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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter
Autoren: Jo Zybell
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mir…
    Über vierundsechzig waren sie gewesen, als die Nordmänner sie vor sieben Sonnenuntergängen auf ihren Kahn verschleppt hatten.
    Drei kleine Kinder und vier Mädchen, nur wenig jünger als Suljaana selbst, waren seitdem gestorben oder umgebracht worden. »Tu es, Suljaana«, sagte eine Stimme in ihr. Stirbst du, dann musst du wenigstens das Elend nicht langer ertragen…
    Der Mann öffnete seinen schwarzen Mantel und ließ ihn zu Boden fallen Darunter trug er eine schwarze Lederweste - ebenfalls mit balkenartigen roten Streifen gezeichnet - und ein braunes sackartiges Hemd. Er zog die Weste aus Die Augen in den Sehschlitzen ließen Suljaana nicht los.
    Mit einer einzigen Handbewegung rinn er ihr den Fellmantel vom Leib. Suljaana machte erst gar nicht den Versuch ihre Blöße mit den Armen zu bedecken. Nur in der ersten Nacht hatte sie versucht sich zu wehren. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Er legte die Hände auf ihre Schultern und schob sich an sie heran. Sein Atem stank nach Fisch.
    Sein Maskengesicht verschwamm vor Suljaanas Blick. Ihre Gedanken kreisten um Borisaas. Seine Stimme füllte ihren Kopf aus. Taste über seine Rippenbögen… auf der linken Seite schräg nach oben
    ...es ist schwerer als du es dir vorstellen kannst... du wirst deine ganze Kraft brauchen...
    Sie legte ihre Rechte auf die Brust des Mannes. Unter dem groben Stoff des Hemdes ertastete sie seine Rippen.
    Das Grinsen des Mannes schien noch breiter zu werden. Er missdeutete Suljaanas Geste und stieß ein zufriedenes Grunzen aus. Langsam beugte er sich über das Mädchen.
    Suljaana hatte längst den Nagel aus ihrem Lendenschurz gezogen. Jetzt bog sie den linken Arm hinter sich, holte aus - und stieß mit aller Kraft zu!
    Mit einem hässlichen Knirschen fuhr das Eisen ins Herz des Mannes. Suljaana spürte, wie ihn ein Zucken durchlief und er starr wurde. Nichts als ein Röcheln kam über seine Lippen.
    Suljaana hielt ihn, als er langsam nach unten zu rutschen begann, damit er nicht auf dem Boden aufschlug. Sie starrte den Nagelkopf an - schräg nach unten gerichtet ragte er unter dem linken Rippenbogen des Sterbenden heraus, etwa eine Handbreite. Sie wunderte sich, weil nur wenig Blut aus der Einstichstelle in den Hemdstoff sickerte. Der Nagelkopf zuckte im Rhythmus der letzten Herzschläge. Der Kopf des Maskierten fiel auf seine Brust. Die Zuckungen des Nagelkopfes hörten auf.
    Das Mädchen drehte sich um und ließ den Toten gegen ihren Rücken kippen. Auf den Knien rutschend schleppte sie ihn zu seinem Lager und wälzte ihn hinauf. Sie deckte die Leiche zu, zog ihr das Kurzschwert aus dem Gurt und legte sich neben sie. Borisaas hatte ihr eingeschärft, das zu tun. Er rechnete damit, dass es Männer unter der Besatzung gab, die sich einen heimlichen Blick durchs Kajütenfenster nicht verkneifen konnten.
    Suljaana legte das Schwert des Toten auf ihre nackte Brust und hielt es umklammert. Bis in die letzten Nachtstunden hinein würde sie auf dem Lager des Schiffsführers liegen bleiben. Borisaas wollte es so…
    ***
    Schmutziges Rot schob sich am Horizont in den Nachthimmel. Gischt spritzte über die Reling. Das rhythmische Stampfen aus dem Schiffsrumpf klang gedämpft. Nachtsüber drosselten die Nordmänner die Geschwindigkeit. Der kastenartige Kahn schaukelte im stürmischen Wellengang. Der Wind riss die Rauchschwaden von den Eisenrohren auf das Oberdeck herab. Es roch nach Feuer. Suljaana tastete sich an den spröden Holzdielen der Deckaufbauten entlang. Keine Nachtwache der Nordmänner zu sehen bisher.
    Unter dem Fellmantel trug sie jetzt ein Hemd aus groben Stoff. Sie hatte es in der Kajüte des Schiffsführers gefunden. Seinen schwarzen Gurt hatte sie sich um die schmale Taille geschnallt. Alle Waffen, die sie in der Kajüte des Toten gefunden hatte, steckten darin: Drei Messer, ein kurzstieliges Beil, ein Schwert mit schmaler Klinge. Das Kurzschwert des Ermordeten hielt sie mit beiden Händen unter ihrem Fellmantel fest.
    Ein Holzgeländer schälte sich aus der Dunkelheit: die Stiege, die hinab in den Lagerraum führte. Sie blickte zurück, nach oben zur Kommandobrücke, spähte um die Ecke der Deckaufbauten. Nirgends die Spur eines Nordmannes. Doch Suljaana wusste, dass nicht die ganze Besatzung - etwa dreißig Mann insgesamt - schlief. Wie viele wohl auf der Kommandobrücke Wache hielten? Doch mehr als einer bestimmt. Auch vorn am Bug beobachtete ein Mann das nächtliche Meer. Und im Rumpf des Schiffes, dort wo es Tag
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