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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb
Autoren: Manfred Weinland
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Grab aus gefrorener Zeit zu bewegen begann. Es waren noch keine durchdachten, bewußt gesteuerten Regungen, aber sie zeigten, daß die Entwicklung voranschritt. Die mordreds leisteten ganze Arbeit.
    Sara Moon nahm es mit stiller Genugtuung zur Kenntnis.
    Hoch über ihr, in der Kammer der Macht , verschwanden in diesem Augenblick gleich drei der Eisengnome auf einmal, um irgendwo das Grauen zu säen - und zu ernten…
    ***
    »Vorsicht!« schrie Zamorra, packte Kerr am Arm und riß ihn zwei, drei Schritte mit sich zurück.
    Der Yard-Inspector wehrte sich nicht, zeigte jedoch unverhohlen, daß er sich über Zamorra wunderte.
    Der klopfte nur kurz gegen seine Brust, um zu verdeutlichen, daß das Amulett auf irgend etwas zu reagieren begonnen hatte. Die Silberscheibe mit den zwölf Tierkreiszeichen und den rätselhaften Hieroglyphen, die Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, sandte leise Impulse und Wärme aus, was sie immer dann tat, wenn dämonische Kräfte anwesend waren oder ihre Spuren hinterlassen hatten. Das Amulett verharrte in diesem Stadium, reagierte nicht heftiger, weshalb Zamorra zu dem Schluß kam, daß in diesem Fall keine direkte Gefahr mehr drohte. Wahrscheinlich registrierte das magische Instrument nur die unsichtbaren Spuren, welche der unbekannte Täter an dem Mordopfer zurückgelassen hatte.
    »Schon gut«, meinte Zamorra deshalb. »Anscheinend hat mein Amulett diesen Anblick -« er deutete auf den Toten mit dem geöffneten Schädel »-auch erstmal verdauen müssen… Verdammt, wer macht denn sowas?«
    »Gute Frage«, knurrte Kerr, dem man ansah, daß er es auch nicht alle Tage mit Leuten zu tun hatte, denen jemand das ganze Gehirn geklaut hatte!
    Leer… der Schädel des Toten auf der Bahre im Kühlfach war leer!
    »Jetzt nochmal von vorn«, rekapitulierte Zamorra. »Hast du nicht gemurmelt, daß man erst bei der Autopsie der Leiche das Fehlen seines Denkorgans festgestellt hat? Daß der Mann nicht die geringste äußere Verletzung aufwies?«
    Kerr nickte. »Stimmt haarscharf. Und mein geschulter Verstand kombinierte sofort, daß in diesem Fall Meister Zamorra angesagt wäre.« Er grinste flüchtig, obwohl zu spüren war, daß das rätselhafte Phänomen der vor ihnen aufgebahrten Leiche nicht spurlos an ihm vorübergegangen war. »Und nun bist du hier…«
    In diesem Augenblick knackte ein an der Decke hängender Lautsprecher, und eine schläfrige Stimme forderte Yard-Inspector Kerr auf, sich im Büro des Chefmediziners zu melden. Seine Dienststelle verlangte ihn am Telefon.
    »Kann man machen nix«, meinte Kerr, schob den Toten in die Röhre zurück und trabte mit Zamorra zum Chief-Office.
    Fünf Minuten später wußten sie, daß der Gehirnräuber erneut zugeschlagen hatte!
    ***
    Die Nacht lauerte in jedem Winkel der Zelle. Die Sekunden tropften zäh und schwer durch die Stille, die kalt und unsichtbar über den drei Insassen lag. Durch das vergitterte Viereck an der Südwand flutete fahles Mondlicht in die enge Behausung und versuchte erfolglos die Schatten der Nacht aufzulösen. Nur das blasse Grau der schweißglänzenden Gesichter, die vor der stählernen Zellentür kauerten, war zu erahnen.
    Stumm und konzentriert arbeitete Ben Frost an dem komplizierten Sicherheitsschloß, das ihn und seine beiden Zwangspartner am Marsch in die Freiheit hinderte. Frost konzentrierte sich stärker als je zuvor in seinem dreißigjährigen Verbrecherleben auf seine Aufgabe. Er vergaß fast zu atmen. Nur das Knirschen seiner nervös aufeinandermahlenden Zähne vermischte sich mit den gepreßten Atemzügen der anderen.
    »Was ist?« zischte Garry Osbourne, der jüngste der auf die gemeinsame Flucht eingeschworenen Truppe. Für einen Sekundenbruchteil spürte Frost den warmen Atem des Jungen an seinem rechten Ohr. Aber ehe er etwas erwidern konnte, fauchte Kamikaze, der links neben ihm kniete: »Klappe, Kid! Siehst du nicht, daß er sich konzentrieren muß?«
    Weitere Worte waren überflüssig. Osbourne biß sich auf die Unterlippe. Nicht zum erstenmal spürte er, daß er Aston Cooper, genannt »Kamikaze«, haßte. Cooper war ein Arnold-Schwarzenegger-Typ und mit an hundert Prozent grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ganz dicht im Oberstübchen. Man hatte ihn wegen mehrfacher schwerer Körperverletzung und versuchten Totschlags eingelocht, und selbst in den wenigen Monaten, die er im Kittchen von Chesterfield war, hatte es kaum eine Woche gegeben, in der es nicht wenigstens einmal zu
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