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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne
Autoren: Dämonenkiller
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Frau war um einige Jahre jünger. Ihr Gesicht zeigte noch Spuren ihrer einstigen Schönheit. Beide trugen abgewetzte Pelzmäntel und abgelaufene Stiefel.
    Ich betastete mein Gesicht. Auf der Stirn hatte sich eine bildhübsche Beule gebildet, die höllisch schmerzte. Mit der Zunge strich ich über die aufgeplatzten Lippen und zählte, ob ich noch alle Zähne hatte. Ich war recht glimpflich davongekommen, doch ich fühlte mich schwach und sehnte mich nach einem Bett. Aber das mußte warten. Ich wollte den Alten folgen.
    Ich lehnte mich gegen eine Wand und dachte nach. Eines stand mit Sicherheit fest: Ich befand mich in Rußland. Aber ich wußte nicht, wie ich hierher gekommen war, hatte keine Ahnung, wer und was Tanja war, und auf das seltsame Benehmen der Dorfbewohner konnte ich mir auch keinen Reim machen. Doch meine Neugierde war geweckt, und wie ich mich kannte, würde ich nicht aus Novornaja fortgehen, bevor ich alle Rätsel gelöst hatte.
    Das Ehepaar setzte sich in Bewegung. Der Mann legte einen Arm um die Schultern der Frau. Ich folgte ihnen. Die beiden gingen an der Kirche vorbei und überquerten den großen Platz. Sie sprachen leise miteinander, doch ich war zu weit hinter ihnen, um dem Gespräch folgen zu können. Außer uns befand sich niemand auf den Straßen. Das Dorf wirkte völlig abgestorben. Nur aus einigen Schornsteinen stiegen dünne Rauchwolken in den schmutziggrauen Himmel empor.
    Es fing leicht zu schneien an, und ich stellte den Mantelkragen auf. Ich fühlte mich wie gerädert, unendlich müde, und jeder Gedanke fiel mir schwer. Die Alten gingen in Richtung von Tanjas Blockhaus. Ich hatte keinerlei Mühe, ihnen zu folgen; sie blickten sich nicht ein einziges Mal um. Endlich erreichten wir die halbverfallenen Hütten, von denen ich angenommen hatte, daß sie unbewohnt waren. Der Alte trat in eine der Hütten ein, und seine Frau folgte ihm.
    Ich blieb einige Sekunden lang stehen und verschob dann mein Vorhaben, mit den beiden zu sprechen. Zuerst wollte ich mit Tanja reden. Ich ging weiter und hatte nach wenigen Minuten Tanjas Haus erreicht. Von den Wölfen war nichts zu sehen. Die Haustür war nicht versperrt. Ich trat ein. »Tanja!« rief ich so laut ich konnte, doch ich bekam keine Antwort.
    Ich durchsuchte das Haus, aber sie war nicht da. So warf ich einige Holzscheite in den Kachelofen, setzte mich, rauchte eine Zigarette, drückte sie aus und schloß die Augen. Nach wenigen Minuten war ich eingeschlafen.

    Als ich erwachte, war es dämmrig im Zimmer. Ich stand auf und streckte mich. Der kurze Schlaf hatte mir gutgetan, doch nicht die entsetzliche Müdigkeit aus meinen Gliedern vertreiben können.
    Tanja war noch nicht zurückgekehrt. Ich ging in die Küche und schnitt mir einige Scheiben Brot ab, die ich mit Speckscheiben belegte. Dann brühte ich mir Tee auf, setzte mich in der Küche hin und aß drei Brote. Anschließend durchsuchte ich das Haus gründlich, fand aber nichts, was mir weiterhalf. In einem Schrank entdeckte ich einige Kleidungsstücke: Wäsche, Hand- und Tischtücher, keine Dokumente, keine Fotos oder Briefe, nicht einmal eine Zeitung.
    Ich trat vor das Haus. Es hatte wenig Sinn zu warten. Tanja konnte in wenigen Minuten auftauchen, vielleicht aber war sie auch für eine ganze Weile verschwunden. Ich wußte so gut wie nichts über sie.
    Ich beschloß, mir das Ehepaar vorzunehmen und danach mit Iwan Petropov zu sprechen. Von ihm wollte ich wissen, wer ihn auf meinen Besuch vorbereitet hatte.
    Es war fast dunkel, als ich die halbverfallenen Hütten erreichte. Ich blieb vor der Hütte stehen, in die das Ehepaar gegangen war, und klopfte gegen die Tür. Niemand antwortete. Ich klopfte nochmals. Wieder keine Antwort. Da drückte ich die Klinke nieder, und die Tür schwang auf.
    Die Hütte schien nur aus einem Raum zu bestehen, der gleichzeitig Küche, Wohn- und Schlafzimmer war. In der Mitte stand ein Kachelofen, ähnlich jenem, den ich von Tanjas Haus her kannte. Eine kleine Petroleumlampe verbreitete mattes Licht. Ein undefinierbarer Geruch hing in der Luft – eine Mischung aus Schweiß, kochender Wäsche und Holzkohlenfeuer.
    Ich trat in die Hütte ein und zog die Tür hinter mir zu. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich an das Licht und den Geruch gewöhnt hatte. Das Ehepaar saß auf einer uralten Couch vor dem Ofen. Er rauchte eine lange Pfeife, und sie strickte mit geschlossenen Augen.
    »Guten Abend!« sagte ich leise.
    Die Frau reagierte nicht. Sie strickte ruhig
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