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0281 - Shimadas Mordaugen

0281 - Shimadas Mordaugen

Titel: 0281 - Shimadas Mordaugen
Autoren: Jason Dark
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miesen Peep-Show-Bude brachte.
    Sayana erhob sich. Sie trug einen roten Mantel aus dünnem Stoff. Den ließ sie von ihren Schultern gleiten, als sie auf die schmale Tür zutrat und sich dann zu ihrem Arbeitsplatz begab, wobei ein Lächeln über ihre Lippen zuckte.
    Es erreichte die Augen nicht. Sayana hatte es sich längst abgewöhnt, Spaß an der Sache zu finden. Es war ein Job, der sie fertigmachte. Nicht körperlich, sondern seelisch. Sich auf der Scheibe zu drehen wie ein Ausstellungsstück, ein nacktes Objekt, dabei lüstern und gierig betrachtet zu werden, das hielt kaum jemand aus. Daran ging auch die stärkste Frau kaputt.
    Sie schüttelte sich, aber sie hatte Glück, denn sie brauchte nicht auf die große Scheibe, sondern war zu einem Einzelkunden bestellt worden. Er hockte in der Kabine, während sie durch eine Glasscheibe von ihm getrennt war und tanzte. Tanzen wurde es genannt, weil es der harmloseste Ausdruck war. Tatsächlich aber glich dies einer schlimmen Erniedrigung, die ärger war als Betteln.
    Aber betteln brachte zumeist kein Geld. In der Peep-Show zu arbeiten, war zwar moralisch widerlich, aber »der Rubel rollte«. Alle Mädchen verdienten gut, wenn sie sich produzierten, und bekam jemand einen Sonderjob wie Sayana, so brachte dies immer noch ein paar Scheine mehr.
    Es war eine winzige Kabine. Dazu stickig, nach Schweiß und auch nach billigem Parfüm riechend.
    Der Kunde stand an der anderen Seite der Scheibe. Die kleine Japanerin konnte ihn sehen, seine Gestalt, die Konturen und darüber etwas Helles, sein Gesicht.
    Was mochte er für ein Typ sein?
    Sayana überlegte sich dies immer, während sie automatisch ihre einstudierten Bewegungen durchführte. War es ein Familienvater, der sich in der Mittagspause Appetit holen wollte? War es ein Spanner, ein Mensch mit einem seltsamen Verhältnis zum Sex, oder war es jemand, der einfach nur nackte Frauen sehen wollte?
    Schade, daß die Gesichter zumeist zu verschwommen waren. Sayana hätte sie gern gesehen.
    Dieser Kunde stand starr.
    Bewegte sich überhaupt nicht. Wie ein Denkmal kam er dem Mädchen vor, und so etwas hatte sie auch noch nicht erlebt. Der machte nichts, andere klopften hin und wieder gegen die Scheibe. Sie bewegten auch ihren Mund, formten obszöne Worte oder machten eindeutige Bewegungen mit ihren Händen. Internationale Zeichen, die jeder verstand.
    Das alles war sie gewohnt, deshalb wunderte sich die Zwanzigjährige mit den müden, aber auch harten Augen einer doppelt so alten Frau, daß all dies bei diesem Kerl nicht zutraf.
    Der warf ihre gesamte Statistik durcheinander.
    So cool dachte sie, während sie automatisch die Bewegungen durchführte und sich auch daran erinnerte, daß sie bald Feierabend hatte.
    Morgen war ihr freier Tag, den würde sie genießen. Spazierengehen, ein wenig bummeln, die Schaufenster in der King's Street anschauen…
    Ihre Gedanken stockten.
    Der Kerl hatte sich noch immer nicht gerührt.
    Sayana war darüber fast sauer. Was ihr noch nie passiert war, das geschah jetzt.
    Ihr Ehrgeiz wurde angestachelt.
    Der Mann hatte nach ihr verlangt, dann mußte sie es doch schaffen, ihn anzumachen.
    Sie konnte sich gut bewegen. Besaß einen geschmeidigen Körper, war durchtrainiert, und sie war auch stolz auf diesen Körper. Kein Fett, sondern nur glatte Haut und darunter Muskeln, die kräftig, aber dennoch nicht zu ausgeprägt waren.
    Sie tat Dinge, um die sie manche Stripperin beneidet hätte. Und es waren eindeutige Posen und Gesten, mit denen sie den Mann locken wollte, aber so sehr sie sich auch anstrengte, der Mann hinter der Glasscheibe reagierte nicht.
    Ihn machte auch die rötliche Beleuchtung nicht an, denn dieses Licht goß von zwei Seiten seine Kegel auf die tanzende Frau. Sie wurde eingehüllt, umfangen, und das Licht glich einem nicht spürbaren Mantel, der alles an ihr bedeckte.
    Den Mann interessierte es nicht.
    Er stand da und starrte.
    Sayana tanzte jetzt dicht an der Scheibe. Er sollte alles an ihr genau sehen, vielleicht reagierte er dann, doch sie hatte sich getäuscht.
    Nichts konnte diesen Besucher reizen.
    Die Japanerin schob sich wieder zurück. Sie wußte selbst nicht, weshalb sie plötzlich an ihre Eltern denken mußte. Ihre Mutter war Chinesin gewesen, der Vater stammte aus Japan, deshalb konnte man Sayana als einen Mischling bezeichnen.
    Die Eltern lebten nicht mehr. Sie waren bei einem Brand umgekommen, und ihre Tochter hatte es gelernt, sich allein durchs Leben zu schlagen.
    Sie hatte
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