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0275 - Das Erbe des Satans

0275 - Das Erbe des Satans

Titel: 0275 - Das Erbe des Satans
Autoren: Das Erbe des Satans
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Snatch?«
    Er blickte mich einige Sekunden prüfend an, nippte dann gedankenvoll an seinem Glas und fuhr sich anschließend mit der Zunge über die Lippen.
    »Das… das war vor vier Wochen… in St. Louis… auf einem Presseball habe ich sie zufällig kennengelernt. Es… Nun ja, ich wurde der damaligen Missis Vanderway vorgestellt. Sie nahm an dem Presseball teil, sie hatte einen größeren Betrag für ausländische Studenten gestiftet, die sich zu der Zeit in St. Louis aufhielten. — Vierzehn Tage später heirateten wir.«
    »So schnell?«
    »Nun, wenn man in einem Alter wie meine Frau ist, dann hat man nicht mehr viel Zeit… Immerhin war sie schon…«
    »Sie waren nicht schon…«
    Er funkelte mich böse an.
    »Ist es verboten, eine ältere Frau zu heiraten?«
    »Keineswegs, Mister Snatch. Bitte ereifern Sie sich nicht.«
    »Sie verdächtigen mich fortgesetzt.«
    »Keineswegs, Mister Snatch. — Doch eine Frage noch: Wer erbt das Vermögen Ihrer verstorbenen Gattin?«
    »Weiß ich es«, fuhr er auf. »Ich habe keine Ahnung, und es interessiert mich auch nicht.«
    Ich gab keine Antwort.
    Was hätte ich auch sagen sollen.
    Der anfängliche Verdacht war längst riesengroß geworden. Man hätte blind sein müssen, um nicht zu sehen, daß hier alle Voraussetzungen zu einem gemeinen Verbrechen gegeben waren. Alternde, einsame aber reiche Frau fällt einem skrupellosen Playboy in die Hände, erliegt dessen Charme, heiratet ihn, ändert ihr Testament zu seinen Gunsten und stirbt dann eines plötzlichen Todes. Alles lief wie am Schnürchen. Und so, wie die Dinge im Augenblick standen, konnten wir nicht das geringste beweisen.
    Ich nahm mir im stillen vor, noch einmal alle Hotelangestellten zu verhören. Vielleicht hatte doch jemand etwas gesehen. Vielleicht wußte doch einer, wer die Schaufensterpuppe aus Nr. 911 gehängt hatte. Aber nach längerem Nachdenken verwarf ich diesen Gedanken wieder. Meine Kollegen hatten gestern bereits alle Angestellten vernommen, ohne daß sich ein Fingerzeig ergab.
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick«, murmelte Snatch und verschwand durch die Tür ins Nebenzimmer. Das war die Gelegenheit, auf die wir gewartet hatten. Wäre sie nicht von selbst gekommen, hätten wir sie auf irgendeine Weise herbeiführen müssen.
    Phils Rechte fuhr blitzschnell in die Außentasche seines Mantels. Er brachte eine kleine weiße Papiertüte zum Vorschein. Flink, aber vorsichtig nahm er das in ihr befindliche Whiskyglas heraus. Es glich den auf dem Tisch stehenden Gläsern wie ein Ei dem anderen.
    Mit spitzen Fingern faßte Phil das Glas, aus dem Snatch getrunken hatte. Er kippte den Whisky in das mitgebrachte Glas und stellte es auf den Platz, auf dem zuvor das andere Glas gestanden hatte.
    Das Glas aber, auf dem sich die Fingerabdrücke des Witwers befanden, steckte Phil in die Tüte und ließ sie wieder in seiner Manteltasche verschwinden. Es war keinen Augenblick zu früh.
    Die Tür ging auf, und Snatch kam herein. In seinem Kielwasser folgte Doc Rush, der ein sehr betrübtes Gesicht machte. Er nickte uns mit ernstem Gesicht zu.
    Snatch sollte nicht wissen, daß wir uns bereits kannten.
    Also nannten wir unsere Namen und murmelten Höflichkeitsfloskeln.
    »Missis Snatch ist einem Herzschlag erlegen. Der Tod muß auf der Stelle eingetreten sein. Allerdings kann nur ein sehr erheblicher Schock zu dem plötzlichen Ende geführt haben. Die Züge der Toten sind in einer sonderbaren Weise verzerrt. Ihr Mund war wie zu einem Schrei geöffnet.« — Der Doc machte eine Pause und fuhr sich mit einem weißen Seidentuch über die Stirn Mit leiser Stimme sprach er weiter: »Die Verstorbene muß etwas Schreckliches vor ihrem Tode gesehen haben. Etwas so Furchtbares, daß ihr Herz aussetzte.«
    »Blödsinn«, ertönte die kalte Stimme des Gigolos. »Die Alte hatte eine Kognakpumpe, die schon lange nichts mehr taugte. Es wäre so und so bald mit ihr zu Ende gegangen.«
    »Sprachen Sie eben von der Frau, mit der Sie verheiratet waren?« fragte Phil und bedachte Snatch mit einem angeekelten Blick.
    Der Schnurrbärtige biß sich ärgerlich auf die Lippen und wandte sich ab.
    Er trat zum Fenster und blickte hinaus, ohne uns noch eines Wortes zu würdigen.
    »Sie gestatten, daß wir uns etwas Umsehen«, sagte ich und erhob mich. Snatch gab keine Antwort. Gefolgt von Phil und dem Doc betrat ich das Schlafzimmer der Toten, das am Ende der Zimmerflucht — hinter einem großen Salon und dem Schlafzimmer des
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