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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter
Autoren: Jo Zybell
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und Nacht stampfte, mussten auch zwei oder drei Nordmänner wach sein. Und schließlich die beiden Wächter vor der Tür des Lagerraums.
    Suljaana ging in die Knie, legte sich flach auf den Boden und robbte dem Stiegenabgang entgegen, bis sie durch die Geländerholme zur Tür hinab spähen konnte. Der Wächter! Er lehnte gegen die Tür und stützte sich auf sein Schwert. Suljaana presste ihre Stirn gegen das nasse Holz der Decksplanken. Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich verhalten sollte. Sie entschied sich schließlich dafür, einfach die Stiege hinunter zu gehen. Als hätte der Schiffsführer sie wieder zurückgeschickt. Der Wachmann würde ihr glauben, oder nicht? Würde den Riegel öffnen und sie hinein zu den anderen lassen. Und dann…
    Plötzlich klangen Schritte auf. Suljaana hob den Kopf. Der Wächter war aufgestanden und stapfte die Stiege hinauf. Wild schlug Suljaanas Herz in ihrer Kehle. Sie sah, dass der Mann sein Schwert auf der untersten Stufe zurückgelassen hatte.
    Sie drückte sich flach auf die Planken. Jetzt packte der Mann den Holm des Geländers und zog sich die letzte Stufe hinauf. Er schlurfte zur Reling. Wie ein Schlaftrunkener wankte er. Suljaana kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was der Mann an der Reling zu schaffen hatte. Er fummelte vor seinem Bauch herum. Seine Beinkleider rutschten ein Stück über sein Gesäß. Suljaana hörte den Urinstrahl nicht plätschern - dazu brauste die See zu laut - aber sie wusste jetzt, dass er sein Wasser abschlug.
    Eine Sturmböe fegte über Deck. Der Mann wankte und stellte sich breitbeiniger hin, um dem Wind zu trotzen. Suljaana schluckte trocken. Ein Gedanke füllte ihr Hirn aus und ließ sich nicht mehr verdrängen. Ein verrückter Gedanke, doch sie erkannte ihre Chance.
    Sie ging in die Hocke und zog das Kurzschwert aus dem Mantel. Tief atmete sie durch. Behutsam richtete sie sich auf und schlich an den Wächter heran. Wie einen Speer hob sie die Klinge über den Kopf. Die letzten vier Schritte nutzte sie, um Anlauf zu nehmen…
    Ein leises Ächzen. Der Wächter sackte mit dem Kopf voran über die Reling. Die Klinge glitt wie von selbst aus seinem Rücken. Ängstlich sah Suljaana sich um. Keine Schritte, keine Stimmen. Geschafft.
    Sie musste nur die Knie des Toten umfassen und ihn ein wenig anheben, um ihn über Bord gehen zu lassen. Sie konnte den Aufschlag seines Körpers im Wasser kaum vom Rauschen der Wogen unterscheiden.
    Suljaana schlich zur Stiege, eilte die kurze Treppe hinab und zog den Riegel zurück.
    Gestank und stickige Luft schlugen ihr aus dem in einen Kerker verwandelten Lagerraum entgegen. Der Dunkelheit wegen konnte Suljaana nichts sehen. Doch sie hörte Felle rascheln, hörte Füße scharren, hörte dutzendfaches Seufzen.
    Jemand packte sie bei den Schultern und zog sie an sich. Sie spürte einen warmen Körper, sie hörte ein Herz schlagen Und dann Borisaas Flüsterstimme: »Suljaana…, meine tapfere Suljaana…« Tränen stürzten ihr aus den Augen.
    »Hast du Waffen?« Dolwuunas ließ ihr keine Zeit, die plötzlich abgefallene Spannung herauszu- weinen. Der Junge tastete ihren Mantel ab. Der Kampf hatte gerade erst begonnen…
    Borisaas und drei Knaben von nicht einmal neun Wintern schlichen zum Heck des Nordmannschiffes, um den Wächter dort auszuschalten. Suljaana, Dolwannas und einige andere Halbwüchsig kletterten auf die Kommandobrücke. Sie wussten, dass sie nichts zu verlieren hatten. Sie alle wussten das. Mit dem Mut der Verzweifelten fielen sie über den Steuermann und seinen Gehilfen her.
    Sie raubten den Toten ihre Waffen Anschließend drangen sie in die Schlafgemächer der Besatzung ein…
    ***
    Die Elektromotoren summten im Rumpf der Twilight of the Gods. Vom Heck her dröhnten die beiden Luftpropeller. Aus den Augenwinkeln beobachtete Rulfan die Konsole mit den Armaturen.
    Die vielen Lichter, Digitalanzeigen und Zeiger waren ihm noch lange nicht vertraut.
    Gestern erst waren sie von den Dreizehn Inseln aus in See gestochen. [1]
    Wulf, der weiße Lupa lag zwischen Konsole und Kapitänssessel auf dem Boden und schlief. Hin und wieder sackte das Luftkissenboot in ein Luftloch. Rulfan hatte sich inzwischen an diese Momente gewöhnt, in denen er glaubte, seine Eingeweide würden sich ihm in die Kehle drängen.
    Er sondierte das Material aus einer der Leichtmetallkisten, die hier oben an der Rückwand der Kommandobrücke gestapelt waren. Trockennahrung und Decken fand er, Medizin, chirurgische
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