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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einen der Sessel fallen. »Mach die Tür zu«, sagte er. »Es zieht.«
    Rogier ging zur Tür. Wieder erfolgte draußen ein Donnerschlag, und diesmal war auch der Blitz zu sehen. Er kam mit dem Donner zugleich. Das Gewitter war also direkt über dem Ort. Gryf überlegte fieberhaft, warum er die vorhergehenden Blitze nicht gesehen hatte. Da stimmte etwas nicht. Diese Nacht war verrückt.
    »Es fängt an zu regnen«, sagte Rogier.
    Gryf erhob sich und trat hinter ihn. Rogier sah mißtrauisch zur Seite. Dadurch wurde das Blickfeld für Gryf größer. Bewegte sich da nicht etwas? Etwas, das hell gestreift war?
    Augen funkelten grün.
    Wieder flammte ein Blitz auf und erhellte die Szene. Gryf glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Wie kam der Tiger hierher?
    »Die Tiger sind frei«, ächzte Rogier blaß. »Wie ist das möglich?«
    Wieder flammte ein Blitz, gefolgt von einem langanhaltenden Krachen und Grollen. Einer der Lichtmasten in unmittelbarer Nähe stand jäh in hellen Flammen. Das Feuer jagte zuckend und funkensprühend am Holz herab und züngelte durch das Gras. Dann brannte der Mast, in den der Blitz eingeschlagen hatte. Ein hellrot glühender Faden zog sich durch die Dunkelheit. Schlagartig erloschen die wenigen Scheinwerfer ringsum. Dafür ging in einigen Wagen das Licht an.
    Notstromaggregate, erkannte Gryf. Denn die Hauptstromversorgung vom Verteilerhaus her war jetzt durch den Blitz-Kurzschluß ausgeschaltet.
    Da begann der brennende Mast zu kippen. Der Faden glühte nicht mehr - in Wirklichkeit das Stromkabel -, aber der lodernde Mast senkte sich genau auf den Pascalschen Wagen herab. Rogier schrie auf.
    »Nein!« brüllte er. »Nicht - nicht das !«
    Da krachte der Mast auf das Dach.
    Nur Gryf achtete noch auf den Tiger, der zurücksprang, sich duckte und fauchte. Rogier wollte kopflos nach draußen. Gryf hielt ihn fest.
    »Paß auf, Junge. Der Tiger«, sagte er.
    Rogier fuhr herum, sah ihn an. In seinen Augen flackerten Angst und Panik. »Der Wagen brennt«, keuchte er. »Der Wagen brennt doch!«
    Da faßte Gryf seinen Entschluß.
    »Dann lösch«, knurrte er und warf sich mit einem Hechtsprung nach draußen - direkt auf den Tiger zu…
    ***
    Niemand sah, wie sich in diesem Augenblick eine Wohnwagentür kurz öffnete und schloß. Ein Unsichtbarer glitt hindurch. Dunkelheit umfing- ihn im Innern des Wagens.
    Hinter den Fenstern erschien ein Augenpaar, das immer dann, wenn das Aufflammen eines Blitzes kam oder der emporlodernde Feuerschein es traf, rötlich erglühte.
    Ein verhaltenes Lachen erklang, schwoll immer weiter an und wurde zu einem irren Kreischen.
    Bis es jäh abriß.
    Doch es blieb nicht still. Stimmengewirr erscholl draußen. Menschen hasteten hin und her. Ein Alarmschrei gellte. »Die Tiger sind los! Jemand hat die Käfige geöffnet…«
    Und eine Raubkatze brüllte durch die Nacht.
    Der Unheimliche kicherte nur noch leise, aber dennoch verspürte er keine Zufriedenheit.
    ***
    Der Tiger, durch das Feuer und das Gewitter verwirrt, wich zurück, als der Druide vorwärts sprang und ihn anbrüllte. Das Raubtier warf sich herum und wollte mit ein paar weiten Sprüngen verschwinden. Aber Gryf schaffte es, schnell genug zu sein. Er bekam den Schwanz der Raubkatze zu fassen und packte fest zu.
    Fauchend fuhr die Großkatze herum und schnappte nach dem Druiden. Gryf warf sich zur Seite, kickte dem Tiger eines der Hinterbeine zur Seite und riß ihn damit zu Boden. Das Tier entwickelte eine fürchterliche Kraft. Und es war schnell. Trotz allem mußte Gryf loslassen, wenn sein Arm und seine Schulter nicht zwischen den Zähnen des Tieres verschwinden sollten.
    Er begriff, daß er sich die Sache ausnahmsweise einmal etwas zu einfach vorgestellt hatte. Hatte er das Blatt diesmal überreizt?
    Der Tiger fauchte erneut, wich aber zurück. Er war verwirrt. Daß ein Mensch ihn angriff und nicht umgekehrt, war selbst für das dressierte Tier neu. Das mochte Gryfs Glück sein. Denn der Tiger, der nun wieder auf den Beinen stand, setzte nicht nach.
    Ringsum tauchten Menschen auf. Ein Feuerlöscher zischte. Von Rogier Pascal war nichts zu sehen. Gryf bemerkte aus den Augenwinkeln, daß zwei andere Männer in den Wohnwagèn eindrangen. Das Dach brannte lichterloh. Mit den Handfeuerlöschern, selbst wenn mehrere eingesetzt wurden, war da wahrscheinlich nicht mehr viel zu machen.
    Gryf sah den Tiger an. Die Raubtieraugen funkelten. Vorsichtig breitete der Druide die Arme aus und machte einen langsamen Schritt
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