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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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habe nicht die Absicht, Ihren Schwager zu verdächtigen. Das liegt mir fern. Aber einmal muss ich diesen Fall so bearbeiten, wie es meine Erfahrung in solchen Dingen erfordert, und zum anderen kann niemand einem anderen Menschen ins Herz schauen, Czerny. Und dann gibt es sogar noch eine andere Möglichkeit, Czerny. Die Kidnapper können Ihren Schwager als Werkzeug benutzt haben, ohne dass er selbst es ahnte.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Nun, sie könnten Ihren Schwager zu Ihnen geschickt haben, um Sie heute daran zu hindern, an diesem üblichen Spaziergang teilzunehmen, ohne dass Ihrem Schwager klar zu sein braucht, dass er dabei das Werkzeug einer Bande von Kidnappern ist.«
    »Das ist aber eine sehr gewagte Theorie, Cotton.«
    »Sicher ist sie gewagt. Glauben Sie, dass eine Kindesentführung kein Wagnis ist? Jedes Verbrechen bringt bei der Aufklärung Dinge ans Tageslicht, von dem die Betroffenen hinterher zugeben müssen, dass sie sie niemals für möglich gehalten hätten. Aber ich habe keine Zeit, mit Ihnen zu diskutieren, Czerny. Mein Interesse ist einzig und allein, Ihre Tochter zu finden. Das sollte doch weiß Gott auch Ihr Interesse sein.«
    »Zum Teufel, was glauben Sie denn?«
    »Na also. Unterstützen Sie uns bei unserer Arbeit, statt von mir Erklärungen zu verlangen, Czerny. In welcher Angelegenheit suchte Ihr Schwager Sie auf?«
    Ich hörte einen lauten, unmutigen Atemzug, bevor seine Stimme wieder durch die Leitung drang.
    »Also in drei Teufels Namen: Irgendjemand versucht, meinen Schwager reinzulegen. Auf eine verdammt gemeine Tour.«
    »Wieso?«
    »Man will ihm eine Bestechungsgeschichte an den Hals hängen. Natürlich stimmt kein Wort davon. Sammy ist der redlichste Mensch, den ich kenne. Als ich im vorigen Herbst plötzlich ein reicher Mann wurde, bot ich meiner Schwester und meinem Schwager einen gewissen Betrag an, damit sie auch etwas von meinem Gewinn haben sollten. Die beiden haben es glatt abgelehnt, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.«
    »Wie viel haben Sie ihnen angeboten, Czerny?«
    »Cotton, Sie gehen mir auf die Nerven. Sie sollten lieber…«
    Ich wurde grob und unterbrach ihn: »Czerny, entweder beantworten Sie jetzt meine Fragen, oder Sie können Ihre Tochter selbst suchen! Zum Teufel, glauben Sie denn, es macht mir Spaß, in den Angelegenheiten fremder Leute herumzuschnüffeln? Ich habe nicht den Charakter einer Klatschtante, Czerny, ich bin Kriminalbeamter.«
    Er knurrte etwas. Ich wiederholte meine Frage, und er antwortete: »Ich hatte ihnen fünfzigtausend angeboten.«
    »Keine Kleinigkeit«, gab ich zu. »Und sie haben abgelehnt?«
    »Auf der Stelle.«
    »Man sollte eigentlich annehmen«, murmelte ich, »dass ein Polizist sich nicht bestechen lässt, der ein Geschenk von fünfzigtausend Dollar ablehnt. Ist diese Bestechungssache der Grund dafür, dass Ihr Schwager kein Dienstabzeichen tragen darf?«
    »Ich nehme es an. Wir hatten keine Zeit, die Sache durchzusprechen.«
    »Okay. Das war’s für jetzt. Danke für die Auskunft.«
    Ich legte den Hörer auf und zog die Liste heran, in der die Telefonnummern aller New Yorker Polizeidienststellen aufgeführt sind. Ich wollte die Personalabteilung der Stadtpolizei anrufen, aber ich kam nicht mehr dazu. Es klopfte an die Tür.
    »Herein!«, rief ich und sah gespannt auf.
    Der Mann, der hereinkam, war mir zwar nicht persönlich bekannt, aber von den Zeitungen her kannte ich seine Erscheinung. Er war klein, für einen Mann ungewöhnlich klein, und er trug einen völlig altmodischen Kneifer auf der spitzen Nase. Es gab Leute, die behaupteten, dass er der schärfste Staatsanwalt sei, der je in New York vor den Schranken der Gerichte stand. Sein Name war Jim Josuah Callery, und er legte auf beide Vornamen so viel Wert, dass er sogar mit beiden unterschrieb.
    Ich stand auf.
    »Hallo, Mr. Callery«, sagte ich. »Ich heiße Cotton. Bitte nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«
    Er rümpfte die Nase. Der Himmel mochte wissen, was ihm an mir nicht gefiel. Aber dass er mir auch nicht sympathisch war, wusste ich schon jetzt. Als er seinen dünnlippigen Mund öffnete, leuchtete eine doppelte Goldplombe von den unteren Schneidezähnen.
    »Ich erfuhr vor einer guten Stunde, dass die Tochter eines gewissen Czerny entführt worden sei«, sagte er mit einer unangenehm scharfen Stimme. »Trifft das zu?«
    Ich nickte stumm. Er sah mich durch die dick geschliffenen Gläser seines Kneifers an wie eine Klapperschlange ihr
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