Hotelhalle mindestens zwanzig Journalisten auf mich lauerten. Ich stimmte zu.
    Zehn Minuten später erschien der Zimmerkellner. Ich ließ ihn herein. Während er deckte, ging ich, mit der Tasche am Handgelenk ins Badezimmer, schnallte sie ab und wusch mich.
    Mitten während des Waschens hörte ich ein klirrendes Geräusch. Ich stieß die Tasche mit dem Fuß in den schmalen Raum zwischen Dusche und Badewanne und ging, notdürftig bekleidet, und noch vom Wasser tropfend, in das Zimmer.
    Der Zimmerkellner hatte eine Kaffeetasse fallenlassen. Sie war auf dem Boden, trotz des dicken Teppichs, zersprungen, aber man konnte dem Mann die Ungeschicklichkeit nicht übelnehmen, denn hinter ihm stand ein Bursche, der eine Hand unter des Kellners Kinn gelegt und ihm den Kopf in den Nacken gerissen hatte. Mit der anderen Hand drückte er die Spitze eines außerordentlich großen Messers an die Kehle des Unglücklichen.
    Ein zweiter Mann mit einem weißen Panamahut auf dem Kopf, einem gestreiften Anzug und einer gelben Krawatte zum dunklen Hemd, hielt einen großkalibrigen Revolver in der Hand. Daß Schießeisen sah aus, als hätte er es aus einem Wildwestfilm geklaut.
    Der Knabe mit dem Panamahut stieß ein »Aah« aus, als er mich sah, schoß auf mich zu und drückte mir die Tom-Mix-Kanone gegen den Magen.
    »Holen Dollar«, kauderwelschte er. »Großer Boß uns schickt! Schnell!«
    »Laß erst mal den Mann dort los«, sagte ich ruhig. »Er hat nichts damit zu tun.«
    Der Panamaträger verstand. Er warf seinem Kumpan ein paar Worte hinüber. Dieser nahm das Messer von der Kehle des zitternden Kellners. Der Kellner flüchtete mit bebenden Knien in Richtung meines Bettes, auf das er niedersank.
    »Dollar!« wiederholte der Mann, der vor mir stand.
    Ein erfahrener amerikanischer Gangster hätte sich gehütet, sich so unmittelbar vor mir aufzubauen. Auch aus drei oder vier Schritten Entfernung trifft man sicher.
    »Okay«, antwortete ich, machte eine Drehung, schwang zurück. Die Kante meiner rechten Hand traf hart die Finger, die das Schießeisen hielten. Der Mann jaulte auf. Seine Kanone flog in weitem Bogen durch den Raum.
    Ich packte ihn bei den Jackenaufschlägen und an der schönen gelben Krawatte. Sein Kumpan überwand einen Augenblick der Überraschung und sprang mit wildgeschwungenem Messer gegen mich an. Ich warf ihm den Panamahutbesitzer in den Weg. Die Gentlemen stießen zusammen wie zwei entgleiste Lokomotiven. Der Revolverheld stieß einen Schmerzensschrei aus. Der Junge hatte wirklich Pech, denn das Messer seines Freundes zersäbelte ihm bei diesem unfreiwilligen Zusammenstoß den rechten Oberschenkel.
    Ich trat dem Ganoven, noch bevor die Burschen sich entwirren konnten, auf das Gelenk der Messerhand, aber ich hatte nur Pantoffeln an den Füßen, und so entwischte er mir. Allerdings mußte er seine Waffe fahrenlassen.
    Er war nicht mehr scharf auf Dollars. Er versuchte nur noch, seine Haut zu retten und sauste zur Tür, ohne sich um seinen Kumpan zu kümmern, der inzwischen seinen Panamahut verloren hatte, sich auf dem Boden wälzte und laut »Medicos — Medicos« rief.
    Ich erwischte ihn am Rockkragen, bevor er die Tür erreichen konnte. Er wollte sich losreißen, und als daß nicht gelang, wirbelte er herum, wobei der Stoff seiner Jacke knirschend riß, und bearbeitete mich mit den Fäusten. Er war einen Kopf kleiner als ich, und es gelang ihm, zwei klatschende harmlose Hiebe auf meinem Brustkorb zu landen.
    Ich ließ die Reste seiner Jacke fahren. Er glaubte sich frei, wollte sich zur Flucht wenden.
    Ich schoß ihn ab.
    Mein rechter Haken erwischte ihn am Kinnwinkel. Er drehte sich um seine Achse wie ein Kreisel — den ein Kind nicht zum Laufen bringen kann —, sank auf den Teppich und gab vorübergehend seinen Verstand, wenn er je einen besessen hatte, auf.
    Das Geschrei des Verletzten alarmierte trotz der Doppeltüren die ganze Etage.
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