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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wohnwagens, in dem leicht eine ganze Familie Platz gefunden hätte. Aber Rogier war, als sie ihn kauften, der Meinung gewesen, daß dieser Wagen gerade ausreichte. Im Vorderteil befand sich die Dusche mit den restlichen sanitären Einrichtungen, daneben die winzige Küche, und der Wohnraum war noch einmal leicht unterteilt; direkt im Heck neben der Tür stand der breite Schreibtisch, an dem sie beide anfallenden Papierkram zu erledigen pflegten. Im »Wohnzimmer« waren die hochklappbaren Betten, ein Sofa, ein Tisch und zwei Sessel. Man konnte in dem Wagen ohne weiteres ein kleines Fest feiern.
    Sorrya sah Rogier an. Der Artist lag auf seinem Bett. Neben ihm auf dem Teppichboden stand ein Glas mit Orangensaft, ein zweites auf dem Tisch. Noch halb naß ging Sorrya hinüber und nahm einen kleinen Schluck. Ganz langsam begann sie, sich von dem Alptraum zu lösen.
    Drei Alpträume, überlegte sie, identische Träume, die sich in drei aufeinanderfolgenden Nächten zeigten. Das mußte doch eine Bedeutung haben.
    Ich werde Gryf fragen, dachte sie.
    Sie wußte, daß sie dem blonden Burschen gefiel, und er gefiel ihr auch. Er flößte Vertrauen ein. Rogier schien das zwar gar nicht zu gefallen, aber immerhin war er nur ihr Bruder und nicht ihr Ehemann. Sie fühlte sich durchaus in der Lage zu tun, was sie wollte und nicht, was ihr ein Jahr älterer Bruder für richtig hielt.
    Langsam frottierte sie die letzte Feuchtigkeit von ihrem schlanken Körper. Dieser Traum vom Todessturz, der so wirklichkeitsnah war, und dann die schemenhaften Geistergestalten… Was bedeutete das? Warum war der Traum nicht schon früher gekommen, warum erst jetzt und dann so heftig?
    Sie zuckte zusammen.
    Die Klinke der Außentür bewegte sich, wurde langsam heruntergedrückt! Jemand wollte herein, ohne anzuklopfen.
    Es ist ja abgeschlossen, dachte sie und schleuderte das nasse Handtuch beiseite.
    Aber dann zuckte die Erkenntnis siedendheiß durch ihr Bewußtsein, daß Rogier vorhin die Tür aufgerissen, den Pfleger und Gryf angefaucht hatte -nicht wieder abgeschlossen hatte!
    »Rogier!« keuchte sie erschrocken.
    Die Türklinke war jetzt ganz heruntergedrückt. Die Tür bewegte sich ganz langsam nach außen.
    »Rogier!« schrie Sorrya, sprang zu ihrem Bruder und rüttelte ihn. Aber er erwachte nicht! Er lag da wie tot - wie betäubt! Aber wie war das möglich? Vorhin war er doch noch hellwach! »Rogier! Was ist mit dir? Du…«
    Sie verstummte.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zur jetzt weit offenstehenden Tür. Aber niemand war zu sehen! Erlaubte sich da einer einen bösen Scherz? Jemand, der jetzt hinter der Tür draußen im Gras stand? Gehetzt sah sie sich nach einem Kleidungsstück um, aber sie pflegte immer alles ordentlich einzuschließen, und da lag nur das schweißnasse Shorty. Sie wollte danach greifen, aber sie war wie gelähmt, keiner Bewegung fähig.
    Langsam schloß sich die Wagentür wieder.
    Schon wollte Sorrya erleichtert aufatmen, als sie die Schritte hörte. Kaum wahrnehmbare Schritte, die von der Tür herkamen. Jemand bewegte sich auf leisen Sohlen auf sie zu.
    Sie wollte schreien, aber es war wie in ihrem Alptraum: Sie konnte es nicht. Erst im Moment des Absturzes.
    Hier stürzte sie nicht. Dies war kein Alptraum, sondern die Wirklichkeit! Oder…? Gab es denn Menschen, die man nicht sehen konnte?
    Gespenster…
    Ein Geist hielt sich im Wohnwagen auf!
    Sorrya Pascal zitterte. Sie lauschte auf jedes Geräusch, verfolgte dadurch die Bewegungen des Unsichtbaren. Der blieb vor dem Tisch stehen. Etwas kratzte. Eine unsichtbare Hand ritzte mit einem unsichtbaren Gegenstand Zeichen in die hölzerne Platte.
    Da steht der Unsichtbare! durchzuckte es sie. Du mußt aufspringen, ihn packen - oder ihm wenigstens etwas an den Kopf werfen!
    Aber sie konnte es nicht.
    Da hörte das Kratzen auf. Der Unsichtbare war mit seiner Tätigkeit fertig. Leicht ruckte der Tisch zur Seite, als sei jemand dagegengestoßen. Die Schritte waren wieder da, und dann wurde von unsichtbarer Hand die Tür geöffnet.
    Ein kühler Windhauch kam herein.
    Da endlich kam Bewegung in Sorrya. Sie sprang auf, eilte um den Tisch herum. Vor ihr wurde die Tür von außen geschlossen!
    Sorrya zögerte. Was erwartete sie draußen? Würde der Unsichtbare dort seine Unsichtbarkeit verlieren?
    Aber er hatte ihr nichts getan, obgleich er die Möglichkeit dazu besaß. Das gab den Ausschlag. Sie nahm all ihren Mut zusammen und stieß die Tür wieder auf, trat ins
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