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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter
Autoren: Jo Zybell
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ihn schließlich die ungewohnte Nahrung herunter zu schlingen.
    Immer wieder signalisierte die Navigationselektronik Küstennähe. Rulfan durchforstete den Rechner nach Seekarten. Er fand fast ausschließlich unbrauchbares Material - Karten aus der Zeit vor Kristofluu.
    Damals, vor vielen hundert Jahren musste man ein Wasserfahrzeug durch unzählige Meeresengen steuern, um ein Land, das die Alten Dänemark nannten, zu umschiffen. Ein anderer Weg führte nicht aus dem Kalten Sund ins Nordmeer hinaus.
    Die apokalyptische Katastrophe hatte dieses Land in unzählige kleine Inseln verwandelt. Keine einzige Karte fand Rulfan, die den Küstenverlauf nach Kristofluu dokumentierte. Wie auch? Selbst der ebenso geniale wie wahnsinnige Smythe würde wohl nie Gelegenheit gehabt haben, die inselreiche Passage vom Kalten Sund in das Nordmeer zu kartografieren. Nicht mal eine Skizze konnte Rulfan aus den Tiefen der Datenbank ausgraben. Also musste er sich auf das Navigationssystem der Twilight of the Gods verlassen. Und auf seine Augen. Nach etwa vierzehn Seemeilen war Rulfan gezwungen den Elektromotor zu drosseln: Eisschollen kamen in Sicht. Nicht einfach nur flache Scheiben, sondern Kegel, so hoch wie das Schiff selbst. Rulfan wagte es nicht, die Twilight of the Gods über sie hinweg schweben zu lassen. Bald trieben sie backbords und steuerbords vorbei, manche nicht weiter als einen halben Speerwurf entfernt. Rulfan manövrierte das Boot auf einem Zickzackkurs durch das Schollenfeld. Die Stunden flogen dahin.
    Gegen Mittag endlich lag das Treibeis hinter ihnen. Und die Inselgruppen zwischen Euree und dem Nordland ebenfalls. Das Nordmeer weitete sich bugwärts. Rulfan beschleunigte die Twilight of the Gods. Die Entfernung zu dem Objekt auf dem Radarschirm schrumpfte zusehends. Noch knapp drei Seemeilen betrug sie, als Rulfan sein Binocular an die Augen setzte und den Horizont absuchte. Er entdeckte eine Rauchfahne.
    Wortlos reichte er Aruula das Gerät. »Was ist das?«, zischte sie. »Ein Nordmannschiff?«
    »Ja.« Rulfan beugte sich über die Tastatur des Navigations-Computers. Seine Finger hämmerten in die Tasten. Eine der alten Seekarten flimmerte auf dem Monitor. Rulfan dachte nicht daran, sich auf sie zu verlassen, doch sie bot wenigstens Anhaltspunkte zur Orientierung. Er prägte sich die Kurskoordinaten ein. Wieder bearbeitete er die Tastatur.
    Aruula setzte das Glas ab. »Was tust du?«
    »Ich ändere unseren Kurs.«
    »Warum das?« Eine steile Falte grub sich zwischen ihre Brauen.
    »Um ihnen auszuweichen.«
    Aruula fasste seinen Unterarm und zog seine Hand von der Tastatur weg. »Ausweichen?! Ich will ihnen nicht ausweichen!« Sie blickte sich um. An einem Wandhaken neben der Tür hingen zwei Gewehre: Aruulas Armbrustwaffe aus dem Bunker des Feuerrohrpriesters von Kalskroona und Rulfans Laserbeamer. »Mit deinem Blitzrohr kannst du sie vernichten!«
    »Willst du weiter ins Nordmeer hinaus und nach Meeraka, oder willst du Krieg führen?« Rulfan musterte ihr hartes Gesicht. Hass spiegelte sich darin. Wie ein zerfetzter Schleier legte er sich über ihre Züge und verhüllte die Schönheit darin.
    Rulfan mochte es nicht, wenn sich ihre Miene so verhärtete. Er mochte dieses faszinierende Frauengesicht, wenn es entspannt und heiter war. Vielleicht noch, wenn sich Trotz und Eigensinn in seinen Zügen spiegelten. Dann mochte er es sogar mehr als er sich selbst eingestehen wollte.
    »Hast du nicht mit eigenen Augen gesehen, was sie meinem Volk angetan haben?!«, fauchte Aruula. »Hat dein Freund Honnes dir nicht berichtet, wie sie ihn gequält haben? Hast du noch immer nicht begriffen, dass sie grausam und blutgierig sind?! Steuere das Boot auf sie zu! Ich will, dass du sie versenkst! Ich will es!«
    »Rachedurst ist der Anfang der Grausamkeit«, sagte Rulfan leise. Er machte sich von ihr los und fuhr fort, die Kursänderung einzutippen.
    Aruula schob sich zwischen ihn und die Instrumentenkonsole. Ihre Hände schlossen sich um seine Oberarme. »Jedes ihrer Schiffe auf den Meeren ist ein Schiff zu viel!« Sie blickte zu ihm empor. Ihre braunen Augen loderten. Rulfan meinte einen grünen Schimmer in ihnen zu erkennen.
    »Jeder ihrer Soldaten auf dieser Erde ist einer zu viel!« Beschwörend klang ihre Stimme jetzt. »Greif das Schiff an!« Er schwieg. Ihre Leidenschaft machte ihn sprachlos. Er fragte sich, ob sie genauso leidenschaftlich lieben konnte, wie sie hasste. »Bitte«, sagte sie mit plötzlich weicherer Stimme.
    Er
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