Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens
Autoren: Parkweg des Grauens
Vom Netzwerk:
endlich auf den elektrischen Stuhl zu kommen?«, fuhr Phil fort. Er hoffte, dass er ihn reizen konnte, so weit reizen, dass sich Hull durch eine kleine Unachtsamkeit verriet.
    Aber Hull saß und schwieg und lächelte.
    Phil spürte, wie ihm kalter Schweiß auf die Stirn trat. Warum, zum Teufel, sagte er sich, warum bin ich nicht mit den Kollegen von der Überwachungsabteilung heraufgekommen?
    Warum konnte ich es nicht abwarten, dem Mann gegenüberzutreten, den ich zwölf Stunden lang gesucht habe? Zwölf Stunden… lieber Himmel, mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Wann wurde Harper erschossen? Heute früh? Oder war das schon vor ein paar Jahren?
    »Wodurch, glauben Sie, bin ich auf Ihre Spur gekommen?«, fragte Phil, weil er die Stille unerträglich fand.
    Hull schwieg und lächelte. Aber er zuckte wenigstens kaum merklich mit den Achseln- »Durch die Eisenplatte an dem Marihuana-Päckchen«, sagte Phil und ließ den Mann nicht einen Herzschlag lang aus den Augen.
    Zum ersten Mal zeigte Hull eine Regung. Er schien erstaunt zu sein.
    Phil erkannte sofort die schwache Stelle seines Gegners.
    »Ihre kindliche Spielerei wird Sie auf den elektrischen Stuhl bringen, Hull«, sagte er scharf. »Sie halten sich wohl für ein naturwissenschaftliches Genie, nur weil sie ein bisschen an dem elektrischen Kram herumbasteln. Jedes Schulkind von vierzehn Jahren kann Ihnen das nachmachen.«
    Hull atmete heftig. Phil hakte nach.
    »So etwas Albernes wie die Geschichte mit dem Elektromagnet und dem Päckchen auf der Eisenplatte, Hull, das ist so primitiv, dass die Polizei nur wegen dieser Primitivität nicht auf Anhieb daraufkam. Wir machen meistens den Fehler, dass wir sogar einen Gangster für einen vernunftbegabten Menschen halten. Meistens zeigt sich aber nur, dass er ein Mensch mit einem Defekt in seinem Verstand ist.«
    Einen Augenblick glaubte Phil, Hull würde sich auf ihn stürzen. Er wünschte es beinahe. Wenn er es tat, konnte es einen fairen Kampf geben, jedenfalls einen Kampf von Mann zu Mann.
    Aber Hull bezwang sich. Ganz langsam kroch wieder das unheimliche Lächeln in sein Gesicht. Woher kenne ich dieses Gesicht nur?, fragte sich Phil abermals.
    »Los, Hull! Hände hoch! Kommen Sie langsam her! Und machen Sie keine Dummheiten. Ich schieße sofort. Und bilden Sie sich nicht ein, dass Ihnen dadurch der elektrische Stuhl erspart wird. Ich werde Sie nur kampfunfähig schießen. Aus der kurzen Entfernung ist das kein Problem.«
    Hull rutschte vom Fensterbrett herab.
    »Kann ich vorher mal eben telefonieren?«, fragte er.
    »Wen wollen Sie anrufen?«
    »Meinen Vater.«
    »Wer ist das?«
    »Sam Greyston.«
    »Wieso Greyston? Ich denke, Sie heißen Hull?«
    »Es ist der Name meiner Mutter.«
    »Warum wollen Sie Ihren Vater anrufen? Er kann Sie besuchen.«
    »Sie werden es vielleicht nicht glauben, G-man, aber nachdem ich Harper erschossen hatte, habe ich es meinem Vater erzählt. Er wurde fürchterlich wütend. Er behauptete, dass mich die Polizisten innerhalb einer Woche hätten. Nun, ich gebe zu, dass ich ihm eine Wette um ein halbes Dutzend Flaschen Bourbon anbot, dass mich die Polizei nicht einmal innerhalb eines Jahres überführen könnte.«
    »Es hat ungefähr zwölf Stunden gedauert«, stellte Phil kühl fest.
    »Das ist es, was mich wirklich überrascht«, sagte Hull und hob den Telefonhörer hoch. Er sah Phil immer wieder an, während er die einzelnen Ziffern wählte. Phil ließ ihn nicht aus den Augen.
    Und dann wurde ihm auf einmal bewusst, dass Hull sich Mühe gab, den Telefonapparat auf dem Tisch langsam und unauffällig zu drehen, als ob er erreichen wollte, dass der Apparat mit einer bestimmten Seite auf Phil zeigte.
    »Wenn Sie das Telefon nicht sofort loslassen«, sagte Phil hastig, »schieße ich es Ihnen aus der Hand.«
    »Haben Sie etwa Angst, G-man?«, fragte Hull.
    Er schob den Finger abermals in ein Loch der Drehscheibe und drehte. Phil ließ es nicht mehr darauf ankommen. Er warf sich auf den Boden. Fast im gleichen Augenblick löste sich der Schuss aus der Pistole in der Attrappe des Telefongehäuses. Die Kugel zersplitterte das Gehäuse, fuhr durch die Tür und klatschte in die gegenüberliegende Flur wand.
    Mit einem Satz war Phil wieder auf den Beinen.
    »Ich habe es Ihnen doch erklärt«, sagte er überlegen, »dass ein bisschen Spielerei noch kein Genie macht. Los, Hull, recken Sie die Hände an die Decke!«
    Phil wusste, dass er es nicht tun würde. Er war darauf vorbereitet, dass Hull jäh
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher