Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Atemzug zum anderen mitten auf einer Dorfstraße. Und schlagartig wußte er, in welchem Dorf er sich befand.
    Schwarze Magie schleuderte ihn hierher — in das Dorf!
    Inzwischen war es dunkel geworden, aber es gab kein Haus, dessen Fenster nicht beleuchtet waren. Aus dem Gasthaus erscholl Lärm. Zamorra drehte sich im Kreis, versuchte, sich zu orientieren.
    Ein Schrei gellte auf.
    »Da ist einer! Da ist einer! Er ist einfach aufgetaucht! Ein Teufel! Ein Dämon! Ein Hexer!«
    Eine Frau war es, die schrie.
    Zamorra zuckte zusammen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Und schlagartig begriff er die Heimtücke des Vorgangs. Man wollte ihn in den Augen der Dorfbewohner zu einem Hexer machen, und was eignete sich besser dazu als sein plötzliches Erscheinen aus dem Nichts heraus!
    Fehlte nur noch, daß er sich in die Luft erhob und flog…
    Er ahnte, daß mit Hilfe Schwarzer Magie auch das möglich sein mußte!
    Nicht daran denken! Nur nicht daran denken!
    Er duckte sich, sah sich gehetzt um. Die Frau zeterte immer noch und rief weitere Menschen auf den Plan. Ein paar kamen aus dem Gasthaus. Sie sahen herüber. Zamorra spurtete los und versuchte, den Straßenrand zu erreichen, zwischen zwei Häusern hindurch in der Dunkelheit zu verschwinden. Aber zwei Männer, einer von rechts, einer von links, waren ihm zu nahe. Sie liefen gleichzeitig los und versuchten ihm den Weg abzuschneiden.
    Sie trugen irgendwelche Gegenstände in den Händen, die Zamorra nicht näher erkannte, aber er war sicher, daß es sich um Fetische oder sonstige Abwehrmittel handelte, um Hexer zu bannen. Es war, als habe das ganze Dorf nur auf Zamorras Auftauchen gewartet!
    »Zuviel der Ehre«, brummte er verbissen und schätzte seine Chancen ab. Sie standen nicht sehr gut. Die beiden Männer waren kräftig gebaut und schneller als er, vermutlich auch trotz der Tagesarbeit ausgeruhter. Er war immerhin nicht nur in den Brunnen gefallen, sondern hatte auch schon einige schwere Kämpfe hinter sich.
    Und da waren sie auch schon!
    Die Wolfshunde hörte er bellen, die mit ihren Besitzern vom Gasthof herkamen. Männer mit Sturmlaternen erschienen.
    Zamorra war jetzt heran, warf sich herum und erwischte den ersten der beiden Verfolger mit einem Abwehrschlag, der jenen taumeln ließ. Der zweite spielte Dampfwalze und rammte Zamorra zu Boden. Dabei versuchte er, ihm den gewundenen und verdrehten, etwas stinkenden Gegenstand gegen die Stirn zu pressen, den er bei sich trug.
    Seltsamerweise spürte Zamorra so etwas wie eine lähmende Wirkung. Ein Schleier wollte sich über seinen Geist legen, und fast hätte er selbst daran geglaubt, ein Hexer oder Dämon zu sein.
    Der Mann keuchte unentwegt Bannsprüche. Zamorra erwischte ihn mit einem betäubenden Fausthieb und wälzte sich unter ihm hervor. Da war der andere wieder heran, und vom Gasthaus her fegten die bellenden Wolfshunde der Hexenjäger heran.
    Ein Dolch blitzte auf.
    Zamorra versuchte auszuweichen, spürte einen glühenden Schmerz am linken Arm und fühlte die warme Nässe. Aber er hatte keine Zeit, darauf zu achten. Er schaffte es, über einen niedrigen Zaun zu flanken, stürzte und schlug sich das Knie an. Taumelnd kam er wieder hoch. Der Mann wollte ihm nachsetzen, wurde aber von einem lauten Befehl zurückgehalten. Dafür kamen die Hunde wieder.
    Zamorra hatte sie noch in äußerst schlechter Erinnerung.
    Er sah die Regentonne. Sie war abgedeckt. Er sprang hinauf, faßte die Dachkante und zog sich hoch. Sein linker Arm schien abfallen zu wollen, so schmerzte er, und das Knie hatte keine Kraft mehr. Trotzdem kam er nach oben. Die Häuser waren niedrig, die Dächer leicht erreichbar. Die Hunde setzten über den Zaun und fegten auf die Regentonne zu. Zamorra kletterte auf den Dachfirst und ließ sich auf der anderen Seite wieder halb hinunter.
    Wenn doch Wolken kämen!
    Klarer konnte der Himmel mit seiner Mond- und Sternenpracht nicht mehr werden, dabei brauchte Zamorra totale Finsternis, um sich wenigstens halbwegs in Sicherheit bringen zu können. Er überlegte. Hierbleiben konnte er nicht. Die anderen würden aber damit rechnen, daß er jetzt von Dach zu Dach sprang! Was blieb ihm also?
    Da sah er den Baum.
    Ein mächtiger Kirschbaum mit ausladenden Ästen ragte bis zum Hausdach vor. Zamorra schnellte sich ab, griff nach dem Ast und verfehlte ihn fast, weil sein angeschlagenes Knie ihm einen Streich spielte. Aber dann zog er sich hoch, biß mühsam die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz, der gleich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher