Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0281 - Shimadas Mordaugen

0281 - Shimadas Mordaugen

Titel: 0281 - Shimadas Mordaugen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lassen.« Der Kerl stülpte die Unterlippe vor. »Wenn ich die zwischen die Finger kriege, setzt es was«, versprach er.
    Fanny wollte abschwächen. »Vielleicht ist ihr schlecht geworden«, sagte sie.
    »Das kann sie sich bis nach der Schau aufsparen. Wir zahlen hier für Leistung, und ihr habt sowieso schon sehr lange Pausen. Das gibt es woanders nicht.«
    Fanny hätte ihm gern eine entsprechende Antwort gegeben, aber sie ließ es bleiben, denn sie wollte nicht noch einmal den verfluchten Schlagstock spüren. Der Mann wartete.
    Die anderen Mädchen sagten nichts. Sie hielten die Köpfe gesenkt, als würden sie sich wegen ihrer Blöße vor dem Kerl schämen. Der ließ seine Blicke über die Körper der Mädchen wandern. Die Rothaarige gefiel ihm, und er beschloß, sie am Abend mit in seine Bude zu nehmen. Sie fehlte nämlich noch in seiner Sammlung. Während der Wartezeit bewegte er seine dicken Finger. Manchmal schloß er sie zur Faust, dann öffnete er sie wieder, zog an jedem Finger, und es knackte widerlich.
    Fanny hatte die Tür zum Gang hin nicht geschlossen. Die Wartenden konnten ihre Schritte hören, als sie zurückkam. Auf dem Hinweg waren sie noch forsch gewesen, doch nun klangen sie seltsam schlapp, zögernd und unregelmäßig.
    Ohne daß ihnen jemand einen Befehl gegeben hätte, schauten sie zur Tür. Sie hörten auch würgende Geräusche, ein Schluchzen, danach ein Schaben, als würde eine Hand über die Wand fahren.
    Etwas war geschehen!
    Das merkte auch der Aufpasser. Für einen Moment spürte er den unangenehmen Druck in seinem Magen. Er preßte die Lippen zusammen, spürte die fragenden Blicke der anderen Mädchen auf sich gerichtet und schoß förmlich in die Höhe.
    In diesem Augenblick betrat Fanny den Raum!
    Sie hatte sich auf eine erschreckende Weise verändert. Zwar trug sie bis auf die hochhackigen Schuhe nichts an ihrem Körper, aber das Gesicht war grauenhaft verzerrt. Es hatte eine grünliche Farbe angenommen, die Lippen zitterten, die Augen wann weit aufgerissen, und sie atmete keuchend und stoßweise.
    »Was ist denn los?« schrie der Aufpasser.
    Er bekam keine Antwort. Fanny starrte durch seine Gestalt hindurch. Ihr Blick war gläsern.
    »Rede!«
    »Sayana, sie ist… sie ist…«
    »Was ist sie?«
    »Tot!«
    Das Wort war ein Schrei, und er traf die Wartenden wie ein gewaltiger Schlag. Sie duckten sich zusammen, ihre Gesichter wurden ebenso bleich wie das von Fanny, während die Münder aufklappten, aber kein Laut aus ihnen hervordrang.
    Sie konnten es einfach nicht fassen. Zu schlimm, zu schrecklich und unbegreiflich war diese Nachricht.
    »Tot?« hauchte der Aufpasser.
    »Ja, tot…«
    »Wo denn?«
    »In der Box!«
    Der Mann verzog das Gesicht, als wollte er anfangen zu weinen. Jetzt war das eingetreten, vor dem er sich stets gefürchtet hatte. Ein Todesfall in seiner Show. Das war schlimm, unbegreiflich. Er dachte daran, daß er nur ein kleines Rädchen im Getriebe war, denn die Mafia kontrollierte dieses Geschäft, und hinter ihr stand ein Name, der Furcht verbreitete.
    Logan Costello.
    Plötzlich sprang der Mann vor. Sie nannten ihn Sugar, aber er war nicht weich wie Zucker, sondern hart wie Stahl. Das merkte Fanny sehr bald, als seine zehn Finger sich in das Fleisch ihrer Schultern gruben und sie durchgeschüttelt wurde.
    »Hast du dich nicht getäuscht? Ist sie wirklich tot?«
    »Ja, ja, ja!«
    »Und wie ist sie umgekommen?« Er sprühte Speichel in ihr Gesicht. Sie merkte es nicht einmal. »Hat man sie erschossen oder erstochen? Was ist los?«
    »Nicht erschossen und auch nicht erstochen. Sie ist… verbrannt!«
    Aus Sugars Mund drang ein fauchender Laut. Mit dem einer Katze zu vergleichen.
    »Verbrannt?« hauchte er.
    Fanny nickte.
    Sugar ließ sie los, schleuderte sie zur Seite und tauchte in den Gang.
    Die Mädchen warteten zitternd. Fanny ging zu ihrem Platz und nahm eine Zigarette. Dabei schaffte sie es nicht einmal, das Stäbchen anzuzünden, so sehr zitterten ihre Hände.
    Eine Kollegin gab ihr Feuer.
    Sie rauchte, hustete und würgte. Auch dann noch, als Sugar zurückkehrte. Sein Gesicht war ebenfalls grau, und der brutale Typ hielt eine Hand vor seinen Mund gepreßt.
    »Die Bullen«, flüsterte er, »wir müssen die Bullen holen.« Nie in seinem Leben hatte er gedacht, diesen Satz einmal freiwillig zu sagen…
    ***
    Wir standen da und wußten nicht, was wir sagen sollten, weil alles so unfaßbar war.
    Vor uns lag etwas, das einmal ein Mensch gewesen war. Ein junger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher