Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Feuerfluten durch seinen linken Arm tobte, da, wo ihn das Messer traf.
    Er hangelte sich bis zum Stamm vor und kletterte höher, so rasch es ging. In der Baumkrone war er halbwegs sicher. Aber wenn sie ihn durch Zufall hier entdeckten, dann rettete ihn nichts mehr.
    Unten bellten die Hunde und umkreisten das kleine Haus. Sie suchten die Spur und fanden sie nicht. Und aufs Dach kamen sie nicht hinauf.
    Männer mit Sturmlaternen sammelten sich, Dolche und Knüppel in den Händen, einige auch mit Forken bewaffnet. Auch die fünf Ledermänner waren da, aber ihre Schwerter steckten in den Scheiden. Sie kümmerten sich um die ratlosen Hunde, von denen die anderen Männer sich vorsichtig fernhielten.
    »Wo ist er hin? Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!«
    »Ein Hexer kann alles!«
    Zamorra flüsterte eine Verwünschung. Er tastete nach der Armwunde. Er mußte sie versorgen, mußte die Ader abbinden, um nicht noch mehr Blut zu verlieren. Aber womit? Wenn er Stoff zerriß, hörte man das unten. Er durfte kein Geräusch hervorrufen. Wenn einer der Männer die Lampe so richtete, daß ihr Schein das Innere des Kirschbaums erleuchtete, mußten sie ihn unweigerlich sehen.
    Er kauerte auf dem Ast und lehnte sich an den Stamm. Wenn das so weiterging, kam er auf keinen grünen Zweig, obgleich er mitten im Laub hockte. Er mußte davon ausgehen, daß Nicole hier irgendwo gefangengehalten wurde, da die Ledermänner im Dorf waren. Aber wie sollte er sie befreien, wenn er selbst gejagt wurde?
    »Verschwunden… Spurlos verschwunden… In nichts aufgelöst…«, kamen von unten die Stimmen.
    Einer der Ledermänner hob den Arm.
    »Die Hunde finden ihn nicht. Es ist sinnlos, hier herumzustehen. Er wird gekommen sein, um seine Gefährtin zu holen! Nun, warum bringen wir sie ihm nicht?«
    »Was soll das?« fragte ein anderer laut.
    »Sucht Meister Eysenbeiß! Überredet ihn, daß er die Hexe auf den Dorfplatz bringt. Das wird den Hexer anlocken. So bannen wir ihn.«
    »Was, wenn er diese Worte hört?«
    »Wir finden Mittel und Wege, ihn zu bannen. Haben wir nicht auch die Hexe gefangen und sie ihrer Kräfte beraubt? Vertraut uns! Holt den Koder!«
    Die Menge zerstreute sich. Zamorra atmete flach und überlegte. In der Ruine hatten sie ihn im Brunnen für tot liegengelassen. Und jetzt akzeptierten sie einfach, daß er noch lebte? Das war eine Ungereimtheit, die er noch klären mußte. Aber das hatte Zeit. Er hoffte, daß er so bald wie möglich von diesem Baum verschwinden konnte.
    Einer der Ledermänner blieb zurück, die Laterne in der Hand. Die anderen verschwanden mit den Hunden in Richtung Dorfmitte.
    Zamorra atmete auf.
    Wenn dieser Bursche hier auch verschwand?
    Aber der tat ihm den Gefallen nicht. Er zuckte plötzlich zusammen. »Was tropft denn hier? Regnet’s?« Er griff zu seiner Schulter und führte dann den benetzten Finger ins Laternenlicht.
    »Blut?«
    Es klang grollend und böse. Langsam hob der Mann die Laterne, trat ein paar Schritte vom Stamm zurück und zog in einer blitzschnellen Bewegung das Schwert.
    »Ei, verletzt ist er und sitzt da oben!« keuchte der Ledermann. Dann holte er tief Luft, um seinen Alarmschrei von sich zu geben.
    Gleichzeitig schleuderte er das Schwert wie eine Lanze nach oben, direkt auf Zamorra zu.
    ***
    Meister Eysenbeiß war wieder auffindbar. Er stand am Fenster seines Gästezimmers und sah nach draußen, als einer der Jäger anklopfte.
    »Eintreten!« schnarrte der Inquisitor, der den Mann längst beim Überqueren der Straße beobachtet hatte.
    Hastig unterbreitete der Ledermann den Plan.
    Der Inquisitor musterte ihn durchdringend. Dann nickte er langsam.
    »Nicht schlecht, nicht schlecht«, sagte er. »Da wir die Hexe ohnhin verbrennen wollen… So richtet den Pfahl auf, und schichtet die Reiser. Der Hexer wird versuchen, sie zu retten. Gut, holt sie und nehmt sie als Köder. Dann brennen beide, und dies noch in der heutigen Nacht.«
    Er wollte sich schon wieder dem Fenster zuwenden, als er das Zögern seines Hexen jägers bemerkte. »Was ist denn noch?« fragte er unwirsch.
    »Verzeiht, Herr… Doch ist da etwas, das niemand von uns so recht begreifen mag. Der Hexer stürzte in den Brunnen und blieb tot zurück. Doch nun lebt er wieder.«
    »Oh, so tot war er gar nicht«, sagte Eysenbeiß. »Ihr Narren… Ich rechnete fest mit seinem Überleben und Auftauchen. Nun handle endlich.«
    Der Mann warf sich herum und schloß die Zimmertür von außen. Eysenbeiß entwickelte plötzlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher