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0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
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hinter der hereinragenden, offenen Tür stand.
    »Mach keine Dummheiten, Hayse«, sagte ich gemütlich. »Reck sie hoch und stell dich mit dem Gesicht zur Wand!«
    »Dasselbe gilt für dich, Brodwich«, ließ sich Phil vernehmen, während er mit dem Fuß der Tür einen Stoß gab, sodass sie ins Schloss fiel.
    Brodwich ließ sich widerstandslos die Pistole von Phil aus der Hand und Hayse von mir aus dem Schulterhalfter nehmen. Nachdem wir sie entwaffnet hatten, zeigte ich einladend auf die beiden Sessel gegenüber der Couch und dem viereckigen Tisch.
    »Setzt euch«, sagte ich. »Wir haben mit euch zu reden.«
    Sie trotteten mit mürrischer Miene zu den Sesseln, ließen sich hineinplumpsen und legten die Hände schön vorsichtig ganz vorn auf die Kante der Lehne.
    Wir fischten uns zwei Hocker, die neben dem großen Fernseher standen weg, und stellten sie so, dass wir sowohl die Narbengesichter wie die Tür im Auge behalten konnten. Phil machte sich auf einen Rundgang durch die Wohnung. Als er nach ungefähr fünf Minuten sämtliche Zimmer rasch durchsucht hatte, kam er zurück und nickte.
    »Es stimmt«, sagte er. »Hillery ist nicht da.«
    »Was wollt ihr eigentlich hier?«, fragte ich.
    »Macht doch keinen Ärger!«, brummte Hayse beinahe versöhnlich. »Wir waren zuerst da. Hillery gehört uns. Ihr könnt ja ausnehmen, wen ihr wollt, aber lasst die Finger von Hillery! Es gibt schließlich eine Menge andere Leute, die genug Zaster verdienen, dass sie sich ein Schutzgeld leisten können.«
    Das war beinahe so etwas wie ein Geständnis, dass sie zu einem Racket gehörten und von Hillery sogenannte Schutzgelder erpressten. Aber es wäre verfrüht gewesen, ihnen jetzt schon unsere Karten offen auf den Tisch zu legen. Ich spielte den Nachdenklichen.
    »Gehört ihr denn zu einer Gang?«, fragte ich und gab mir Mühe, ein bisschen die Aussprache eines Mannes durchklingen zu lassen, der meistens Slang spricht.
    »Sicher!«, verkündete Hayse stolz.
    »Zu welcher?«, fragte Phil.
    Hayse lächelte mitleidig.
    »Würdest du einem Kerl, den du noch nie gesehen hast, gleich alles auf die Nase binden?«, fragte er.
    »Was wollt ihr hier?«, setzte ich das Gespräch iort.
    Hayse zuckte die muskelgepolsterten Schultern.
    »Was sollen wir schon wollen, he? Drei Wochen hat er regelmäßig gezahlt. Jetzt ist die vierte Zahlung fällig, die wollten wir abholen.«
    »Habt ihr keine Ahnung, wo Hillery steckt?«
    »Keinen blassen Dunst, Kumpel. Aber irgendwann wird er schon zurückkommen. Wir haben Zeit.«
    »Wie seid ihr reingekommen?«, wollte Phil wissen.
    Hayse holte einen Spezialdietrich aus der Hosentasche. In diesem Punkte schienen wir uns nicht zu unterscheiden. Ich sah Phil in gespielter Nachdenklichkeit an.
    »Was meinst du?«
    Mein Freund stand auf.
    »Es hat keinen Zweck, sich mit einer ganzen Gang anzulegen. Wir würden den kürzeren dabei ziehen. Ich räume das Feld. Sie haben ja recht: Es muss doch nicht unbedingt Hillery sein. Komm!«
    Ich erhob mich ebenfalls.
    »Schade«, sagte ich dabei. »Bleibt sitzen, bis wir draußen sind! Eure Kanonen legen wir neben die Tür.«
    Hayse nickte zufrieden. Auf einmal fühlte er sich wie ein Sieger.
    »Wenn wir uns mal in der Stadt treffen, schmeiße ich eine Lage«, verkündete er gönnerisch.
    »Ich werde auch nicht kleinlich sein«, versprach ich doppeldeutig.
    Und dann deponierten wir die beiden Schusswaffen auf dem Fußboden neben der Tür und traten den Rückzug an. Wir hatten etwas anderes vor…
    ***
    Van Geeren trug eine leichte Leinenjacke, die er nicht zugeknöpft hatte. Sein mächtiger Leib wölbte sich nach vorn und seitlich derart aus, dass er bequem den Raum zwischen den beiden Türpfosten ausfüllte.
    Der hagere Mann hinter dem Schreibtisch nahm von seinem Besucher keine Notiz. Er hielt den Telefonhörer mit spitzen Fingern, als hätte er etwas Ekelerregendes angefasst.
    »Himmel!«, stöhnte er, als van Geeren in der Tür erschien. »Sie haben die Sendung bezahlt, stimmt, selbstverständlich, Sir. Aber wir haben sie produziert - oder nicht? Sie müssen uns schon erlauben…«
    Sein Gesprächspartner schien ihn zu unterbrechen. Van Geeren schüttelte langsam den Kopf, trat einen Schritt vor und zog die Tür hinter sich zu. Während der Mann am Schreibtisch unentwegt weiter um irgendein Programm stritt, sah sich van Geeren suchend im Zimmer um. Es gab ein paar Sessel, aber der beleibte Detektiv war Sitzmöbeln gegenüber misstrauisch. Er wusste nie, ob sie sein
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