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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter
Autoren: Jo Zybell
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Schiffes fühlte sich sicher, schien nicht an Flucht zu denken. Anders wusste Rulfan die langsame Fahrt des Dampfers nicht zu deuten.
    Er kniete neben der Reling auf dem Bootsdach, legte seinen Laserbeamer auf den Mittelholm und visierte das große Ziel an. Wulf zog den Schwanz ein und floh winselnd auf die Kommandobrücke. Das Tier wusste, was geschah, wenn sein Herr zu der klobigen Waffe griff.
    Aruula lehnte neben Rulfan über der Reling. Das Binocular an die Augen gepresst beobachtete sie den Nordmann-Dampfer. Der Wind peitschte Rulfan eine Strähne seines langen Grauhaars ins Gesicht. Er strich sie sich hinter die Ohren. Dann legte sich seine Hand wieder um die raue Oberfläche des Waffenkolbens. Die Kuppe seines Zeigefingers berührte den Knopf, mit man den feinen Ziellaserstrahl auslöste.
    »Warte!« Aruulas Hand berührte seine Schulter. Er blickte zu ihr auf. Ihre Haare flatterten im Wind. Weit über die Reling gebeugt spähte sie durch das Binocular. »Bei Wudan…«, stöhnte sie. »Das sind… das sind keine Nordmänner…« Sie reichte ihm das Glas. »Sieh selbst!«
    Rulfan stand auf, hängte sich den Laserbeamer über die Schulter und setzte das Binocular an. Zum Greifen nah schien die geteerte Bordwand des Holzkastens. Und die Gestalten hinter der Reling - viele kleine Gestalten. Manche konnten kaum über die Reling schauen, so klein waren sie.
    »Kinder…«, flüsterte Rulfan. Etwa dreißig Köpfe zählte er. »Kinder und Halbwüchsige…« Im Geist sah er sich eine tödliche Laserkaskade auf das Nordmannschiff abfeuern. Die Vorstellung ließ ihn frösteln…
    »Das sind Kinder meines Volkes!«, stöhnte Aruula. »Die Verschleppten!« Sie begann wild mit den Armen zu rudern.
    Rulfan stürmte auf die Kommandobrücke und steuerte die Twilight of the Gods steuerbords an das Nordmannschiff heran. Aruula und einige der Kinder verständigten sich in der Sprache der Dreizehn Inseln. Rulfan verstand kein Wort.
    Wenig später hatten sie beide Schiffe miteinander vertäut und kletterten an Bord des Dampfers. Fünfzig Kinder umringten sie. Ausgehungerte, abgerissene Gestalten, schmutzig und stinkend. Das jüngste der Kinder hatte noch nicht einmal richtig sprechen gelernt. Das älteste - ein Mädchen namens Suljaana - war vierzehn Winter alt.
    Aruula umarmte eines nach dem anderen, wieder und wieder. Sie hatte Tränen in den Augen, während sie mit der Kinderschar palaverte.
    Von Zeit zu Zeit drehte sie sich nach Rulfan um. »Sie haben die Besatzung getötet…« Unglaube stand in Aruulas Miene. »Stell dir das vor, Rulfan - bis auf einen haben sie alle getötet…« Sie übersetzte ihm, was die Kinder ihr atemlos erzählten. Die dramatische Geschichte eines ungleichen Kampfes, den sie mit List und dem Mut der Verzweiflung für sich entschieden hatten.
    Rulfan war sprachlos. Was ist das für ein Volk, das solche Menschen hervorbringt, fragte er sich. Er betrachtete das hohlwangige Gesicht eines hoch gewachsenen Mädchens - Suljaana. Sie hatte eine Schlüsselrolle bei dem Aufstand gespielt. Ihre müden und gleichzeitig stolzen Augen hielten seinem Blick stand. Oder der etwas kleinere Junge mit dem trotzig vorgeschobenen Unterkiefer und dem verfilzten rötlichen Langhaar - Borisaas, der Rädelsführer der Kinderschar.
    Borisaas winkte sie hinter sich her. Sie folgten ihm über das Deck. An manchen Stellen entdeckte Rulfan Blutflecken. Vor sieben Fellbündeln zwischen den Decksaufbauten und einer Stiege ins Unterdeck blieben sie stehen. Bedrückendes Schweigen breitete sich plötzlich aus.
    »Sieben von ihnen verloren ebenfalls ihr Leben«, sagte Aruula leise. »Die Leichen der Nordmänner haben sie über Bord geworfen.«
    Borisaas ging weiter. Er führte sie hinab in den Maschinenraum. Die meisten anderen Kinder drängten sich hinter Rulfan und Aruula her die schmale Treppe hinunter. Borisaas stellte Aruula zwei Halbwüchsige vor. Sie bewachten einen Nordmann, der Kohlen in den Brennkessel schaufelte. Ein hässlicher einäugiger Bursche namens Turkaz. Mit einem kurzen Strick waren seine Knöchel aneinander gefesselt. Nur mit kleinen Tippelschritten konnte er sich bewegen. Ein weiteres Tau um seinen Hals führte hinauf zu einem der Dampfrohre, wo es mehrfach verknotet war. Rulfan begriff, dass er das einzige überlebende Besatzungsmitglied vor sich hatte.
    Aruula beäugte den Gefangenen aus schmalen Augen. Wieder war diese Härte in ihrem Gesicht, wieder der grünliche Schimmer in ihren Augen. Der Hass sog das
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