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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness
Autoren: Werner Kurt Giesa
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grünliche Spur zog sich über ihren Rücken.
    Roderick murmelte eine Verwünschung. »Ich habe danebengeschossen«, sagte er verärgert. »Das darf nicht wahr sein…«
    »Noch einmal«, befahl Sir Glenn. »Es muß klappen. Wir müssen diesen Nervenknoten durchlöchern. Ich bin sicher…«
    Er legte wieder an und zielte.
    Aber ehe er abdrücken konnte, hörte er Roderick neben sich aufstöhnen. »Vater!«
    Er fuhr herum.
    Roderick hatte sich umgedreht und starrte auf eine Gestalt, die aus der offenen Falltür von der Treppe herauf auf die Turmplattform kam. Eine Gestalt, die Frauenkleider trug - und die ein Skelett war.
    »Tante Melissa…?«, stöhnte Roderick auf.
    »Nein!«, schrie Sir Glenn. »Das ist nicht möglich! Zamorra hat das Skelett doch vernichtet und den Keim gelöscht…«
    »Offenbar nicht gründlich genug«, murmelte Roderick und drehte das Gewehr um, so daß er mit dem Kolben zuschlagen konnte. Er holte aus und duckte sich leicht, bereit zum Kampf. Sir Glenn wich zurück, bis er die hüfthohe Mauer hinter sich spürte. Da konnte er nicht weiter.
    »Du bist wirklich Melissa?«
    Das Skelett, das jetzt vollends emporgestiegen war, nickte und streckte die Arme aus. Roderick schlug mit dem Gewehr zu, um dem Knochengerüst den Kopf abzuschlagen. Aber blitzschnell zuckte ein Skelettarm hoch, fing den Hieb ab und riß Roderick die Waffe aus der Hand. Roderick, der sie festhalten wollte, wurde nach vorn gerissen, kam zu Fall und konnte sich gerade noch zur Seite rollen, um eine Berührung mit dem Gerippe zu vermeiden.
    Er kippte in die Falltür und polterte die steile Treppe hinunter.
    Sir Glenn erschauerte.
    Er riß das Gewehr hoch und schoß.
    Aber die Kugel ging glatt durch das Skelett hindurch, ohne Schaden anzurichten.
    Wieder drückte Sir Glenn ab. Aber das Gewehr war leergeschossen. Er klappte es hastig auf und hebelte die leere Patronenhülse heraus. Melissa, das Skelett, näherte sich ihm langsam, aber unaufhaltsam mit vorgestreckten Händen.
    »Weg! Geh weg!« keuchte Sir Glenn. »Laß mich zufrieden… Vergiß nicht, daß wir verwandt sind, Melissa…«
    Da war sie schon heran. Sir Glenn bekam keine Gelegenheit mehr, nachzuladen. Er schlug mit dem Gewehr um sich. Aber auch ihm riß das Skelett die Waffe aus der Hand, schleuderte sie irgendwohin. Sir Glenn keuchte entsetzt. Er wollte zur Seite ausweichen, aber das Gerippe ließ es nicht zu. Er kam nicht mehr weg.
    Er starrte den grinsenden Totenschädel an.
    Nein, so hatte er sich sein Ende nicht vorgestellt.
    »Ende?«, kicherte Melissa, als habe sie seine Gedanken gelesen. »Es ist doch kein Ende, Mann meiner Schwester… Es ist ein neuer Anfang, und unter unserem neuen Herrn brauchst du Nessys Fluch nie mehr zu fürchten… Staunst du, daß ich Bescheid weiß? Oh, ich weiß jetzt viel mehr als je zuvor in meinem Leben…«
    Er preßte die Lippen zusammen. Er wußte, daß er nicht mehr fliehen konnte. Er war endgültig verloren. Die Berührung würde den Keim übertragen, ihn zerfallen lassen, bis innerhalb kurzer Zeit auch von ihm nur noch ein, Skelett übrig war, das sich bewegte und fremden Befehlen gehorchte…
    Da packte er die Mauerkante hinter sich, stemmte sich hoch. Schnellte sich über die Turmzinnen - hinaus ins Leere… stürzte in die Tiefe…
    In einer rasenden Bilderfolge jagte sein ganzes Leben noch einmal an ihm vorbei, und als es vorüber war, war er tot.
    Er hatte sich Nessys Rache und auch dem Angriff des Skelettes auf die letzte ihm noch mögliche Art und Weise entzogen…
    Aber das Skelett Melissa widmete dem unten im Burghof liegenden Mann keinen Blick mehr. Es wandte sich um und tappte wieder die Treppe hinab. Dort war irgendwo Roderick MacRaven…
    ***
    Nessys Abwehr wurde immer schwächer. Zamorra und Gryf warfen sich verzweifelte Blicke zu. Sie wußten, daß sie alle nicht mehr lange durchhalten würden. Die Entscheidung konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Immer neue Skelettkrieger erscheinen förmlich aus dem Nichts und griffen an. Pausenlos jagte das Amulett seine Lichtschauer gegen die angreifenden Knochenmänner. Zamorra drehte sich ständig, wehrte sich in alle Richtungen. Gryf setzte seinen Silberstab ein. Aber immer wieder durchdrangen Skelettkrieger die Verteidigung und versuchten die beiden Männer zu töten.
    Die anderen bedrängten Nessy.
    So geht es nicht weiter, dachte Zamorra. Fieberhaft überlegte er, wie er ihre Kampftaktik ändern konnte. Etwas mußte geschehen, oder sie wurden in den
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