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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne
Autoren: Dämonenkiller
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würde so viele Opfer bekommen, wie er nur wollte. Sollte es ihm jedoch nicht gelingen, so war sie frei.
    Der Wijsch ging nach kurzem Überlegen auf die Wette ein. Das Monster ließ sich an einen Fels ketten, und es merkte zu spät, daß die Kette und der Halsring aus Silber waren. Er konnte die Kette und den Halsring nicht mit seinen Klauen fortreißen, da ihn die Wirkung des Silbers daran hinderte; und er konnte sich auch nicht losreißen, denn sonst hätte ihn der Halsring erwürgt. Er konnte sein unterirdisches Gefängnis nicht mehr verlassen, doch er rächte sich auf seine Art an dem Grafen. Er packte das junge Mädchen und nahm sie gefangen. Dem Grafen war es nicht möglich, sie zu befreien, da er dadurch ihr Leben gefährdet hätte.«
    Ignatjeff machte eine kurze Pause.
    »Das ist die Legende, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde«, schloß er dann.
    Ich brummte, denn ich wußte nicht recht, was von dem Alten und seiner Geschichte zu halten war. »Was ist, wenn es wirklich nur eine Legende ist?«
    »Ich schwöre Ihnen, jedes Wort ist wahr.«
    Ich überlegte. »Seit wann steht die Statue des Monsters im Dorf?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Ignatjeff. »Ich habe Ihnen schon viel zuviel erzählt.«
    »Nach der Legende müßte ja das Monster eigentlich tot sein. Es wurde doch gefesselt.«
    »Stimmt. Die Höhlenlabyrinthe wurden zugeschüttet. Aber der Wijsch lebte weiter. Und dann kamen die Fremden. Sie fingen zu graben an und weckten den Wijsch auf, der jetzt wieder nach Opfern verlangt.« Er sah meinen skeptischen Blick, biß auf seine Pfeife und sah mich böse an. Dann sagte er bitter: »Gehen Sie, Fremder! Ich habe Ihnen alles erzählt, aber Sie können uns nicht helfen. Niemand kann es. Wir müssen uns damit abfinden, daß der Wijsch wieder aufgetaucht ist.«
    »Was ist mit der jungen Frau – dieser Tanja?«
    Ignatjeff legte die Pfeife zur Seite.
    In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Ich wandte den Kopf herum und traute meinen Augen nicht.
    Vor mir stand Grigorij Ignatjeff, der Sohn des Alten, der vor wenigen Stunden dem Wijsch geopfert worden war. Er war nackt. Langsam ging er an mir vorbei und öffnete einen Schrank. Dabei sah ich seinen Rücken, der keine Wunde aufwies.
    Ich sprang auf. »Ihr Sohn lebt!« sagte ich zu dem Alten, der die Hände im Schoß gefaltet hatte. Die Augen hatte er geschlossen, die Lippen bewegten sich wie im Gebet. »So sagen Sie doch etwas!« Ich hatte meine Stimme erhoben, aber der Alte und seine Frau reagierten nicht.
    Ich ging auf Grigorij Ignatjeff zu und stellte mich neben ihn. Er schlüpfte gerade in Wollunterwäsche. Ich klopfte ihm auf die Schulter; sie fühlte sich warm und ganz normal an. Kopfschüttelnd studierte ich das breitflächige Gesicht des Jungen. Seine Augen waren weit aufgerissen und glasig. Er hatte den Blick eines Menschen, der sich in Trance befindet. Ich schlug ihm stärker auf die Schulter, doch er beachtete mich nicht; er kleidete sich weiter an.
    Der Junge schlüpfte schließlich in einen langen Mantel und drückte sich eine Mütze auf den Kopf. Er ging an mir vorbei und trat aus dem Haus.
    Ich folgte ihm.
    Es war eine Sternenlose, finstere Nacht. Nach einigen Sekunden gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Weit vor mir hob sich deutlich die Gestalt des Jungen gegen den Schnee ab. Ich lief einige Schritte, bis ich ihm auf drei Meter nahe gekommen war. Wir verließen das Dorf und stiegen einen sanften Hügel hoch. Und da fiel mir eines auf: Die Schritte des Jungen waren nicht zu hören.
    Ich drückte mir die Kappe tiefer in die Stirn. Tanja hatte ebenfalls keine Fußspuren hinterlassen. Wieder drängte sich die Frage auf, ob die beiden Untote waren. Ich bedauerte sehr, daß ich keines meiner Amulette bei mir hatte.
    Wir ließen den Hügel hinter uns und betraten einen Wald, durch den sich ein schmaler Weg schlängelte. Ich schloß dichter auf, neugierig, wohin mich der Junge wohl führen würde.
    Und dann war er plötzlich verschwunden. Ich fluchte unterdrückt, suchte den Boden ab, holte Streichhölzer hervor, die ich aus Tanjas Haus mitgenommen hatte, und riß eines an. Wie erwartet, fand ich keine Fußspuren. Ich ging systematisch die Gegend ab und nach dem achten Streichholz hatte ich Glück.
    Vor mir lag eine Höhle, die sich tief in den Berg hineinzog. Ich zündete ein weiteres Streichholz an und trat näher. Es war ziemlich sicher, daß der Junge in die Höhle gegangen war. Da es jedoch nicht sinnvoll
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