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0281 - Shimadas Mordaugen

0281 - Shimadas Mordaugen

Titel: 0281 - Shimadas Mordaugen
Autoren: Jason Dark
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der stark rotierte. Dieser Wirbel drang tiefer, so daß sich der Beginn einer Spirale bilden konnte.
    Und sie stieß in die Tiefe!
    Das Wasser schäumte. Ein Trichter wurde geboren. Zu Beginn so breit wie der kreisrunde See, danach spitz in die Tiefe hineinstoßend.
    Wie ein Pfeil war dieser Trichter. Eine lange Lanze, die sich drehte, wirbelte und auch den seltsamen Klumpen erfaßte, ihn ebenfalls in den Wirbel mit hineinzog, zuerst in die Tiefe zerrte, dann Schwung holte und mit einem gewaltigen Stoß in die Höhe beförderte, wobei er sich blitzschnell der Oberfläche näherte und wie von einem kreisrunden Maul ausgespien wurde.
    Etwas flog durch die Luft. Es war dunkelblau, mit zwei gläsern wirkenden Kreisen darin, und es klatschte mit einem satten Geräusch nahe des Seeufers an Land.
    Dort blieb es liegen!
    Eine Masse, die zuckte, zitterte und pulsierte. Manchmal wurden die Augen größer, dann schienen sie von einer nicht sichtbaren Kraft nach vorn gedrückt zu werden, um die quallige, weiche Masse verlassen zu können.
    Aber sie blieben kleben!
    Zu fest waren die Augen mit der seltsamen Masse verwachsen, und sie drehten sich jetzt um sich selbst, weil sie die nähere Umgebung in Augenschein nehmen wollten.
    Ein Glotzen, ein Starren, ein Schauen. Vielleicht die erste Suche nach Opfern, aber da gab es nichts in der unmittelbaren Umgebung, das sich dafür eignete.
    So blieb es ohne Nahrung und stumm liegen.
    Nur die Augen beobachteten. Kalte, blaue Kreise, Pupillen ohne Gnade, leblos und dennoch mit einem seltsamen Glanz oder unheimlichen Feuer versehen.
    Ein starres Schauen, ein Glotzen, das auf den düsteren Himmel gerichtet war.
    Die Stimme kam aus dem Nirgendwo. Sie sprach mit dem, der aus der unheilvollen Tiefe des blauen Sees gestiegen war.
    Und das quallenförmige Lebewesen reagierte. Es veränderte seine Gestalt und streckte sich.
    Zunächst wurde es lang, rutschte über den Boden und nahm ungefähr die Form und die Größe eines ausgewachsenen Menschen an.
    So blieb es liegen, wobei sich die beiden blauen Augen im oberen Teil befanden.
    Es lauschte.
    Bis die Stimme erklang, und sie drang ebenfalls aus dem Nichts. Sie konnte aus dem See dringen als auch aus der Höhe des Himmels hinunterschallen.
    Sie war da, erfüllte den Umkreis und sprach mit den blumenreichen Worten eines uralten Dialekts.
    »Der du in der Tiefe des blauen Auges geboren wirst, bleibst fortan der Hüter meiner Macht und gehorchst nur dem, der dich erschaffen hat. Du wirst die Zeiten sehen, du wirst die Menschen beobachten. Manchmal hältst du dich zurück, dann wiederum sollst du eingreifen und Angst und Schrecken verbreiten. Sie werden dich fürchten lernen und dir schon bald einen Namen geben wollen. Der Unbesiegbare oder der Höllengeist. Das alles wird dich nicht kümmern, denn den richtigen Namen, den habe ich, dein Erschaffer, für dich ausgesucht. Wenn jemand Namen erfindet, dann nur Emma-Hoo, Fürst der Hölle. Und ich habe lange nachgedacht, um dir den richtigen zu geben. Meine Wahl ist auf Shimada gefallen!«
    Nach diesen Worten war es still. Als das Wesen jedoch den Namen Shimada hörte, da pulsierte seine blaue Masse plötzlich, und die Augen wurden noch größer.
    Und wieder erklang die Stimme. Diesmal einem gewaltigen Donnern gleich, das über das Land rollte und irgendwo in der Ferne als Echo verhallte. Jeder Buchstabe war deutlich zu vernehmen, und der gesprochene Satz klang wie ein Schwur, der die Zeiten überdauern sollte.
    »Du bist ein Stück von mir, und so habe nur ich das Recht, dir Befehle zu erteilen. Du bist Shimada, Samurai des Emma-Hoo. Aber ich gebe dir auch noch einen zweiten Namen. Mann der tausend Masken oder der Unfaßbare…«
    Wieder verhallte die Stimme, während das Wesen nach wie vor nahe des Sees am Boden lag. Es hatte gehört, es würde gehorchen. Emma-Hoo konnte sich auf ihn verlassen. Und Zeit spielte für ihn keine Rolle.
    Was machte es schon, wenn Tausende von Jahren vergingen. Für Emma-Hoo war es nicht einmal ein Tropfen im Meer der Ewigkeit…
    ***
    »Sie wollen dich schon wieder, Sayana«, sagte die blonde Fanny und band ein Handtuch über ihren nackten Körper.
    »Wieso?« Die zierliche Japanerin schaute auf.
    Fanny klopfte eine Zigarette aus der Packung und hob die Schultern.
    »Kann ich auch nicht verstehen. An dir ist doch nichts dran. Aber der Chef hat gesagt, du sollst kommen.« Sie blies den Rauch in Richtung Ventilator, der auch keine Kühlung in das stickige Hinterzimmer dieser
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