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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb
Autoren: Manfred Weinland
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Sekunden und setzte sich dann ebenfalls in Bewegung.
    Als er auf etwa zehn Schritte an das Wachbüro herangekommen war, merkte er zum erstenmal, daß etwas nicht stimmte. Irritiert entdeckte er das seltsame Lichtgespinst, das wie hauchdünne Spinnfäden über den Köpfen der Wärter zu schweben schien.
    Frost stockte unbewußt im Schritt.
    Narrten ihn seine Augen?
    Halluzinierte er?
    Kamikaze und Osbourne hatten mittlerweile ihre Stellungen am äußersten rechten und linken Rand der Glasfront eingenommen. Osbourne war unbemerkt über den Fußboden zur anderen Seite gerobbt. Beide wirkten leicht nervös, machten aber nicht den Eindruck, als wäre ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Ab und zu warfen sie Frost einen ungeduldigen Blick zu, weil sie auf sein Signal zum Angriff warteten.
    Der zögerte. Blickte noch einmal genauer hin. Verdammt, dachte er, da ist doch etwas faul. Ich bin doch nicht verrückt.
    Lag es an der Glasscheibe, daß er dieses goldene Gespinst zu sehen glaubte? Konnte Neonlicht solche Reflexe zaubern?
    Frost schlich sich noch näher an das Büro heran. Geschickt nutzte er die spärlichen Deckungsmöglichkeiten, um nicht gesehen zu werden, selbst aber ungehinderten Blick ins Innere des Wachraumes zu haben.
    Wieder hielt er inne.
    Sein Blick wanderte von einem Wärter zum anderen. Drei zeigten ihm ihre Gesichter, zwei ihre wenig aussagekräftigen Hinterköpfe.
    Frost fror plötzlich. Er hätte nicht zu sagen vermocht, warum, aber er hatte unvermittelt einen Eisblock in der Magengegend, der ihn innerlich fast erstarren ließ.
    Die Gesichter, dachte er alarmiert. Starr und kalkig weiß, unheimlich…
    Kein Laut drang aus dem Wachraum. Hände teilten Karten aus oder hielten ihr Blatt fest, Spiele wurden gewonnen und verloren, aber es wurde kein Wort gesprochen. Die Gesichter blieben starr und kalt und puppenhaft.
    Gefahr! schrie Frosts Instinkt, auf den er sich bisher in den meisten Situationen hatte verlassen können. Die Sache stinkt zum Himmel…
    Weiß ich, dachte er. Aber diese verfluchten Idioten Cooper und Osbourne schienen da ganz anderer Meinung zu sein. Sie hegten offensichtlich nicht den geringsten Verdacht, wurden allerdings durch Frosts Zögern sichtlich verunsichert.
    Frosts Gehirn arbeitete fieberhaft. Was sollte er tun? Die Aktion abbrechen, in die Zelle zurückkehren, eines unguten Gefühls wegen, in diesem Stadium?
    Nein!
    Er hob den Arm.
    Osbourne und Kamikaze schienen diese Geste fast erleichtert aufzunehmen.
    Angriff! signalisierte Frost. Gleichzeitig rannte er selbst los.
    Was folgte, war die Hölle…
    ***
    »Nummer Zwei«, unterrichtete Kerr Zamorra, nachdem er das Telefonat beendet hatte. Er machte kein sehr glückliches Gesicht, während er dem Dämonenjäger erzählte, was er gerade erfahren hatte.
    »Und der alte Mann lebt?« fragte Zamorra. Er witterte Morgenluft, sah endlich eine Chance, etwas Licht hinter das Mysterium der rätselhaften Toten zu bringen.
    »Ja, steht aber unter Totalschock«, erklärte Kerr und schnürte sich bereits den Gürtel des Trenchcoats zu. »Sein Kumpan hat weniger Glück gehabt. Er ist Opfer Nummer Zwei. Daß ihm sein vielleicht wichtigstes Organ fehlt, wurde erst in dem Krankenhaus entdeckt, in das man ihn und seinen Spezi gekarrt hat, nachdem sie ein Streifenwagen durch Zufall gefunden hatte.«
    »Wir sollten ihn uns trotzdem mal anschauen, meinst du nicht?«
    Kerr nickte.
    Sie verließen das Gerichtsmedizinische Institut, ohne einen wesentlichen Schritt weitergekommen zu sein und fuhren zum westlichen Stadtrand von London, wo das Krankenhaus lag, in dem sie sich endlich eine Spur zu finden erhofften, die zum Urheber der unheimlichen Morde führte.
    Im Osten dämmerte bereits der neue Morgen am Horizont. Der Himmel wirkte leicht dunstig, aber wolkenlos. Der Tag begann, zumindest wettermäßig, gut.
    Kerr parkte den Vauxhall frech auf der gesondert gekennzeichneten Parzelle des Chefarztes und klebte ein selbstgebasteltes blutrotes POLICE-IN-ACTION-Schild an die Windschutzscheibe.
    Im Foyer des Hospitals stand ein einsamer Kaffeeautomat. Zamorra orderte per Münzeinwurf zwei Becher des pechschwarzen, heißdampfenden Getränkes.
    »Bevor wir uns ins Getümmel stürzen, geb' ich einen aus«, erklärte er Kerr schmunzelnd. »Vielleicht bügelt das Gesöff die Schlaffalten aus dem Gesicht…«
    Kerr, obwohl Brite, kein eingeschworener Teetrinker, lächelte säuerlich.
    ***
    Kamikaze riß die Glastür auf und stürzte in den Wachraum. Dabei stieß
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