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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter
Autoren: Jo Zybell
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deutlich sichtbar im Lichtschein: Gelblich, lippenlos, mit einem quallenartigen Gewächs statt einer Nase über den braunen Zähnen und kalten leblosen Schlitzaugen. Sie erinnerten Suljaana an die Augen eines Fischs.
    Ähnlich die beiden hinter ihm, vor der ausgetretenen Holzstiege: Dem einen hing ein Hautlappen anstelle einer Nase mitten im hohlwangigen Gesicht, der andere hatte zwar eine Nase, dafür aber keine Ohren; quastige Stummel ragten aus seinen Schädelseiten. Alle vier trugen Hosen und Jacken aus erdfarbenem Wildleder und Kurzschwerter in schwarzen Hüftgurten.
    Suljaana stolperte hinter dem Mann mit der Peitsche her die Stufen hinauf. Es war Nacht; kalte Seeluft strömte schneidend in ihre Lunge. Hinter sich hörte sie die Tür ins Schloss fallen. Der eiserne Riegel wurde vorgeschoben. Auf der letzten Stufe stürzte sie. Kopf und Spitze des langen Nagels unter ihrem Lendenschurz bohrten sich in ihre Haut. Der Peitschenkerl riss sie hoch. Sein harter Griff um ihr Handgelenk schmerzte.
    An der Reling vorbei zerrte er sie über das Oberdeck. Das Meer rauschte, Gischt sprühte Suljaana ins Gesicht. An den Ecken der Deckaufbauten baumelten Öllampen. Ihr ärmlicher Schein sickerte durch die Dunkelheit. Suljaana taumelte hinter dem Peitschenmann her und blickte über die Reling: Das Meer erschien ihr als schwarzes kochendes Nichts. Undeutlich nur sah sie die Umrisse der letzten vorbeiziehenden Eisberge. Drei Sonnenaufgänge lang hatten sie den Dampfer vom Kurs abgedrängt.
    Wenn du dich losreißen könntest, dachte sie, wenn du über die Reling springen könntest… alles wäre vorbei…
    Eine Faust stieß sie von hinten zwischen die Schulterblätter. Der zweite Nordmann trieb sie an, der mit der Lampe. Ein weiterer hielt Wache vor der Tür zum Lagerraum mit den Gefangenen. Im Wechsel von Tag und Nacht lösten sich die Wächter dort ab.
    Der Seewind schlug Suljaana das eigene Haar ins Gesicht. Sie blickte in den Nachthimmel. Ein verwaschener Fleck in grenzenloser Schwärze - der Mond.
    Bizarre Wolkengebilde jagten durch den Lichtfleck hindurch. Und Rauch, der aus den Rohren des Nordmannschiffes stieg. Sie dachte daran, dass Borisaas glaubte, der Rauch hinge mit dem Stampfen aus dem Schiffsrumpf zusammen.
    Sie wurde in einen schmalen Gang hineingezerrt. Vor einer Tür blieb der Peitschenmann stehen - vor derselben Tür wie schon in den vergangenen beiden Nächten. Angst und Ekel schnürten Suljaanas Kehle zu. Mit dem Peitschenknauf schlug der Mann gegen die Tür.
    Sie wurde aufgerissen. Licht fiel auf das Gesicht des Peitschenmannes. Eine unförmige Beule wölbte sich anstelle des linken Auges aus seinem Gesicht. Hautlappen hingen von spitzen Nasenknorpeln herab. Lange Schneidezähne ragten über seine Unterlippe. Lächerlich sah er von der Seite aus.
    Doch als er sie packte, um sie durch die Tür zu schieben, sah Suljaana sein rechtes Auge. Ein großes eisgraues Auge voll kalter Grausamkeit. Sie taumelte in einen von zwei Öllampen erhellten Raum und stürzte auf die Holzplanken. Die Männer palaverten an der Tür. Sie drehte sich um und sah den Rücken des Mannes, der diesen Raum bewohnte. Ein Eisschauer rieselte ihr über den Rücken. Wie sie ihn fürchtete, diesen Kerl, wie sie ihn hasste…
    Ein rötlicher Haarzopf lugte aus seinem schwarzen Lederhelm. Schwarz auch und aus Leder war der Mantel, den er trug. Ein breiter roter Streifen zog sich über den Rücken. Suljaana wusste, dass der Schwarze der Schiffsführer war. Und sie hatte gespürt, wie die anderen ihn fürchteten.
    Sie verstand nicht, was die Männer redeten, natürlich nicht. Sie verstand aber, dass der Schwarze den Einäugigen Turkaz nannte. Er verscheuchte den Peitschenmann und den anderen mit einer heftigen Armbewegung. Dann schlug er die Tür zu, schob den Riegel vor und drehte sich um.
    Sein schwarzer Helm ging an der Vorderseite in eine Maske über, die bis in Nasenhöhe hinab reichte. Durch die Seeschlitze konnte Suljaana die Augen erkennen. Grünliche Augen - Suljaana Albträume der vergangenen zwei Nächte waren voll von ihnen gewesen…
    Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr aufzustehen. An einem Hocker zog sie sich hoch. Ihre Knie zitterten, ihre Unterlippe bebte. Du musst stark sein, Suljaana, dachte sie, ganz stark…
    Mit einem Schritt war er bei ihr. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wich bis zur Wand zurück. Ihre Gedanken flohen zu ihren Leidensgenossen in dem dunklen Lagerraum - Vielleicht sind sie direkt unter
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